Gleich wie es große Unterschiede in bezug auf die Seligen und deren Treue dem Herrn gegenüber gibt, so gibt es auch Unterschiede bei den Unseligen. Redet doch die Schrift von mehr und von weniger Streichen. Wir beschäftigen uns nun noch kurz mit dem Scheol (oder griechisch Hades), Tartarus, Abgrund und Feuersee.
Scheol oder Hades. Beide Benennungen bedeuten dasselbe. Scheol ist der hebräische und Hades der griechische Ausdruck für ein und denselben Ort. Ersterer kommt 65 mal vor und letzterer nur 10 mal. Luther übersetzt diese Worte nicht immer gleich. Manchmal braucht er den Ausdruck „Hölle“ andere Male übersetzt er mit „Grab“. Die genauere Elberfelder Übersetzung braucht stets das hebräische oder griechische Wort „Scheol“ oder „Hades“. Weder Scheol noch Hades bedeuten Hölle im Sinne von einem endlosen Zustand. Was man gewöhnlich unter Hölle versteht, nennt die Schrift den Feuersee. Der Scheol oder Hades ist ein unterirdischer Ort mit Zugängen, Türen und Schlössern. Der Herr redet von den Pforten des Hades, die die Gemeinde nicht zu überwältigen vermögen, was offenbar jene Finsternismächte gern tun möchten. Nach der Kreuzigung ging der Herr in den Hades (Bereich des Todes) und entriss durch Seinen Tod dem Teufel die Macht des Todes (Heb 2,14). Der Herr hat sich durch Seinen Opfertod die Schlüssel des Hades erworben (Off 1,18), so dass der Hades seine Beute nicht für immer festhalten kann. Vorläufig hat der Tod noch Gewalt über den Menschen. Mit den Schlüsseln wird der Herr oder ein Engel dereinst das Totenreich öffnen und alle Insassen vor den weißen Thron fordern.
Der Scheol oder Hades ist ein schrecklicher Ort im Erdinnern, denn die Rotte Koras fuhr mit entsetzlichem Geschrei hinab (4. Mose 16,33). Was nun den Zwischenzustand der unselig Verstorbenen angeht, so gibt der Herr deutliche Auskunft (Lk 16).
Der Tartarus. Auch diesen Ausdruck übersetzt Luther mit „Hölle“ (2Pet 2,4; Jud 6). An diesem Ort oder Gefängnis befinden sich jene Engel, die in den Tagen Noahs sich mit den Töchtern der Menschen verbanden, was ihnen offenbar verboten war. Sie haben sich doppelter Strafe schuldig gemacht: a) dass sie beim Sturz Satans sich ihm anschlossen, und b) dass sie ihre Behausung als Engel verließen und zu den Töchtern der Menschen eingingen. Der Herr richtete die Erde durch die Flut. wodurch auch die aus dieser unerlaubten Verbindung gezeugten Nachkommen umkamen. Jedoch die Engel selbst hat Gott zu einer vorzeitigen Gefängnisstrafe verurteilt und sie in den Tartarus geworfen, wo sie bis auf den Tag des Gerichtes aufbewahrt werden. Die andern Satansengel, die ihre Behausung nicht verlassen, haben, warten zwar auch auf das Gericht, aber bis dahin sind sie, wie Satan selbst, noch frei. Der Tartarus hat also offenbar nichts mit den Menschen zu tun, sondern ist das Gerichtsgefängnis böser Engel.
Der Abgrund. Von diesem schrecklichen Ort lesen wir öfters in der Schrift. Er ist der Ort der Dämonen, denn sie baten den Herrn, sie nicht in den Abgrund zu senden (Lk 8,31). Nach Off 9 wird der Abgrund aufgeschlossen, und ihm entsteigen schreckliche Dämonenheere, die die Menschen der Endzeit unsagbar plagen werden. Die Menschen werden dann in ihren Qualen den Tod suchen, ihn aber nicht finden. Diese Dämonen haben einen König mit Namen Apollion. Der Abgrund ist also auch ein Gefängnis und zwar das der Dämonen.
Und sobald der Abgrund dereinst während der großen Trübsal geöffnet wird, werden die Dämonen gern heraufsteigen und ihre furchtbare Mission an den Anbetern des Tieres erfüllen.
Der Abgrund ist auch der Ort, wo Satan während des Millenniums gebunden gehalten wird. Ein starker Engel wird ihn binden und hinabwerfen. Nach tausendjähriger Gefangenschaft wird Satan nochmals für kurze Zeit befreit werden. Die lange Gefängnisstrafe hatte aber keine Wirkung auf ihn, denn gleich nach seiner Befreiung ist er derselbe schreckliche Verführer und Verwüster wie vordem.
Der Feuersee. Das ist der letzte Strafort, den die Schrift nennt. Der Feuersee besteht zwar zur Zeit, ist aber noch nicht in Funktion. Er gehört weder in den Rahmen der gegenwärtigen Schöpfung noch in den der neuen Schöpfung. Würde er im Bereich d i e s e r Schöpfung liegen, so würde er bei ihrer Auflösung dereinst auch aufgelöst und nicht mehr sein. Dass er aber auch nicht im Bereich der neuen Schöpfung liegen wird, das beweisen die Worte, dass die Insassen desselben d r a u ß e n sind (Off 21,8; 22,15). Wo draußen? Das kann niemand sagen, nachdem Gott darüber schweigt; aber eins ist sicher, dass er außerhalb der heiligen Stadt und außerhalb der neuen Schöpfung sein wird.
Der Feuersee ist als endgültiger Strafort für Satan und seine Engel gedacht. Die ersten Insassen des Feuersees werden das Tier und der falsche Prophet sein. Als nächster wird tausend Jahre später Satan hineingeworfen. Obwohl die Schrift von seiner Befreiung aus dem Abgrunde redet, so sagt sie nichts von seiner Befreiung aus dem Feuersee, eben weil es keine geben wird. Hierin irrt die Allversöhnung gewaltig, die schließlich den Teufel befreit sieht, außerdem vergisst sie, dass der Herr nicht für Engel, sondern für Menschen Sein Opfer gebracht hat.
In den Feuersee werden auch alle Menschen geworfen, deren Namen nicht im Lebensbuch geschrieben sind. Der Mensch ist nicht für den Feuersee bestimmt, sondern Satan und seine Engel (Mt 25,41). Aber Menschen bestimmen sich selbst dahin, indem sie die Versöhnung nicht annehmen. Rufen wir darum allen ungeretteten Menschen jenen ernsten Appell des Apostels zu: «Lasset euch versöhnen mit Gott» (2Kor 5,21).