Schriften von Georg R. Brinke
1Mo 24 - Ein beachtenswertes Vorbild1Mo 24 - Ein beachtenswertes Vorbild
Den hier vorliegenden Bericht möchten wir in der Schrift nicht missen; er vervollständigt das Bild, das die Bibel von Abraham entwirft, in einem sehr bedeutsamen Punkt, der Fürsorge für seinen Sohn Isaak. Er vermag aber auch den Eltern und ihren vor der Gattenwahl stehenden herangewachsenen Kindern wichtige Hinweise zu geben, die für das künftige Eheleben von großer Bedeutung sind. In der Hauptsache sind es vier Personen, die in Erscheinung treten: Abraham, Isaak, Rebekka und der Knecht. Der Name des Knechtes wird hier nicht genannt, die Annahme aber dürfte richtig sein, daß es sich um Elieser von Damaskus handelt, der in Kap. 15,2 Erwähnung findet. Unsere Betrachtung soll hauptsächlich dem Knecht gewidmet sein. Dieser ergebene, treue Knecht, der seinen Herrn und dessen Sohn so lobte, ist ein schönes Vorbild auf den Heiligen Geist. Wenn Abraham, der Vater, ein Vorbild auf den Vater droben ist, der Seinen einigen Sohn dahingab, und Isaak ein Bild des Herrn, indem er sich opfern ließ und wie aus den Toten auferstanden ist, so darf gewiß der Knecht einen Hinweis auf den Heiligen Geist darstellen.
Der Knecht ist ein Ausgesandter vom Vater. Abraham beauftragt ihn mit einer ganz besonderen, heiklen Mission, er soll seinem Sohn Isaak ein Weib werben. Für einen so wichtigen Auftrag kann man nur weise, treue und selbstlose Diener brauchen. Abraham war überzeugt, daß sein Knecht diese Aufgabe befriedigend lösen werde. Er ist, wie bereits angedeutet, ein großes Vorbild auf den Heiligen Geist, der auch vom Vater ausgesandt wurde (Joh 14,16), um Seinem Sohne, Christus, eine Gemeinde zu werben. Nach Kap. 22 ist der Sohn Isaak gleichsam gestorben und auferstanden, und nun soll für ihn eine Braut geworben werden. Die Verwirklichung dieses schönen Vorbildes sehen wir im Sohne Gottes, der, nachdem Er gestorben und auferstanden ist, den vornehmsten Brautwerber erhielt, den Heiligen Geist, der ausgegangen ist, dem Sohne eine Gefährtin zu gewinnen, Seine Gemeinde.
Der Knecht erfüllt seinen Auftrag sehr sorgfältig. Er reiste
zu dem von seinem Herrn befohlenen Ort. Es wurde ihm deutlich und unter
Eidschwur gesagt, wen er nicht zur Braut nehmen solle, und er erfüllte
die Weisung genau. Handelten nicht später die vom Heiligen Geiste
ausgesandten Diener genauso, wie der Herr es ihnen befahl? (
Der betende Knecht (Vs. 12 und 14). Er nahm andere Knechte und zehn Kamele mit sich und sie machten sich auf den weiten Weg. Nicht ahnend, daß er schon am rechten Ort angelangt war, setzte er sich an einen Brunnen nieder und betete um die göttliche Leitung. Er rechnete also nicht mit seiner eigenen Weisheit und seinem Können. Darin ist er allen Dienern Gottes ein großes Vorbild. Die Aufgabe des Knechtes war zu verantwortungsvoll, als daß er sie hätte in eigener Weisheit erfüllen können. Nur in der Abhängigkeit und in der Kraft des Heiligen Geistes vermögen Diener Gottes gottwohlgefällig und segensreich zu wirken. Der Knecht flehte zu Gott und erfuhr sogleich die Erhörung (Vs. 15; Jes 65,24; Dan 9,23). Das ist, nebenbei gesagt, nicht immer der Fall; oft wartet Gott lange mit der Erhörung (Lk 1,13). Kaum hatte er gebetet, da erschien ein Mädchen, um Wasser zu schöpfen. „Der Weise gewinnt Seelen“ (Spr 11,30). Der Knecht sprach das Mädchen an, wie später der Herr die Samariterin am jakobsbrunnen (Joh 4). Er bat: „Gib mir zu trinken.“ Bereitwillig erfüllte Rebekka den Wunsch und bot sich zugleich an, die Kamele zu tränken. Staunend beobachtete der Knecht das Mädchen und erkannte durch dessen Dienstfertigkeit Gottes Führung und Leitung und damit die Erhörung seines Gebetes (Vs. 21). Der Knecht muß sehr weise, liebenswürdig und freundlich vorgegangen sein, denn durch unweise Worte hätte er diese Fremde leicht abschrecken können. Von ihm können wir lernen, Fernstehende zu gewinnen (2Kön 5,13-14; Mt 10,16).
Rebekkas reicher Lohn. Der Knecht belohnte Rebekka mit reichen Geschenken in Silber, Gold und kostbaren Kleidern. Sie erfuhr, daß der Becher kalten Wassers nicht unbelohnt bleibt (Mt 10,42). Solch vorbildlicher, freiwilliger Dienst wie der der Rebekka ermuntert hernach Laban zur Nachahmung; er bot dem Fremden Herberge an. Sehr lehrreich und nachahmenswert ist nun das weitere Handeln des Knechtes im Hause Bethuels. Wir hören zunächst:
Sein klares Zeugnis. Lieblich ist das ganze Auftreten des Knechtes. Er war ein weiser Diener auf der ganzen Linie. Gewiß war er hungrig und ruhebedürftig von der langen Reise. Obwohl man ihm Speisen auftrug, stillte er nicht zuerst seinen Hunger, sondern erfüllte seinen Auftrag. Zuerst kam bei ihm die Pflicht, dann sein persönliches Wohl (Mt 6,33). Beachten wir, was der Knecht sagte.
Er sprach nicht von sich, sondern bekannte, nur ein Knecht zu sein. Er sprach von der Größe seines Herrn (Vs. 35).
Er schilderte dessen Reichtum (Vs. 35).
Ferner sprach er von dem geliebten Sohne seines Herrn, dem Erben (Vs. 36).
Und schließlich brachte er seinen Auftrag vor, diesem Sohne eine Braut zu werben, und zwar eine solche aus der Verwandtschaft seines Herrn und nicht von den Kanaanitern (Vs. 37-42).
Weiter sagte der Knecht, wie er um Leitung gefleht und wie Gott sein Gebet buchstäblich erhört habe (Vs. 43-46) im Erscheinen der Rebekka und in ihrer Bereitschaft zu dienen (Vs. 45-46), so daß er nicht anders gekonnt habe, als Gott anzubeten, der so viel Gnade zu seiner Reise gegeben habe (Vs. 48).
Von dem Knecht wollen wir lernen, vom Herrn zu zeugen, indem wir wie er nicht von uns reden, sondern vom Reichtum unseres Gottes, von Seinem geliebten Sohne und von Seiner Absicht mit uns Menschen, die Er Sich zu Seinem Eigentum erwählen möchte. Wie Paulus wollen wir den ganzen Ratschluß Gottes verkündigen (Apg 20,20.21).
Die große Entscheidung. Nachdem der Knecht seinen Auftrag vorgelegt hatte, erkannte das ganze Haus die Absichten Gottes und willigte ein. Nun richteten die Eltern die entscheidende Frage an Rebekka:
Willst du mit diesem Manne ziehen?" Rebekka antwortete mit einem klaren ja. Wer immer so geschickt handelt wie dieser Knecht, den Vater im Himmel und Seinen geliebten Sohn den Menschen groß macht und nicht immer nur von sich und seinen Erfahrungen spricht, wird gewiß Erfolg haben wie wir.
Die Heimreise. Es ist menschlich begreiflich, daß der Familie Bethuels der plötzliche Abschied von Rebekka schwer wurde und sie ihre Tochter wenigstens noch einige Tage zurückhalten wollte (Vs. 54-57). Was nun der Knecht mit dem klassisch gewordenen Satz sagt: „Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben“, das denkt Rebekka vielleicht im stillen. Sie löst sich ohne langen Aufenthalt aus des Vaters Hause und der Verwandtschaft und ahmt damit unbewußt Abrahams Beispiel nach, als dieser dem Ruf Gottes, aus der Heimat in die Fremde zu ziehen, folgte (Ps 45,10-11). So machte sich die ganze Gesellschaft auf den Rückweg. Bald war der Euphrat erreicht und überschritten und die lange, mühsame Wüstenwanderung vollendet. In froher Erwartung, bald den Bräutigam kennenzulernen, überwand Rebekka alle Hindernisse. Nun ging es dem noch unbekannten ersehnten Ziele zu. Der Knecht hatte sie vorher ausgerüstet mit herrlichen Kleidern und Kleinodien, um würdig vor dem Bräutigam zu erscheinen. Das ist es, was jetzt der Heilige Geist an denen verrichtet, die dem himmlischen Bräutigam entgegengehen. Er will sie herrlich darstellen ohne Flecken und Runzeln, Ihm würdig (2Kor 11,2; Eph 5,27). Er hat dieses schöne Werk auch in uns begonnen und wird es vollenden (Phil 1,6).
Köstlich und außerordentlich lehrreich sind die alttestamentlichen Vorbilder im Lichte des neuen Testamentes gesehen.
Das große Treffen mit dem Bräutigam. Lang und mühsam war die weite Wüstenreise, aber ihre Härten waren nicht wert, verglichen zu werden mit den kommenden Segnungen und der Gemeinschaft mit dem wartenden Sohn Abrahams. Der Tag der ersten Begegnung war für beide ein hoher Festtag. Die Begegnung selbst fand an einem sinnreichen Ort statt, „am Brunnen der Lebendigen“. Von Isaak lesen wir, daß er sinnend auf dem Felde war und offenbar Ausschau hielt nach der Geliebten. Bald erkannte er aus der Ferne die Karawane mit den zehn Kamelen. Rebekka erschien nun bald vor Isaak, und er führte sie in das bereitstehende Heim und war getröstet. Bis dahin trauerte er noch immer über den Verlust seiner Mutter, nun aber war er getröstet. So sehnsuchtsvoll wie einst Isaak nach Rebekka ausschaute, blickt unser Herr dem Tage entgegen, da Er auch uns in das Vaterhaus droben einführen darf. So unendlich lieb sind wir Ihm. Wie Rebekka haben wir den Worten des Knechtes geglaubt und sind wie sie ausgezogen, haben die lange, schwere Wüstenreise nicht gefürchtet und freuen uns auf den großen und herrlichen Tag. Bis dahin wollen wir wie der Knecht Abrahams ein Vorbild sein:
In seiner Treue (1Kor 4,2; 4. Mose 12,7); in seinem Gebet (Lk 18,1; 1Thes 5,17; Dan 6,10 ff.) und in seiner Demut (Kol 3,12; 1Pet 5,5; Mt 11,29).
Konnte der Knecht Wunderbares von seinem irdischen Herrn berichten, wieviel mehr können wir von unserem himmlischen Vater und Seinem Sohne berichten!
Und wenn die Werbung sich an dich richtet, lieber Leser, so handle, wie Rebekka gehandelt hat, ohne Verzug, im festen Glauben wie sie und folge blindlings Dem, der deine Seele liebt.