Gericht und Gnade - das sind die beiden Pole, um die sich, aufs Letzte gesehen, Gottes Reden und Handeln mit der Menschheit immer wieder dreht. Die von Ewigkeit her bestehenden Herrlichkeits-Absichten, die den allmächtigen Gott leiteten, als Er in einem wunderbaren schöpferischen Akt den ersten Menschen schuf und diesem alsbald in einem ebenso wunderbaren weiteren Akt einen zweiten Menschen zugesellte, waren von einer unbeschreiblichen, wunderbaren Liebe erfüllt, die alles Denken übersteigt und von der wir Menschen nicht im Entferntesten uns einen Begriff machen können. Aber schon dieses erste Menschenpaar durchkreuzte, verführt von Satan, dem gefallenen Engelsfürsten, in freventlicher, unverständlicher Weise diese ewigen Liebesabsichten des es so gut mit ihm meinenden Gottes. Sollten durch diese Freveltat des Menschen nun die göttlichen Liebesabsichten am Ende sein und keine Möglichkeit mehr haben, sich auszuwirken?
Die einzig mögliche Antwort auf diese Frage war schon in den vergangenen Ewigkeits-Aeonen gegeben worden, wo der allwissende Gott den Fall des ersten Menschenpaares vorausgesehen hatte: Gott sandte Seinen Sohn auf die der Sünde verfallene Erde, um Sich Selbst zur Rettung der sonst ewig verlorenen Menschheit darzubringen. So begegneten sich die unantastbare Gerechtigkeit des dreimal Heiligen Gottes und Seine unendliche, beispiellose Liebe. Beide göttlichen Wesensherrlichkeiten kamen zu ihrem Ziel.
Damit die Menschheit von diesem Gnadenakt Kenntnis erhält und immer wieder ermuntert wird, von dem Heile Gottes in Christus Gebrauch zu machen, um von dem ewigen Verderben errettet zu werden, redet Gott in Seinem in der Heiligen Schrift uns vorliegenden Wort unermüdlich von Seinem Heilsplan, wie Er in Seinem Sohn Jesus Christus vollendete Wirklichkeit geworden ist. Und das geschieht zum nicht geringen Teil in Symbolen, die in besonders eindringlicher Art dem Menschen das Heil in immer neuen Anschauungsformen vor Augen führen. Aber immer wieder geht es um den Hinweis auf Jesus Christus, den gekreuzigten und vom Tode auferstandenen Gottessohn, der gen Himmel fuhr und den Seinen, d. h. denen, die Sein Opfer glaubensvoll sich zu eigen machen, eine ewige Herrlichkeit zu schaffen. In dieser Herrlichkeit wird Gott Seine Liebesabsichten endgültig verwirklichen können, nachdem alle Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße liegen werden.
Es ist erstaunlich, in welch hohem Maße nun gerade die Stiftshütte und besonders alle ihre Geräte und Einrichtungen symbolhaften Charakter tragen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß der Hinweis auf die grundlegenden Heilswahrheiten sich ständig gerade an dem wunderbaren Dasein der Stiftshütte wiederholt. Hier wird man erinnert an das Wort Pauli: „Daß ich euch immer einerlei schreibe, verdrießet mich nicht und macht euch desto gewisser.“ (Phil 3,1).
Um einem „Verdrießen" vorzubeugen ist es nützlich, etwas zu sagen über den rechten Gebrauch der vorliegenden Abhandlung von Brinke. Sie wird den besten Dienst dann tun, wenn man - sei es im stillen Kämmerlein für sich, sei es im Familienkreise oder in der Bibelstunde, vor der Jugend oder vor Erwachsenen -immer nur ein Kapitel liest und bespricht, möglichst dabei auch die angeführten Bibelstellen nachschlägt und zu Rate zieht. Vor allem aber sollte man nicht versäumen, das Gebet zu seinem vollen Recht kommen zu lassen, indem man für die unendliche Gabe Gottes in Seinem Sohne dankt und Gott darum bittet, uns immer tiefer in die Geheimnisse Seines Heilsrates einzuführen und uns zu gleicher Zeit zu fröhlichen Zeugen Seiner Botschaft von Sünde und Gnade zu machen.
Zum Schluß sei mir noch ein ganz persönliches Wort vergönnt: Auch in diesem Buche kommen, wie in den früheren Veröffentlichungen Brinkes, wieder seine hohen Gaben und evangelistischen Qualitäten zum Ausdruck, und zwar besonders die Fähigkeit, die Stoffgebiete systematisch zu ordnen. Gerade die Stiftshütte und die Behandlung ihrer Symbolik gibt überreichlich Veranlassung, biblische und evangelistische Themen zu erfassen und anschaulich und packend zur Darstellung zu bringen. So ist auch dieses Buch wiederum eine prächtige Fundgrube für zahlreiche Ansprachen und Predigten.
Fritz Rienecker