Der überwältigende Anblick der jubilierenden Harfensänger am gläsernen Meer in Off 15,2-4 gibt uns einen weiteren Einblick in die am Ziel angelangten triumphierenden Heiligen droben im Vaterhaus. Auch hier fragen wir uns wiederum als erstes, wer diese Harfensänger sind. Sie sind eine weitere Gruppe erlöster Israeliten, die aus der großen Trübsal gekommen sind und in ihr das Leben gelassen haben. Wir müssen sie, sowie das gläserne Meer, zu unserer Ermunterung etwas näher beschauen.
Ein herrliches Vorbild. Das gläserne Meer finden wir im Alten Bunde einige Male vorgeschattet. Das Heiligtum Israels bestand aus drei Teilen: Vorhof, Heiligtum und Allerheiligstes. All die einzelnen Gegenstände des Heiligtums sind reiche Abbilder der Dinge droben, und so auch das gläserne Meer, das wir schon im ehernen Handfaß, besonders aber im ehernen Meer im Tempel Salomos vorgeschattet finden.
Salomo machte ein mächtig großes ehernes Meer von 10 Mal 5 Fuß (1Kön 7,23); dennoch war es sehr beschränkt im Vergleich zu dem unübersehbaren, uferlosen, gläsernen Meer droben. Das Wasser des ehernen Meeres diente den Priestern zu Waschungen (2Chr 4,6), denn erst nach vorgenommener Reinigung durften sie ins Heiligtum hineingehen. Das Wasser des Meeres droben aber ist solid wie von Glas. Es ist sozusagen wie ein zugefrorener See, in dem kein Sichwaschen möglich ist. Dort ist aber auch keine Reinigung mehr nötig, weil es droben keine Befleckung mehr gibt. Dort müssen wir nicht mehr tränenden Auges unsere Verunreinigungen bekennen.
Das Rote Meer. Es ist das zweite Abbild des gläsernen Meeres. Israel befand sich in Ägypten in grausamer Knechtschaft, die ein Vorbild der kommenden großen Trübsal ist. Aus dieser Knechtschaft rettete Gott Sein Volk. Der Abschluss der Trübsal war das Rote Meer, das Israel zu passieren hatte, und erst hernach kam es in das Land der Verheißung. Welche Angst Israel beim Durchzug durchs Rote Meer ausstand, zeigt 2. Mose 14.
Eine besondere Eigenart des gläsernen Meeres. Johannes sah
dieses Meer schon in Kapitel 4, wo er es inmitten vieler Herrlichkeiten
nur so nebenbei erwähnt. In Kapitel 15 sieht er es noch wie mit Feuer
vermengt. Feuer ist das Bild der Leiden, Prüfung und Läuterung (
Ihr dreifacher Sieg (Vers 2). Diese Siege sind:
1. Über das Tier. Schrecklich wird es in Off 13 beschrieben. Das Tier wird die allesbeherrschende Person der letzten sieben Jahre sein, zugleich der verkörperte Satan, der alles, was Gott bekennt, umbringen wird. Es wird ihm Macht gegeben, wider die Heiligen Krieg zu führen (Off 13,7) und sie zu töten. Es sieht scheinbar aus, als sei das Tier der Sieger, aber unser Wort zeigt das Gegenteil. Wie ihr Meister siegten diese Getöteten gerade durch den Tod. Wie Er haben sie die Welt überwunden (Joh 16,33; 1Joh 5,4.5).
2. Über das Bild des Tieres. Nach Off 13 wird das Tier sein Bild zur Anbetung in den Tempel zu Jerusalem setzen und die Juden zu dessen Anbetung zwingen. Alle Macht ist dem Tier gegeben, ähnlich wie Nebukadnezar, der auch jene drei Männer zwang, sich vor seinem Bilde niederzuwerfen, die aber den Feuerofen vorzogen (Dan 3). Die Überwinder am gläsernen Meer haben sich nicht vor dem Bild des Tieres niedergeworfen, sie haben den Tod vorgezogen.
3. Über seine Zahl. Die Überwinder haben in jener gottlosen Zeit, in der es unmöglich war, ohne das Malzeichen des Tieres zu leben, seine Zahl nicht angenommen.
Was sie nachher erlebten.
Ihre freudige Beschäftigung. Sie stehen am gläsernen Meer und singen mit Harfenbegleitung. Das macht sie eins mit den Heiligen in Kapitel 14. Gott selbst hat ihnen die Instrumente gegeben, denn sie sind «Harfen Gottes, genannt, und Er selbst nimmt also Anteil an ihrem Jubel und Siegesgesang. Dem grausamen Sturm folgt heller Sonnenschein.
Ihre Jubellieder. Sie singen das Lied Moses und des Lammes. Israel sang das Lied Moses, als es durch das Rote Meer gerettet war. Eine angstvolle Nacht lag hinter ihnen, aber am Morgen bestaunten sie die große Rettung Gottes. Und ähnlich ergeht es diesen Überwindern. Die finstere Nacht der Drangsal Jakobs liegt nun hinter ihnen. Oft schrien sie zu Gott, der endlich ihre Leiden verkürzt hat (Mt 24,22). Auch sie stehen nun, wie damals Israel, gerettet am andern Ufer, nur mit dem großen Unterschied, dass sie am Ziel sind; das einstige Israel hingegen hatte die Wüstenwanderung noch vor sich.
Das Lied des Lammes. Sie haben überwunden durch das Lamm; nun besingen sie es laut und tun Seinen Namen kund (Heb 2,12). Wir alle, die wir die Erlösung erfahren haben, wollen schon jetzt dem Lamme Loblieder singen (Kol 3,16).
Der Inhalt ihres Lobgesanges. Er ist ein siebenfacher: „Groß und wunderbar sind Deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger.
Gerecht und wahrhaftig sind Deine Wege, König der Völker.
Wer sollte Dich nicht fürchten, Herr.
Und preisen Deinen Namen.
Denn Du allein bist heilig.
Alle Nationen werden kommen und vor Dir anbeten.
Deine gerechten Taten sind offenbar geworden.“
Mögen alle, die durch Leiden gehen, sich durch dieses Wort ermuntern lassen.