Schriften von Georg R. Brinke
Die Weltreiche im Lichte der Prophetie
Dan 12,2-4 - Der Lohn der TreueDan 12,2-4 - Der Lohn der Treue
Wir lernten, daß der Herr durch Sein persönliches Erscheinen Israel aus der großen Trübsal rettet. Doch ohne die Auferstehung derer, die während dieser grausamen Notzeit, um des Zeugnisses Jesu Christi willen, ihr Leben gelassen haben, wäre die Rettung des Volkes Israel nur eine Halbe. Es wäre dasselbe, wie wenn bei der Entrückung nur die Lebenden zum Herrn gingen und die Toten in ihren Gräbern blieben. Wenn Daniel zu vor über die Leiden seines Volkes sehr betrübt war, so wird er hier durch die Verheißung ihrer Auferstehung höchst ermuntert. An den hier Genannten, die aus dem Staube der Erde zu ewigem Leben auferstehen, wird des Herrn Wort erfüllt: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden“ (Mt 10,39; 16,25; ,Lk 9,24; Joh 12,25). „Alle Toten aus Israel, die zur Auferstehung des ewigen Lebens gelangen, werden v o r dem Millennium auferstehen und an den reichen Segnungen des Tausendjährigen Reiches teilnehmen. Die übrigen Toten aus Israel werden, wie Daniel sagt, zu Schmach und Schande auferstehen; zeitlich aber erst mit allen übrigen unbekehrten Toten nach dem Millennium vor dem weißen Thron oder Jüngsten Gericht erscheinen, um dann gerichtet und in den Feuersee geworfen zu werden (Off 20,11 ff.). Wir können in diesem Artikel nicht von der Auferstehung im allgemeinen schreiben, das würde zu weit führen. Wir beachten nur das, was im Zusammenhang mit unserm Text steht.
Die Tatsache der Auferstehung. „Und viele, die im Staube der Erde schlafen, werden erwachen.“ Wir lernen also aus dieser und andern Stellen, daß auch schon das Alte Testament die große Wahrheit der leibhaftigen Auferstehung verkündigt. Ähnlich dem Engelsausspruch hat schon David in Psalm 16,10; 17,15 geschrieben; desgleichen auch Jesaja, Hiob und andere (Jesaja 26,19; Hiob 14,12). Die vielen neutestamentlichen Auferstehungsstellen zu zitieren, wäre eine Betrachtung für sich. Wir erinnern nur an das große Auferstehungskapitel in 1Kor 15. Auch heben wir deutlich hervor, daß es sich hier um eine leibliche und nicht um eine geistliche Auferstehung handelt. Es wird zwar zur selben Zeit die von Hesekiel geweissagte geistliche Auferstehung unter Israel stattfinden, jene Belebung der Totengebeine (Hes 37), hier aber handelt es sich um dieselbe Art Auferstehung, die der Herr in Joh 5,28,29 lehrt, in welcher Er selbst als Erstling hervorgegangen und vielen erschienen ist (Mt 27,52,53). Die in unserm Text angeführte Auferstehung hat es n u r mit den Heiligen aus Israel zu tun.
Wann wird die hier genannte Auferstehung
stattfinden? Der Zusammenhang zeigt klar, daß sie in jenen
Zeitpunkt hineinfallen wird, in welchem Israel aus der großen Trübsal
gerettet wird. In Off 6,11 wird den Märtyrern der großen Trübsal die
kommende siegreiche Auferstehung zugesichert, und nach Off 20,4-6
wird in Verbindung mit der Aufrichtung des Königreiches Jesu Christi auf
Erden die Auferstehung der Märtyrer stattfinden. Die Auferstehung der
Märtyrer aus Israel steht also in Beziehung zur Erscheinung Christi in
Herrlichkeit mit uns, den Seinen. Der Bußruf des Apostels in
Eine geistliche Auferstehung. Wir erinnerten bereits daran, daß gleichlaufend mit der Auferstehung der Märtyrer der großen Trübsal jene geweissagte geistliche Auferstehung stattfinden wird, die in Hes 37 beschrieben ist. Das weite Feld der Totengebeine, die nach Vers 12 das Haus Israel darstellen, erfährt eine wunderbare Neubelebung. Die Gräber, in denen Israel sich befindet, sind die Nationen, unter die es, anstatt die Zeugen Jehovas zu sein ‑ gleich Verwesungsgeruch verbreitenden Totengebeinen ‑ zerstreut ist. Israel wird aus diesen Gräbern der Nationen herausgehen und in sein Land zurückkehren wie Tauben zu ihren Schlägen, Vergebung der Sünden erlangen und den Heiligen Geist empfangen. Es wird ein neues Herz bekommen, anschließend das große Visionsvolk der Erde sein und alle Völker werden sich durch Israel zu Gott bekehren. Israel erfährt also eine leibliche und geistliche Auferstehung im gleichen Zeitpunkt.
Der Lohn der Überwinder. Die Auferstehung als solche ist für Märtyrer schon ein großer Lohn, ein wunderbares Gedenken Gottes. Es ist als wolle und könne der Herr das Reich nicht ohne sie aufrichten. Sie hatten Seines Namens wegen gelitten, nun sollen sie zur Belohnung mit Ihm herrschen.
In Off 20,4 heißt es: „Und ich sah Throne und sie setzten sich darauf und ihnen ward gegeben das Gericht zu halten.“ Nach Daniel 7,9 werden Stühle aufgestellt, und hier sehen wir sie besetzt. Throne, Richter und Urteil sind das große Thema. Dabei handelt es sich um ein Preisgericht, um Auszeichnung, um Belohnung derer, die mitgelitten haben, die das Malzeichen des Tieres entschieden ablehnten. Daniel hebt besonders zwei Klassen hervor:
Die Weisen. Wohl dieselben, die in Kapitel 11, 33-35 als die Verständigen bezeichnet werden und andere belehren. Man bedenke nur, was das bedeutet, andere zu einer Zeit zu unterrichten, in der jedes Christusbekenntnis mit dem Tode bestraft wird. Diese Weisen werden hauptsächlich ihre Volksgenossen auf das baldige Ende des Reiches des Tieres und auf die Aufrichtung des Königreiches Jesu Christi hinweisen. Das werden wohl die 144 000 Versiegelten sein. Der nächste Satz sagt das gleiche. Sie sind ihren Brüdern sozusagen das, was Sterne in dunkler Nacht dem Seefahrer sind, damit er nicht fehlgehe und den sicheren Hafen erreiche. Große Auszeichnung an Ehre und Herrlichkeit ist dann der Lohn der Weisen, und daran läßt sich ermessen, wie hoch Gott ihren Dienst eingeschätzt hat (Mt 25,21-23; Lk 19,17-19; Off 3,4-5; 6,11; 19,78). Zählen du und ich auch zu den Weisen? Wahre Weisheit beginnt mit der Gottesfurcht (Psalm 111,10). Jene Märtyrer waren von ihr durchdrungen, indem sie nicht das Tier (den Antichrist) fürchteten, sondern allein Gott und Sein Wort. Sie haben überwunden durch des Lammes Blut. Wir sehen also drei Tatsachen:
Ihre wahre Gottseligkeit, tiefe Gottesfurcht.
Ihre Tätigkeit in schwerer Verfolgungszeit.
Ihr überwinden durch des Lammes Blut.
Die Seelengewinner. Es ist schon schwer genug, in so harter Zeit Gläubige zu belehren, aber Unbekehrte zum Herrn führen ist noch weit schwerer. Sie aber haben „viele zur Gerechtigkeit gewiesen“. Das Seelengewinnen war zu aller Zeit überaus mühsam; in jenen Tagen aber, da der Antichrist und der falsche Prophet große Zeichen und Wunder tun, und auf diese Weise einerseits die Leute verführen und andererseits die Todesstrafe auf das Bekenntnis Jesu setzen werden, wird es unvergleichlich schwerer sein. Dennoch suchen die treuen Zeugen Gottes viele aus dem Verderben herauszuholen. Unerschrocken verkündigen sie die Botschaft! Wie sollte die Welt glauben, wenn ihr nicht gepredigt wird (Röm 10,14). Sind wir nicht berufen, Gottes Zeugen und Menschenfischer zu sein? Mit wollen nicht zu jenen Dienern Christi gehören, die aus Furcht vor Mitmenschen oder kirchlichen Behörden mit der Wahrheit zurückhalten. Vielmehr lernen wir von jenen vier Aussätzigen, die sagten: „Schweigen wir, so wird uns Strafe treffen“ (2Chr 7,9). Schämen wir uns nicht, die bestimmte Forderung: „Ihr müßt von neuem geboren werden“, den Menschen immer wieder zu stellen. Der Diener, der diese Bedingung verschweigt, ist nicht besser als der, welcher sie leugnet. Beide betrügen ihre Zuhörer.
Dann ist in Verbindung mit der Treue im Dienst, als besondere Auszeichnung die Rede vom Glanz der Himmelsfeste und den Sternen. „Die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste und die, welche die vielen zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Beide Bilder zusammengefaßt, veranschaulichen so recht die Schönheit und das unveränderte Bestehen des Lohnes derer, die unter großer Schmach und Entbehrungen Gott lebten. Wir denken hier an den Herrn, den großen Lehrer und Seelengewinner und an Seinen Herrlichkeitsleib, wie er uns von Augenzeugen auf dem Berge beschrieben wird (Mt 17). Und ähnlich wird der Leib derer sein, die Daniel erwähnt (Phil 3,21; Kol 3,4). In 1Kor 15,49 sagt der Apostel: „Und wie wir das Bild vom Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des himmlischen tragen.“
Licht und Glanz sind außerdem ein Bild der Freude und Seligkeit. Als Hamans grausamer Plan gegen die Juden mißlungen war und ins Gegenteil ausschlug, war in allen Häusern der Juden Licht, Freude, Wonne und Ehre (Esther 8,16). Dem gingen dicke Finsternis und Drangsale voraus, ähnlich wie es dereinst in der großen Trübsal sein wird. Ja, dann werden diejenigen, die durch die Lehrer in jener schweren Zeit zum Herrn gewiesen wurden, ihren Ruhm und ihre Freude ausmachen, ihre Krone bilden (1Thes 2,19,20).
Versiegle das Buch (Vers 5). Dieser Vers resp. das
ganze Buch erscheint vielen wie versiegelt. Allerdings gibt es Dinge,
die allein unseres Gottes sind (5. Mose 29,29). Das soll aber nicht
heißen, daß wir deshalb nicht in der Schrift forschen sollen (