Schriften von Georg R. Brinke
2Mo 26,33 - Das Allerheiligste
4. Mose 17,16-26 – Der gründende Stab Aarons
Der grünende Stab Aarons I.Der grünende Stab Aarons I.
In der Bundeslade befand sich außer den Gesetzestafeln und dem mit Manna gefüllten goldenen Krug der grünende Stab Aarons (Heb 9,4). Aus der Stelle in 4. Mose 17,8.23 könnte man schließen, daß der Stab nicht in der Lade, sondern vor ihr lag. Da aber der Stab ein beständiger Beweis der göttlichen Anerkennung des aaronitischen Priestertums sein sollte, ist wohl anzunehmen, daß er schon der Sicherheit wegen in die Lade gelegt wurde, zumal ja eine Lade zum Aufbewahren von Gegenständen bestimmt ist. Israel und damit die Stiftshütte mit der Lade war damals sehr viel auf der Wanderschaft, auf welcher der Stab hätte gar leicht beschädigt werden können.
Wir wollen das Wunder des grünenden Stabes von drei Gesichtspunkten aus betrachten, indem wir auf diesen Blättern die Veranlassung prüfen, die zu diesem Wunder führte. Im nächsten Kapitel wollen wir den grünenden Stab auf Christus anwenden und zuletzt ihn mit dem lebendigen Christen vergleichen.
Die Ursache bzw. der Anlaß zu dem hier vorliegenden Wunder war ein ungerechter, boshafter Angriff auf das aaronitische Priestertum. Darauf hat Satan es stets abgesehen. Er möchte gern die Priester Gottes lahm legen. Gelingt ihm das, dann hat er den Hauptnerv geistlichen Lebens durchschnitten. Welches Gotteskind wüßte nicht von solchen Angriffen zu berichten? In 4. Mose 16 lesen wir von einem wohlorganisierten Widerstand gegen Israels Führer, die beiden Brüder Mose und Aaron. Heute würde man solche Empörer Revolutionäre, Rebellen nennen. Daß wir sie in einer Welt der Ungerechtigkeit finden, verwundert uns nicht, aber sie in der Gemeinde Gottes zu finden, ist tief demütigend. Korah war der Anführer der Rotte, nach ihm wurde sie die Rotte Korahs genannt. Korah war verwandt mit Mose und Aaron und meinte deshalb, gleiche Rechte wie sie beanspruchen zu können. So mag schon früher Ruben besondere Ansprüche für sich erhoben haben, weil er der Erstgeborene war. Er hatte aber ganz vergessen, daß er durch eine schwere Sünde sein Vorrecht verscherzt hatte (1. Mose 49,3-4). All die anderen Rebellen waren Fürsten der Gemeinde. Bissig und vorwurfsvoll sagen sie zu Mose: „Warum erhebet ihr euch über die Gemeinde Gottes?" Dabei sagt die Schrift von Mose-. „Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren" (4. Mose 12,3). - Kann man letzteres von dir und mir sagen? - Dennoch suchten jene Anführer eifrig nach Fehlern, die sie doch nicht fanden, ähnlich wie die Gegner Daniels (Dan 6). Wo wir Fehler suchen bei andern, da ist die Liebe dünn gesät.
Der Grund dieses boshaften Angriffes. Es war das uralte Übel, das wir schon bei Kain und später in Josefs Geschichte, vor allem aber im Haß gegen unsern Herrn finden, den man aus Neid überantwortete (Mt 27,18). Die beiden von Gott begnadigten Männer Mose und Aaron standen beim Volke in hohem Ansehen und waren durch viele Zeichen und Wunder, sowie durch Gebetserhörungen reichlich legitimiert. Menschen mit starkem Geltungstrieb, wie Korah und dessen Rotte, können es nicht ertragen, wenn andere angesehener sind als sie selbst, und unterminieren möglichst das Vertrauen, das diese beim Volke genießen. Viele Störungen in Gemeinden haben ihre Wurzel im Geltungstrieb Unberufener, die meistens sogar versuchen, ihr Recht mit Schriftworten zu beweisen. Solches Treiben noch biblisch rechtfertigen zu wollen, ist geradezu lästerlich und endet meist in einer Katastrophe. Würden Menschen dieser Art Joh 17 lesen, dann gäbe es weder Empörung noch Trennung, sondern herzliche Fürbitte. So dunkel das Treiben der Rotte Korahs war, um so heller leuchtet:
Das Benehmen des Mose. Geistlich gesinnte Menschen können nur geistlich handeln, das sehen wir auffallend deutlich bei Mose. Er griff nicht die Gegner an, wie das meistens geschieht, sondern er schrie zum Herrn (4. Mose 16,4; 14,5; Ps 50,15; Hebt. 4,16). Das war geradezu seine Gewohnheit (2. Mose 15,25). Welch eine herrliche Gewohnheit! Moses wird auch um Weisheit gefleht haben, um nicht eigenmächtig zu handeln (Jak 1,5). Moses betete und ließ Gott antworten. Die schnelle Erhörung geht aus seiner weisen Antwort der Rotte gegenüber hervor (4. Mose 16,5-7). Gott bestätigt noch immer die von Ihm Berufenen. Der Gott aber, der das Rote Meer spaltete, durch das auch dereinst Korah hindurchging, der Wasser aus dem Felsen gab, aus dem auch diese Rotte trank, öffnete den Abgrund, in den die Widersacher mit fürchterlichem Geschrei hinabfuhren. Um allen weiteren Vorkommnissen solcher Art vorzubeugen, traf Gott eine weise Vorsichtsmaßnahme (4. Mose 17,2 ff.). Der Herr sprach zu Mose: „Nimm von den Kindern Israel je einen Stab für ein Vaterhaus, zwölf Stäbe; du sollst den Namen eines jeden an seinen Stab schreiben, und den Namen Aarons sollst du auf den Stab Levis schreiben. Und es wird geschehen, der Mann, den Ich erwählt habe, dessen Stab wird sprossen, und so werde Ich vor Mir stillen das Murren der Kinder Israels.“ Mose mußte des Abends die Stäbe ins Heiligtum bringen, wo sie bis zum frühen Morgen lagen.
Ein unfehlbarer Beweis. Gott antwortete auf das Murren mit einem Wunder. Jeder Stammesfürst wird mit gespannter Erwartung vor die Stiftshütte gekommen sein, in der Hoffnung, daß sein Stab grüne. Jeder wollte das große Los gewinnen. Moses kam heraus mit den Stäben, und alle sahen eindeutig, daß derselbe Mann als Hoherpriester bestätigt wurde, den sie zuvor abgelehnt hatten. Das Wunder am Stabe war ähnlich demjenigen, mit dem Gott Jona sein Unrecht nachwies (Jona 4,6). Alle sahen, daß der Stab Aarons nicht nur grünte, sondern sogar Blüten und Früchte trug. Die Bildung von Knospe, Blüte und Frucht liegt sonst zeitlich weit auseinander, aber der große Schöpfer wirkte alles in kürzester Zeit und stopfte aller Mund. Der fruchttragende Stab Aarons war der unumstrittene Beweis, das Siegel Gottes, daß Gott Aaron zum Hohenpriester auserkoren hatte.
Ein bleibendes Andenken. Gott befahl Mose, den Stab Aarons zurück ins Heiligtum zu bringen zu einem ewigen Gedächtnis. Selbst Wunder sind schnell vergessen, das hat Israel zur Genüge bewiesen. Gar bald vergaß es die großen Wunder in Ägypten, und vor allem vergaß das spätere Israel die unzähligen Wunder gar bald und so gründlich, daß es seinen Messias, den Wundertäter, ans Kreuz schlug. Aarons grünender Stab verkündigte allen kommenden Geschlechtern, daß Gott dem Hause Aarons die höchste Würde anvertraut hatte. Daß der Stab ins Heiligtum gelegt werden mußte, sollte zugleich eine Unterweisung für ihn selbst sein. Wie sein Stab, so sollte auch er dort verweilen, wo das Zeichen seiner Priesterwürde lag.
Lernen wir aus diesem Abschnitt, wie wir uns in Zeiten von Angriffen verhalten sollen
Wir dürfen alle Anliegen im festen Glauben dem Herrn hinlegen (Ps 55,23). Wir dürfen nicht voreilig handeln, sondern wir sollen geduldig auf Gottes Eingreifen warten, im festen Glauben, daß Gott stets die von Ihm Berufenen legitimiert (Ps 25,3; 27,14; 31,25; Jes 40,31).