Schriften von Georg R. Brinke
Die Weltreiche im Lichte der Prophetie
Dan 8,9 - Antiochus Epiphanes, ein Vorbild auf den AntichristusDan 8,9 - Antiochus Epiphanes, ein Vorbild auf den Antichristus
Da wir alle glauben, daß die Gesichte in Kapitel 8 teilweise erfüllt sind, drängt sich zunächst die Frage auf, welche der Weissagungen schon erfüllt sind und welche noch der Erfüllung harren. Uns scheint, wie wir nachher noch eingehender sehen werden, die Engelauslegung der Verse 1-8 und 20-22 der Vergangenheit anzugehören; dagegen scheinen die Verse 9-14 und Vers 23 ff. noch unerfüllt zu sein. In Vers 20 haben wir den Anfang der Auslegung. Sie beginnt mit dem Hinweis auf vergangene Gesichte und greift zugleich auf die Weissagungen der Zukunft über. In diesem Zusammenhang haben wir eine zum Teil vorgeschattete Erfüllung der Handlungs- und Wirkungsweise des „Kleinen Horns“, als persönliche Macht und nicht als die einer Reihe von Königen oder Päpsten. Ehe wir versuchen, weiter auf die Lösung der Frage einzugehen, möchten wir daran erinnern, daß es manche Verheißungen in der Schrift gibt, die sich öfters erfüllen. Man denke z. B. an die Verheißung der Ausgießung des Heiligen Geistes. Sie erfüllte sich zuerst an Pfingsten, hernach im Hause des Kornelius, die restliche Erfüllung steht noch aus und wird stattfinden, wenn Israel Buße tun wird beim zweiten Kommen Christi in Herrlichkeit. Dann wird das ganze Volk Israel den heiligen Geist empfangen und Gottes Zeugenvolk sein. Oder denken wir an Elias, der nach Maleachi wiederkommen soll und wie der Herr sagt, in Johannes dem Täufer erschienen ist. Außerdem ist Elias auf den Berg der Verklärung gekommen (Mt 17) und wird nochmals in den Tagen des Tieres, als einer der zwei Zeugen von Off 11 erscheinen. Ganz ähnlich dürfte es sich mit dem kleinen Horn verhalten, das ja in jedem Fall eine Person sein wird, die schon einmal auf Erden lebte, in den Abgrund stieg und aus demselben wiederkommen wird. Wie der Herr in Off 11 zwei Zeugen aus dem Himmel kommen läßt, so wird Satan ebenfalls zwei Zeugen aus dem Abgrund hervorbringen. So sehen wir in Antiochus Epiphanes nicht mehr als einen Vorläufer auf den Antichrist, nicht aber die endgültige Erfüllung der Weissagung.
Was Daniel besonders auffiel (Verse 9-14). Nachdem Daniel gesehen hatte, daß das große Horn des Ziegenbocks zerbrach und vier ansehnliche Hörner an seiner Stelle wuchsen, beachtete er nun noch mit besonderem Interesse, wie aus einem der vier Hörner ein kleines Horn hervorkam, daß bald ausnehmend groß wurde und sich nach Süden, Osten und dem Lande der Zierde ausbreitete. Manche Ausleger sehen in diesem kleinen Horn nur eine Erfüllung im Syrerkönig Antiochus Epiphanes IV. der von 175-164 v. Chr. regierte, und nicht den kommenden Antichristus Antiochus erstrebte eine religiös-politische Verschmelzung aller Teile seines Reiches. Um aber die Parole: „ein König, ein Reich, eine Religion“ durchzuführen, stieß er bei den Juden auf großen Widerstand und deshalb verfolgte er sie sehr. Er verbot ihre Gottesdienste, die Beschneidung, die Feste, den Sabbat. Er beraubte den Tempel, um mit dem Raub seine Schulden zu bezahlen, stellte ein Götzenbild in den Tempel und zwang die Juden dasselbe anzubeten. Ihre Weigerung, daß Bild zu verehren, reizte ihn, wie Nebukadnezar in Kapitel 3, zu den grausamsten Handlungen gegen die Juden. Er opferte eine Sau auf dem ehernen Altar, tötete den Hohenpriester und ließ etwa 100 000 Juden massakrieren. Die Bücher der Makkabäer geben einen Einblick in jene Schreckenszeit. Die Verse 10-11 sind schwer verständlich, wenn sie sich nur auf Antiochus beziehen, d. h. wenn sie in ihm die Erfüllung gefunden haben sollen. Daniel, der diese Gesichte hatte, war in gleicher Schwierigkeit wie die Leser seines Buches es heute noch sind; aber machen wir es wie er:
Daniel suchte nach göttlicher Erleuchtung (Vers 15). Der große Gottesmann, gereift an Jahren und an Erkenntnis, höchster Beamter im Weltreich, der durch seine Weisheit Könige überraschte, sucht und ringt selbst nach neuer Erkenntnis, und schämt sich nicht, Fragen zu stellen. Selbst der Weiseste unter den Menschen merkt im Zusammentreffen mit dem Überirdischen, mit der unsichtbaren Welt und den zukünftigen Dingen, wie überaus gering sein Wissen ist. Ein ernster Sucher erhält aber Licht von oben, und Daniel wird unterrichtet durch:
Gabriel. Gabriel ist der erste von zwei Engeln, die in der Schrift mit Namen genannt sind; der andere ist Michael. Hier begegnen wir einem der mächtigsten Engelsfürsten, den wir nur ungern übergehen, weil seine Geschichte so lehrreich ist. Wer sich dafür interessiert, lese den Artikel „Gabriel“ in meinem Buch „Jenseitiges und Zukünftiges“. Gabriel begrüßt den Propheten zunächst als Menschensohn. Nur Daniel und Hesekiel werden im Alten Testament so genannt, während im Neuen Testament sich der Herr Jesus allein diese Bezeichnung beilegt. Beim Anblick Gabriels geriet Daniel in Angst und Schrecken, und als er dessen Stimme hörte, fiel er betäubt zur Erde, so überwältigend war die Erscheinung.
Gabriel erklärt und zeigt, daß der Anfang der Vision die nahe Zukunft angebe; denn der Widder bezieht sich auf das medo-persische Reich, das kaum zwei Jahre nach dem Gesicht erstand. Danach richtete er seinen Blick auf eine etwa zweihundert Jahre spätere Zukunft, auf den Ziegenbock, auf das, griechisch-mazedonische Reich unter Alexander dem Großen. Zugleich zeigt er den Untergang auch dieses Reiches und seine Aufteilung unter vier Generale. Aber an diesem Punkt, also in Vers 23, vollzieht sich etwas, was viele Leser übersehen. Von hier hinweg sagt der himmlische Ausleger, wohin das weitere des Gesichtes zielt, nämlich auf die Zeit des Endes. Beachten wir genau folgende Stellen, die die Endzeit erwähnen:
1. Die Vision gehört der Zeit des Endes an (Vers 17).
2. Ich will dir kundtun, was i n der letzten Zeit des Zornes geschehen soll (Vers 19). Was für eine Zeit ist hier gemeint? Die, in der Israel nebst allen schweren Sünden der Vergangenheit und der Verwerfung des Sohnes Gottes, nun noch den Antichristus zu seinem Messias macht. In jedem Fall kann das volle Maß der Übertretung nur zukünftig sein.
3. Am Ende ihres Königtums (Vers 23).
4. Wenn die Frevler das M a ß voll gemacht haben (Vers 23).
5. Verschließe das Gesicht; denn es sind noch viele Tage bis dahin (Vers 26).
6. Nehmen wir dazu noch Vers 24, der uns sagt, daß der f reche und listige König (das kleine Horn) gewaltige Macht entfaltet, und ungeheures Verderben anrichtet, aber nicht in eigener Kraft. Er wird Gelingen haben in allem was er tut. Antiochus dagegen hatte viele Niederlagen und schließlich wurde seine Macht von den Römern gebrochen. Das kleine Horn aber wird seine Macht vom Drachen (Satan) erhalten (Off 13,2; 2Thes 2,9-10). Genannte Stellen zeigen doch sehr deutlich, auf welche Zeit das Gesicht geht. Es hat zu tun mit Israels Endgeschichte, bzw. dem letzten Weltherrscher. Erst in jenen Tagen wird der Zorn Gottes erfüllt sein und das Gericht folgen (1. Mose 15,13-16). Haupthinweis ist also auf die Zeit des Endes der Zeiten der Nationen, sowie auf das Gericht über Israel und nicht auf die Zeit des Antiochus. Er kann, wie bereits gesagt, im besten Fall nur ein Vorbild auf den Antichristus sein.
Eine nicht verkennbare Schwierigkeit bereitet manchem Leser die Frage: wie können die beiden kleinen Hörner aus Kapitel 7 und 8, die aus zwei verschiedenen Weltreichen genannt werden, ein und dieselbe Person sein? Wir hörten bereits aus Kapitel 8, 19, daß die Vision die letzte Zeit des Zornes angeht. Ziehen wir dazu einen Vergleich heran. Denken wir an die Tatsache, wie verschieden der Herr in bezug auf Seine menschliche Herkunft beurteilt wird. Einmal ist er aus dem „Samen Davids“, ein andermal ist Er „der Löwe und das Zepter aus Juda“, dann wird Er „Sohn Davids“ genannt und doch zweifelt niemand daran, daß es sich jedesmal um denselben Herrn handelt, aus demselben Volke kommend. Dürfen wir nicht die gleiche Anwendung beim kleinen Horn machen? Jener, der Christus, kam aus Israel; dieser, der Antichristus, kommt aus dem Völkermeer, dazu in beiden Kapiteln 7 und 8 aus demselben Staatsgebiet. Das Staatsgebiet des dritten und vierten Reiches ist aber ein und dasselbe mit wenig Erweiterung. Doch vor allem sind die Eigenschaften der beiden Hörner auffallend gleich mit dem König des 11. Kapitels. Man vergleiche folgendes:
Kapitel 7, 25: Er wird Worte reden gegen den Kap. 11, 36: Wider den Gott der Götter wird er
Höchsten. Erstaunliches reden.
Kap. 7, 25: Er wirb darauf sinnen, Zeiten und Kap. 11, 37: Er wird sich über alles erbeben.
Gesetze zu ändern.
Kap. 7, 21, 22: Das Horn siegt und ist in Macht, Kap. 11, 36: Er wird Gelingen haben, bis daß der bis die Heiligen das Reich besitzen. Zorn vollendet ist denn das Festbeschlossene
wird vollzogen
Kap. 8, 9: Und er wurde ausnehmend groß gegen Kap. 11, 41: Und er wird in das Land der Zierde das Land der Zierde. eindringen.
Kap. 8, 17: Das Gesicht geht auf die Zeit des Endes. Kap. 11, 40: Und zur Zeit des Endes wird der König usw.
Beachten wir weiter, daß die Entheiligung durch Antiochus am 15. des Monats Chislev im Jahre 145 begann und endete mit dem 20. des Monats Chislev im Jahre 148, sie dauerte also nur drei Jahre (Makk. 1, 57). Die des kleinen Horns oder Antichristen aber 1260 Tage, oder 3 ½ Jahre. Vor allem aber wurde die Verfolgung durch Antiochus nicht durch das Erscheinen Christi abgeschlossen. Auch ist beim kleinen Horn kein allmähliches Niedergehen wie beim Antiochus; es hat Gelingen bis zu seinem plötzlichen Ende.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, was über die 2300 Abende und
Morgen gesagt wird (Vers 14, 26), die sich auf das tägliche Opfer
beziehen (2. Mose 29,38 bis 42; 4. Mose 28,3-8; Hes 16,13-15). Ein
Abend- Morgen ist ein Tag hat 24 Stunden (1. Mose 1,5, 8,19,23,31).
Es wird also auf eine Zeitbauer von 2300 Tagen hingewiesen. Dabei dürfte
es sich wohl um die Regierungsdauer des kleinen Horns handeln, das
sieben Jahre herrschen wird. Aber sieben prophetische Jahre sind nicht
2300, sondern 2520 Tage; es fehlen also 220 Tage. Daraus darf man wohl
schließen, daß sich der Antichrist anfänglich nicht in die inneren
Angelegenheiten Israels einmischen wird. Aus dem Erwähnen des täglichen
Opfers geht hervor, daß zu jener Zeit der Tempel wiederhergestellt und
die Gottesdienste aufgenommen sein werden. Aus Vers 12 scheint sogar
hervorzugehen, daß Gott selbst Israels Opfer ablehne, als könne Er nicht
anerkennen was es bringt, denn seine Ungerechtigkeit ist dann noch nicht
getilgt (Gott begehrt kein Opfer aus unreinen Händen, noch Anbetung aus
unlauterem Herzen). (Jes 1,10-17; Mal 1,10; 2,13). Das soll auch uns
ernsthaft zu denken geben. Wir erinnern an des Herrn Wort in
Die Schlußfolgerung über das kleine Horn dürfte die sein, daß das kleine Horn in Kapitel 7 und 8 ein und dieselbe Person ist. Wäre denn nicht so, so hätten wir zwei Personen zur selben Zeit des Endes im gleichen Staatsgebiet, zwei Könige gleich in Verfolgung und Lästerung, und gleich darin, daß sie göttliche Verehrung fordern. Um die Zeit des kleinen Horns sehen wir wiederum Gottes Handeln mit Israel, der Stadt Jerusalem und dem Tempel, von dem der Herr gesagt hat: „Meine Augen und mein Herz sollen daselbst sein alle Tage (2Chr 7,16). Gott hat Sein Volk Israel nicht verstoßen; es bleibt das geliebte Volk um der Väter willen (Röm 11,28). Der Herr ist ja sogar für diese Nation gestorben (Joh 11,51). Noch harren die Weissagungen der Erfüllung! Kein Wunder, wenn uns der Geist beständig auf das nahe Ende hinweist, auf jene Zeit, da Israel Vergebung empfängt und Gott der Sünden Seines Volkes nie mehr gedenken wird (Jer 50,20). Entwerfen wir nun noch:
Eine kurze Skizze über das kleine Horn. Nachdem der Engel Gabriel dem Propheten die Gesichte über den Widder, den Ziegenbock und die vier ansehnlichen Hörner erklärt hat (Verse 20-22), läßt er ihn Näheres über das kleine Horn wissen. Wir heben nur hervor, daß Kapitel 8 über das kleine Horn, den Antichrist, sagt:
1. Er wird ein König frechen Angesichts sein, ein furchtloser Mann. In Kapitel 7, 8 sahen wir bereits, wie Daniel die Augen des Horns auffielen, und obwohl das Horn anfänglich geradezu unscheinbar auftritt, bahnt es sich den Weg durch Frechheit und Unerschrockenheit. Durch sein kühnes Draufgehen erledigt es bald drei der zehn Könige und macht sich die restlichen untertan. Wie würde doch das Werk des Herrn blühen, wenn wir auch mit solcher Energie und Hingabe dienten wie Satans Diener.
2. Er wird der Ränke kundig sein (Vers 23). Der geriebenste Diplomat, den die Welt je kannte! Einblicke ins Leben wird er haben wie kein anderer; durchgreifende Änderungen auf allen Gebieten schaffen; der Menschheit die schönsten Versprechungen machen, dabei aber nur seine selbstsüchtigen Ziele verfolgen. Den gröbsten und schamhaftesten Lügen wird er den Schein von Wahrhaftigkeit zu geben wissen. Selbst Israel wird er für eine Zeittang in seine Gefolgschaft locken, indem er sich als der Messias ausgeben wird. Seine großen Zeichen und Wunder werden ihm verhelfen, Israel zu blenden. Und wie einst Salomo alle Rätsel der Königin von Saba löste, so wird der Antichrist eine schlagende, überzeugende Antwort auf alle fragen haben. Weil der Ränke kundig, wird er stets die passende Wendung finden, so daß alle seine Klugheit bewundern werden. Die Welt, die sich dann durch vorangegangene Verheerungen in einem geradezu trostlosen Zustand befindet, wird er bald wieder beleben und großen Wohlstand schaffen. Da er jener Reiter auf weißem Pferd ist (Off 6,2), wird er einen festen Frieden schaffen und in seinen Tagen wird das Wort erfüllt sein: „Friede, Friede, es hat keine Gefahr.“ Seine übermenschlichen Fähigkeiten werden ihm großen Rückhalt sichern und wie im Sturm wird er die Massen an sich reißen. Und wie die Schlange einst Eva bezauberte, so wird dieser kommende Mann alle Welt hypnotisieren.
3. Seine Macht wird stark sein (Vers 24). Die persönlichen Fähigkeiten des kleinen Horns werden alles Dagewesene überbieten. Beachten wir jedoch sorgfältig den Nachsatz in Vers 24: „Aber nicht durch seine Kraft.“ „Der Drache (Satan) gibt ihm seine Macht und seinen Thron.“ Das kleine Horn wird zum faulsten Dienst fähig sein, ähnlich einem Judas (Joh 13,27).
4. Er wird grauenhaftes Verderben anrichten (Vers 24-25); ins Land der Zierde eindringen (Hes 20,6) und es verwüsten. Jerusalem wird zertreten und der Greuel an heiliger Stätte errichtet werden (Mt 24; Psalm 74,8). Er wird sich selbst in den Tempel setzen und Israel zwingen, ihn anzubeten (2Thes 2,4; Off 13,12).
5. Er wird das Volk der Heiligen verderben (Vers 24). Da ist die Rede von Heiligen (Vers 24), Sternen (Vers 10) und dem Fürsten (Vers 11). Unter den Heiligen ist jener fromme Überrest Israels gemeint, der dann von ganzem Herzen zu Jehova, seinem Gott, umgekehrt sein wird, im weiteren Sinne aber alle Heiligen jener Tage; denn auch aus den Nationen wird eine unzählbare Schar Gott dienen (Off 7,9 ff.). Und wie das kleine Horn alle Heiligen verderben wird, lehrt Off 6,9; 7,9 ff. Satan, der dann seinen Platz im Himmel endgültig verloren hat, rächt sich an den Heiligen auf Erden. Auch Sterne werden genannt. Wer denkt hier nicht an das Sonnenweib (Off 12). Sterne sind Führer (Dan 12,3 und Off 2,1). Auf den Titel Fürst kommen wir später noch zu sprechen. Manche Ausleger wollen unter dem in Vers 10 genannten „Heer des Himmels“ die Gemeinde sehen, doch das ist eine völlige Verkennung der Schrift, an sie konnte Daniel niemals denken, weil sie, wie Paulus sagt, in den früheren Zeitaltern verborgen war (Eph 3,5).
6. Er wird sich gegen den Fürsten der Fürsten auflehnen (Vers 25). Fürst der Fürsten ist aber kein anderer, als der Herr Jesus, der Messias, auch Fürst der Könige betitelt (Off 1,5).
7. Schließlich wird das Ende des kleinen Horns
hervorgehoben (Vers 25). Ohne Menschenhand wird es
zerschmettert (Psalm 92,7; Jes 11,4b; 2Thes 2,8;
Die Wirkung des Gesichtes auf Daniel. Lies die Verse 17, 18, 27. Sie war so wuchtig, daß Daniel sehr erschrak, in Angst geriet, auf sein Angesicht fiel, betäubt zur Erde niedersank und sogar eine Zeitlang krank war. Das sind wirklich vielsagende Worte, deren Tiefe wir kaum erfassen, weil sie erlebt sein müssen, um verstanden zu werden. Schließlich war der Prophet ohnehin wegen der Sünden seines Volkes bedrückt, da er immer noch nichts von einer Einkehr Judas merkte, obwohl der Abschluß der siebzigjährigen Gefangenschaft nahte. Dazu kam die Sorge über:
Die mangelhafte Erkenntnis des empfangenen Gesichtes. Und obgleich es auf viele Tage hinauslief, beschäftigte es Daniel doch Tag für Tag, da er einen Einblick in den kommenden Zorn Gottes über Israel hatte. Auch Paulus, der etwas vom Schrecken Gottes wußte, war eifrig bemüht die Menschen zu überreden, Gott zu fürchten (2Kor 5,11). Und was machen wir mit den erkannten göttlichen Wahrheiten? Warnen wir unsere Brüder nach dem Fleische, wenn wir an ihre trostlose Zukunft denken? Überzeugen wir sie von der Notwendigkeit, Buße zu tun? Hierin zeigt sich der große Unterschied zwischen rein schulmäßigem Wissen, das den Menschen kalt läßt, und wahrer Gotteserkenntnis, die ihn göttlich empfinden und handeln lehrt.
Ein Hoffnungsschimmer. Für Daniel lag er im Ausdruck „.Zeit des Endes“. Die Not seines Volkes wird also doch ein Ende haben! Ihr folgt jene glorreiche Zeit, da die niedergerissene Hütte Davids wiederhergestellt werden wird (Apg 15,16). Glückselig, der da liest die Worte der Weissagung; denn die Zeit ist nahe (Off 1,3).
Vorbildliche Treue. „Dann stand ich auf und verrichtete des Königs Geschäfte“ (Vers 27). Bei all den großen Erlebnissen mit Gott und der Engelwelt vergißt Daniel, trotz seines hohen Alters, keineswegs die irdischen Pflichten. Er gebt an die Arbeit, vertrödelt und verschläft seine Zeit nicht! Treu bis zum Ende, ist er als pflichtbewußter Diener jedem ein leuchtendes Vorbild.