Schriften von Georg R. Brinke
2. Mose 40 - Das Aufrichten der Stiftshütte2. Mose 40 - Das Aufrichten der Stiftshütte
Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott Seinen Sohn (Gal 4,4). Und als der Tag der Pfingsten erfüllet war, sandte der Vater den Heiligen Geist (Joh 14,26; Apg 2,1). Und wenn des Herrn Zeitpunkt da sein wird, die Gemeinde heimzuholen, dann wird ebenso sicher der Herr wiederkommen (Apg 1,7.8). Gott hat in allem den Tag bestimmt (Apg 17,31); den legen nicht Bibelforscher oder ähnliche irreführende Sekten fest, sondern allein der Vater. Ähnlich war es beim Aufrichten der Stiftshütte. Alles war für den von Gott bestimmten Tag vorbereitet. Freiwillig, fleißig und ununterbrochen hatten alle, die willigen Herzens waren, am Hause Gottes gearbeitet. Am ersten Tage des neuen Jahres war alles zur Aufrichtung bereit.
Im Dienst für den Herrn gilt es keine Zeit zu verlieren, zu verträumen oder zu verschlafen, sondern es gilt fleißig und freudig zu arbeiten bis zum großen Sabbat. Wie wichtig es ist, genau nach Gottes Anweisungen zu handeln, sehen wir z. B. bei Philippus, den der Herr in die Wüste schickte, um dem Kämmerer zu dienen. Wäre Philippus nicht pünktlich gewesen, dann hätte er eins der größten Vorrechte in seinem Leben verpaßt, nämlich dem Kämmerer den Weg des Heils zu zeigen (Apg 8). Zu früh oder zu spät wäre Unterlassungssünde gewesen, und für Philippus selbst ein Verlust an Segen, Frucht und Lohn.
Der Tag der Aufrichtung. Sie geschah am ersten Tage des ersten Monats des zweiten Jahres. Gott hat sich manchmal den ersten Tag vorbehalten, z. B. an einem ersten Tage des ersten Monats erlebte Noah das große Heil (1. Mose 8,13 ff.). Da kam er, vor der Flut gerettet, aus der Arche, das war ein großer erster Tag. Alle Ungläubigen waren umgekommen, Noah aber lebte und betete seinen Gott an (1. Mose 8,20-22). Im ersten Monat zog Israel aus Ägypten. Gott ordnete von diesem Monat an Israels Zeitrechnung (2. Mose 12,2). Am ersten Tage des ersten Monats hieß Hiskia die Priester sich heiligen (2Chr 29,15-17). Er betrachtete die Wiederherstellung des Gotteshauses als die erste und wichtigste Aufgabe. Am ersten Tage des ersten Monats verließ Esra mit seinem Volke Babel, um wiederum seinem Gott zu dienen (Esra 7,9). Und wir dürfen am ersten Tage der Woche den Herrn anbeten (Apg 20,7). Sollte ein Gläubiger sich von Gott innerlich abgewandt haben und nach dem Babel der Welt gezogen sein, so betrachte er es als erste Pflicht, zurückzukehren. Zuerst der Herr, zuerst das Reich Gottes! Es darf nicht sein wie in den Tagen Haggais, da das Haus des Herrn unfertig da lag und Israel zuerst sich selbst schöne Häuser baute (Hagg. 1).
Das Darbringen der einzelnen Gegenstände zur Wohnung Gottes. Als alle Geräte erstellt waren, brachte man sie zu Mose. Es ist ein großes Vorrecht, dem Herrn etwas bringen zu dürfen. Hier brachten alle, die willigen Herzens waren, dem Herrn dar, was sie gewirkt hatten. Und beachten wir, wie sie die einzelnen Gegenstände hergestellt hatten. Alles paßte vollkommen zusammen, nichts war zu kurz, nichts zu lang, weil alles nach der göttlichen Anordnung gemacht worden war. Dasselbe sehen wir beim Tempelbau. Die mächtigen Steine wurden in den Steinbrüchen behauen und am Tempelplatz nur zusammengesetzt. Alles war sorgfältig zubereitet. Kommen wir, die lebendigen Steine, auch so wohl zubereitet ins Haus Gottes? Die Werkmeister Bezaleel und Oholiab mögen an der Spitze des langen Zuges gegangen sein, und ihnen folgten all die Männer und Frauen, die dem Herrn ihr Werk brachten. Da die Bundeslade der wichtigste Gegenstand der ganzen Stiftshütte war, wird man sie vorangetragen haben.
Bleiben wir im Geiste einen Augenblick stehen und versetzen wir uns in jene Stunde, da wir vor dem Herrn erscheinen werden. Was werden wir Ihm bringen dürfen? Wird man sagen dürfen: „Sie kommen mit Freuden und bringen ihre Garben“? (Ps 126,6). Werden wir Ihm Seelen bringen, die wir für Ihn gewonnen haben? Eltern werden ihre Kinder bringen, die sie durch ihr leuchtendes Vorbild zu Gott führen durften. Dort wird alles offenbar, was für Ihn getan worden ist.
Der treue Verwalter. Das war gewiß Moses. Er steht hier beim Aufrichten der Stiftshütte als der einzige Handelnde vor uns. Schon in Kap. 39 kommt siebenmal der Ausdruck vor: „. . . so wie Jehova Mose geboten hatte.“ Dasselbe lesen wir beim Aufrichten der Stiftshütte in Kap. 40 Vers 19.21.24.26.27.29.32. Alles war nun bereit zum Aufrichten. Herstellen und Aufrichten war Sache Israels, aber das Einziehen in die fertige Wohnung war die gnädige Herablassung Gottes. Er zieht nur dort ein, wo alles getan wird, wie Er befohlen hat.
In Heb 3,2-6 nimmt zweifellos der Heilige Geist Bezug auf 2. Mose 40. Jene Stelle spricht vom Herrn, „der da treu ist dem, der Ihn gemacht hat, wie auch Mose in seinem ganzen Hause. Dieser aber ist größerer Ehre wert denn Mose; soviel größerer Ehre als das Haus der hat, der es bereitet hat. Mose war zwar treu m seinem ganzen
Hause als ein Knecht zum Zeugnis des, das gesagt sollte werden, Christus aber als ein Sohn über Sein Haus; des Haus sind wir, so wir anders das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende fest halten.“
Wir sahen im Verlauf der Betrachtungen in vielen Einzelheiten den Herrn vorgeschattet. Moses wird der Knecht, der Herr aber Sohn des Hauses genannt. Moses ist nur ein Vorbild auf Christus, und wir tun sogar gut, wenn wir anstatt Moses Christus lesen und vor allen Dingen Ihn in allem sehen (Kol 1,15 ff.).
Alles war beim Bau der Stiftshütte getan worden, „wie Jehova befohlen“ hatte. Unser Moses Jesus Christus war treu in Seinem ganzen Hause. Er erfüllte das ganze Wohlgefallen Gottes. Er tat uns den Namen des Vaters kund. Er starb für die Seinen, heiligte, reinigte und salbte sie. Er selbst war die „wahrhaftige Hütte nicht mit Menschenhänden gemacht“, deren Diener Er zugleich geworden ist. Unser Herr war alles in einer Person. Er war der Opfernde, der Priester, das Opfer, die Hütte und zugleich Herr der Hütte! Welch ein bewunderswürdiger Herr! Und Du, o Herr, bist mein, Du liebst mich, und Du lebst für mich! Ja, das darf der Geringste der Seinen sagen, er darf mit Paulus ausrufen: „Der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben“ Gal 2,20).
In Heb 3,1 lesen wir: „Betrachtet Jesus . . .“ (Luther übersetzt: „Nehmet wahr. .“) Den, auf dem das ganze Wohlgefallen Gottes ruhte." Die siebenmalige Wiederholung des Wortes: „Mose tat alles so, wie Jehova befohlen hatte", zeigt, wie vollkommen alles nach den Gedanken Gottes getan wurde; er handelte als gehorsamer Diener. Wenn schon der Diener alles Betrachtens wert ist, was muß erst der Herr des Hauses sein? Der unendlich viel Größere!
Die Stiftshütte ist ein wunderbares Bild und ein Beweis dafür, was durch die Gnade Gottes und durch Seine Kraft und Weisheit getan werden kann. Zugleich ist sie auch ein Bild der großen Treue Gottes, der, wie wir sehen, die wahre Hütte ist. Wie dort alles nach Gottes Plan und Anweisung getan wurde, so hat unser Herr den ganzen Heilsplan, alle Weissagungen auf Ihn, alle Vorbilder und Verheißungen, ja noch mehr, das ganze Gesetz erfüllt. Am Kreuz legte Er das vollbrachte Werk vor Seinen Gott, und siehe, alles war so, wie Jehova es befohlen hatte. Christi Auferstehung und Sein Sitzen zur Rechten Gottes sind für Ihn die volle Anerkennung Gottes, wie die Anerkennung der Stiftshütte, die offenbar wurde, als die Herrlichkeit Gottes sie erfüllte. Wir selbst sind die Frucht Seines Werkes, indem Er viele Seelen zur Herrlichkeit führt.
Verweilen wir noch ein wenig bei dem siebenmaligen Ausspruch „so wie Jehova geboten hat.“ In Joh 2,5 steht geschrieben: „Was Er euch sagt, das tut.“ Kann Gott bei uns auch solchen Gehorsam rühmen? In Kap. 39 und 40 kommt der Ausdruck „geboten“ 14 mal vor, aber wir wollen an dieser Stelle nur sieben solcher von Gott erwarteter Gehorsamsakte nennen. Wir entnehmen sie dem rein praktischen Leben.
Versammeln wir uns so, wie der Herr befohlen hat, allein in Seinem Namen, um Sein Wort, um Seinen Tisch nach den Weisungen der Schrift, und versäumen wir nie die Versammlungen? (Apg 2,41-47; Heb 10,25).
Lieben wir einander, wie der Herr uns geliebt hat? (Eph 5,2).
Beten wir, wie uns befohlen ist? (Mt 6,6 ff.; 1Tim 2,1.2).
Geben wir dem Herrn, was Ihm gehört? (Mal 3,10; 1Kor 16,1.2).
Wandeln wir, wie wir es schuldig sind? (1Joh 2,6).
Bringen wir das von Gott erwartete Opfer? (Röm 12,1.2).
Gestillte Sehnsucht. Dem Verlangen Gottes, wie wir es in Kap. ausgedrückt finden: „. . . daß sie Mir ein Heiligtum machen, daß Ich in ihrer Mitte wohne“, war nun entsprochen. Israel hatte freudig den Willen Gottes erfüllt, es lag ihm alles daran, Seinen Gott in seiner Mitte zu haben. Die letzten Vorbereitungen zum Einzug Gottes waren vollendet. Die Hütte selbst war gesalbt, nun konnte der Gesalbte einziehen. Hier durfte man mit dem Psalmisten sagen: „Machet die Tore weit, damit der König der Ehren einziehe“ (Ps 24,7).
Zwei Namen werden in diesem Abschnitt der Stiftshütte gegeben: „Wohnung" und „Zelt der Zusammenkunft.“ Gott nahm Besitz von der Wohnung und regierte beständig zwischen den Cherubim Sein Volk. Zugleich war Er wie ein Vater um Seine Kinder besorgt. Bedeutsam ist auch der zweite Ausdruck „Zelt der Zusammenkunft“. Der dreimal Heilige hatte eine Möglichkeit geschaffen, mit einem sündigen Volke zu verkehren, ohne daß es sterben mußte. Wie Er das möglich gemacht hat, belehrt uns der Bericht vom ehernen Altar und vom ehernen Waschbecken. Wir wissen jedoch, daß dies nur Vorbilder sind. Wann kommt die Wirklichkeit? Die Vorbedingungen sind am Kreuz an jenem vollgültigen ehernen Altar erfüllt. Die Schrift berichtet es in Off 21,3: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen" und in Off 21,5: „Siehe, Ich mache alles neu.“ Erst in der Fülle der Zeiten wird Gottes Sehnsucht, in völliger Harmonie unter den Menschen zu wohnen, restlos gestillt sein, wenn das Reich des Christus und Gottes sein wird. Wenn Satan und sein Anhang im Feuersee sein werden und das Endgericht stattgefunden haben wird (Off 20,11-15). Die Stiftshütte zeugt von allem, was Gott in Seinem Herzen von Anfang an mit Seinem Volke plante. Was noch jetzt im schwachen, mangelhaften Symbol dargestellt wird, wird bald Wirklichkeit sein in der zukünftigen Welt, wo Seine Herrlichkeit nicht auf einen kleinen Raum beschränkt, sondern das ganze Weltall erfüllen wird. O großer Tag, wir warten deiner mit heißer Sehnsucht!
Doch vergessen wir die Gegenwart nicht! Wie Gott einst in der Stiftshütte wohnte und im Leibe Seines Sohnes (2Kor 5,19), in dem Leibe, den Gott Ihm bereitet, so begehrt Er jetzt in dir und mir zu wohnen und Seine Herrlichkeit in und durch uns zu offenbaren (Phil 1,20).
Ein unvergeßlicher Anblick. Als Mose die Aufrichtung der Hütte vollendet hatte und alles zum Einzug Jehovas bereit war, erschien die Herrlichkeit des Herrn. Sein Kommen liegt allein bei Ihm, aber Er sehnt Sich nach der Bereitschaft der Seinen, Ihn aufzunehmen. Wie werden besonders die Bauleute, wie wird aber auch das ganze Volk gestaunt haben ob dieses einzigartigen Schauspiels. Zugleich sahen alle Mitarbeiter etwas von dem, was sie beigetragen hatten zur Wohnung Gottes. Andere, die nichts getan hatten, mögen beschämt daneben gestanden sein. Einer sah sein Gold, ein anderer sein Silber, sein Erz oder die von ihm gespendeten Edelsteine usw. Gewiß sind alle in Anbetung niedergefallen, wie z. B. in späterer Zeit ein Hesekiel (Kap. 43,3).
Bald ist auch unser Haus vollendet, bald wird der letzte lebendige Stein in den Bau eingefügt sein, und der Herr wird kommen zu Seinem Tempel. Dort werden auch wir sehen, was wir dazu beitragen durften. „Gott ist nicht ungerecht, eures Werkes zu vergessen und der Liebe, die ihr gegen Seinen Namen bewieset, da ihr den Heiligen gedient und noch dient“ (Heb 6,10). Doch noch immer haben wir Gelegenheit zu bauen, denn der Bau ist noch nicht vollendet. Das Feld ist wohl reif zur Ernte aber es fehlen noch viele Arbeiter, solche wie Mose, Bezaleel, Oholiab und andere. Bald wird der letzte Stein hinzugefügt sein, dann kommt der Herr zu Seinem Tempel in der Wolke, zunächst um die Gemeinde heimzuholen (1Thes 4,13-18). Nach der großen Trübsal aber kommt Er in großer Kraft und Herrlichkeit zu Seinem Volke Israel, mit uns, den Seinen, und allen heiligen Engeln (Off 17; 19,11 ff.). Bis dahin aber lautet die Parole: „Handelt, bis daß Ich komme“ (Lk 19,13).
Nicht mehr Fremdlinge. (Eph 2,19). Noch ein Jahr zuvor war Israel ein armes gedrücktes, seufzendes Sklavenvolk. Gott befreite es durch Seinen mächtigen Arm. Die Israeliten waren nun durch das Blut der Sühne mehr als nur Befreite, sie waren gewürdigt, Hausgenossen Gottes zu sein. Gott wohnte unter ihnen in dem Hause, das sie Ihm bereitet hatten. Was für eine Liebe und Gnade spricht aus der Zusage, nicht mehr Fremdlinge, sondern Mitbürger und Hausgenossen Gottes sein zu dürfen, zusammengefügt zu einem heiligen Tempel (Eph 2,19 bis 22)! Wie jene goldenen Bretter der Stiftshütte das Zelt der Zusammenkunft bildeten, so ist es heute die Gemeinde des lebendigen Gottes. Für den Augenblick sind wir hinieden noch Fremdlinge, aber wir haben, wie Israel bei seinem Auszug aus der Fremde, den Pilgerstab in der Hand und ziehen hin zum Zion droben. Bist du auch dabei, lieber Leser?
Unsere geistliche Bewegung. Die Stiftshütte blieb nicht immer am gleichen Ort, sie war, wie wir hörten, ein transportables Gotteshaus. Erhob sich die Wolke, so war das das Zeichen zum Aufbruch (V. 36 bis 39). Auch unsere geistliche Bewegung wird von oben bestimmt. Sehnen wir uns nach geistlicher Führung, so heißt es „Aufsehen auf Jesum" (Hebr. 12,2). Er sagt sogar: „Ich will dich mit Meinen Augen leiten" (Ps 32,8). Folge Ihm in Ehrfurcht, und du wirst in allen Entscheidungen sicher sein. Sei es Ehewahl, Berufswahl, Ortswechsel, oder gar wenn der Herr dich in Seinen Dienst ruft, wie Barnabas und Saulus. (Apg 13,2). Du darfst mit David bekennen: „Er führet mich auf rechter Straße um Seines Namens willen“ (Ps 23,3).
Wir ruhen, wenn Er ruht, aber wir gehen auch, wenn die Wolke aufbricht, und wenn es noch so schön wäre wie einst in Elim. Der Herr sagte zu Petrus: „Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich hinbringen, wohin du nicht willst“ (Joh 21,18). Eins ist uns aber selige Gewißheit, wenn wir nur Ihm die Treue halten. Es ist ausgedrückt im Psalmwort: „Erkennet doch, daß der Herr Seine Heiligen wunderbar führt“ (Ps 4,4).