Für das Haus des großen Königs bedurfte es auch der Diener, die würdig und geschickt waren für den geweihten Dienst in Seinem herrlichen, goldenen Hause. Der Herr des Hauses ist ja kein Geringerer als Jehova selbst. Er bestellt zu diesem Dienste, wen Er will. Vielerlei wird uns über die Diener gesagt, und auf einige uns besonders wichtige Punkte wollen wir kurz eingehen. Wir wollen gemeinsam über die vielen sinnreichen Einzelheiten nachdenken und uns daran erbauen.
Die Berufung der Diener. „Nimm Aaron und seine Söhne“ (Vers 1). Bei dieser Berufung geht es nicht nach menschlicher Weise, etwa wie in manchen Kirchen und Gemeinden nach Mehrheitsbeschluß, sondern nach ewigem, göttlichem Ratschluß. In der Gemeinde des Herrn bestimmt nicht der Mensch, sondern der Heilige Geist, wie wir das so klar und eindeutig in Apg 13,2 lesen können. O, diese ungeistlichen Abstimmungen solcher, die den Herrn nicht kennen, die nach Gunst oder Ungunst und nicht nach wirklich geistlichen Gesichtspunkten handeln! Solches Handeln ist sündig und verwerflich. Wie der Herr zuvor einen Bezaleel und einen Oholiab berief (2. Mose 31,2), so berief Er hier Aaron und seine Söhne.
Das Ganze ist, wie wir schon öfters sahen, nur ein Vorschatten auf
kommende Dinge. Die Erfüllung dessen, was Gott plant und hier andeutet,
geschieht in dem einen großen Hohenpriester Jesus. Er ging
nicht, wie Aaron, in ein irdisches Heiligtum ein, sondern in den Himmel
selbst, in die wahrhaftige Hütte, die nicht von Menschen, sondern von
Gott selbst erbaut ist (Heb 8,1). Zu Ihm, dem Gott
bestätigte: „Du bist Mein Sohn“ (Mt 3,17), sagte Er auch: „Du bist
Priester in Ewigkeit“ (Heb 5,4-6; 6,20). Dieser Priester unterscheidet
sich grundsätzlich von Aaron, der sich immer wieder reinigen mußte. Er
ist heilig, unschuldig, unbefleckt und höher denn der Himmel, der
einzige makellose Mensch (Heb 7,26). Er wird nicht eines Tages durch
einen Nachfolger abgelöst, weil Er dem Tode zum Opfer fällt, sondern Er
lebt immerdar und verrichtet Seinen Dienst unablässig (Heb 7,25). Er
ist der einzige treue und barmherzige Hohepriester (
Die Berufung zum Priesterdienst nach 3. Mose 8 aber bezieht sich nicht allein auf Aaron, sondern auch auf seine Söhne. „Nimm Aaron und seine Söhne.“ Solche Söhne hat auch unser Hoherpriester. Er hat eine geheiligte Schar. Jene waren aus Aaron, diese aber kommen von Ihm (Heb 2,11). Sie sind das geistliche Haus, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums (1Pet 2,5.9). Sie haben einen besseren freieren Zutritt als Aaron, sie gehen immerdar ein (Heb 10,19-22). Jene waren Aarons Verwandte, also natürlicher Herkunft, diese gilt vor Gott nicht, vor Ihm gilt nur die durch den Geist gewirkte. Wir sind aus Ihm, wir werden Seine Brüder genannt, wir sind also die Ihm am nächsten Stehenden (Mt 12,46-50; Mk 3,35; Lk 8,21). Wir sind es aber nur durch die unaussprechliche Gnade Gottes und Jesu Christi.
Die nötige Zubereitung der Diener. Sie wurden gebadet. Doch dem Baden geht das Entkleiden voraus. Ehe sich Naeman im Jordan baden konnte, mußte er sich ausziehen (2. Kg. 5). So war es auch mit den Priestern. Ehe wir Gott dienen können, gilt es, alles abzulegen, was vor Ihm nicht bestehen kann. Wir müssen kommen, so wie wir sind. Was bleibt von all der gerühmten Kultur übrig, wenn der Mensch vor Gott erscheint? Wenn wir die Fassade: Bildung, Schulung Ehre, Reichtum, also alles Dinge, die ja keine Geltung vor Gott haben, beiseite legen, dann sind wir alle gleich. „Es ist hier kein Unterschied . . .“ (Röm 3,23).
Hinter all dem scheinbar schönen Außeren herrscht die Sünde in gleicher Weise bei den einen wie bei den anderen. „Ziehet den alten Menschen mit seinen Handlungen aus“, so lautet der Befehl der Schrift (Kol 3,9).
Dem Ausziehen folgte das Baden. Wir sahen soeben, daß der Mensch von Natur unrein ist (Jes 64,6) und daß sich niemand selbst reinigen kann (Jer 2,22). Der Herr aber vermag auch den unreinsten Sünder zu reinigen, wenn dieser nur will (1Kor 6,9-11; Mt 8,2). Die Waschung geschah öffentlich; alle sollten wissen, daß diejenigen, die die Gefäße des Herrn tragen würden, rein und heilig sein mußten (Jes 52,11). Nur Menschen in reinen Kleidern werden vor Gott stehen und bestehen (Off 7,14). Ananias forderte nach Gottes Weisung Saulus auf, sich abwaschen zu lassen von seinen Sünden (Apg 22,10.16).
Wie ganz anders ist es mit unserem Hohenpriester: Er unterwarf sich zwar einer ähnlichen Zeremonie, indem Er in den Jordan hinabstieg, aber nur, „um in allem den Brüdern gleich zu sein“ oder, wie Er selbst zu Johannes sagte, „um alle Gerechtigkeit zu erfüllen". Für uns, die wahren Söhne des großen Hohenpriesters, ist diese Waschung nicht eine nach außen sichtbare Zeremonie wie die Taufe, sondern das, was sie versinnbildlicht, ist vielmehr das Erlebnis des Begrabenseins und Auferstehens mit Christo, wie Paulus schreibt (Röm 6,3-6). Alle Nachkommen Aarons waren durch Geburtsrecht Priester, aber erst nach der Waschung und Salbung durften sie Priesterdienst tun. Dieser göttliche Grundsatz ist für alle Zeiten unabänderlich. Deshalb sind es nicht das Studium und die Erlangung theologischer Grade und die Berufung auf Grund menschlicher Mehrheitsbeschlüsse, die vor Gott zum Dienst berechtigen, sondern allein die göttliche Berufung, Reinigung und Salbung durch Ihn.
Die richtige Zubereitung zum Priesterdienst. Aaron und seine Söhne wurden gekleidet und umgürtet (Vers 7-9). Entkleidung und Waschung waren die nötigen menschlichen Voraussetzungen. Das Bekleiden ist die Sache Gottes. Das sehen wir schon im Paradies (l. Mose 3,21). Jubelnd verkündigt es auch der Prophet Jesaja (Jes 61,10). Der Herr liebt nicht nur Reinheit, sondern auch Schönheit (2. Mose 28,2; Jes 4,2) und will damit auch
Seine Kinder erfreuen. Um in Gottes Gegenwart stehen zu können, dürfen wir nichts Geringeres als den Herrn selbst anziehen (Röm 13,14). Die in 2. Mose 28 beschriebenen herrlichen Kleider des Hohenpriesters weisen ja in allen Einzelheiten auf Christi Vollkommenheit, Schönheit und Würde hin; das wurde uns schon klar, als wir uns mit der Person des Hohenpriesters beschäftigten.
Der Bekleidung folgte die Salbung. Nicht nur die Wohnung des Herrn, sondern auch Seine Diener mußten gesalbt werden (2. Mose 30,30; 3. Mose 8,10.11). Diese Handlung ist ein Hinweis auf die große Salbung, wie sie später am Herrn selbst geschah, als der Heilige Geist in Gestalt einer Taube am Jordan auf Ihn kam und blieb (Mt 3,17), sowie auf Pfingsten, als alle Gläubigen durch einen Geist zu einem Leibe getauft wurden.
Das Salböl floß über den ganzen Menschen Aaron, über seinen Bart und seine Kleider (Ps 133,2). Der ganze Mensch mußte gesalbt sein, selbst die Kleider, das Bild des Wandels. Wie wir an unseren Kleidern jeden Flecken sehen, so muß an unserm Wandel die heiligende Wirkung der Salbung gesehen werden. Gottlob, wir haben die Salbung, und sie bleibt auf uns! (1Joh 2,27). Begnügen wir uns aber ja nicht mit jenem einmaligen Akt der Wiedergeburt, sondern, wie die Gläubigen der Apostelgeschichte immer wieder neu mit dem Heiligen Geiste erfüllt wurden, so gilt auch uns, den bereits Versiegelten (Eph 1,13), die Ermahnung: „Werdet voll Geistes" (Eph 5,18). Ohne die Salbung ist der Mensch gar nichts, ja, er ist nicht Sein, d. h. er ist verloren (Röm 8,9).
Die Heiligung für den Dienst. Das war der Endzweck von allem Vorangegangenen. Aaron und seine Söhne waren von Gott aus dem Volke erwählt, um Ihm zu dienen. Diesen Anspruch des Dienstes in Form der Anbetung hatte Gott schon im Blick auf Sein Volk gestellt, als es noch in Ägypten war: „Laß Mein Volk ziehen, daß es Mir ein Fest halte“ (2. Mose 5,1). Das haben die Gläubigen in Thessalonich gut verstanden (1Thes 1,9.10). Zweierlei kam bei dieser Weihe zur Anwendung: das Blut und das Öl. Das Blut wies erneut hin auf ihr Gestorbensein mit Christo (Röm 6,8), und das Öl galt als das Lebensnotwendige, das allein zum Dienst berechtigt. Fehlen diese beiden Dinge beim Diener Gottes, so ist er nicht von Gott berufen, sondern er ist ein Schalksknecht und geht verloren. Beachtenswert ist es auch, welche Glieder mit dem Blut und dein Ö1 berührt wurden. Das Ohr wurde mit beidem berührt, d. h. es war tot für die Gerüchte der Welt und die Einflüsterungen Satans (1. Mose 3; 2. Mose 32,1 ff.), aber offen und aufnahmebereit für Gott (Jes 50,4; 1Sam 3,9). Der rechte Fuß, der nun zum Wandel im Hause Gottes bestimmt war, und die rechte Hand, die nicht mehr, wie einst, dem Sündendienst unterworfen war, sondern dem Dienst am Altar (Eph 4,28), einem heiligen Gebetsdienst (1Tim 2,8), auch sie wurden sowohl mit dem Blut als auch mit dem Salböl berührt. „Sie sollen nicht umsonst arbeiten", sagt der Prophet (Jes. 65,23). Gott versorgt Seine Diener (Vers 31-35). Der Herr braut nicht nur die Dienste Seiner Diener, sondern stillt auch ihre Bedürfnisses in reichem Maße. Das Webopfer wurde den Priestern in diesem Falle gegeben, zugleich als Hinweis auf den auferstandenen Christus. Das Beste wurde ihnen gegeben, und uns ist der ganze Christus gegeben (1Kor 3,21-23).
Der Zehnte gehört den Leviten. Wir sind verpflichtet, denen zu dienen, die uns dienen. Das sagt auch Paulus im 1Kor 9,11: „So wir euch das Geistliche säen, ist's ein großes Ding, wenn wir euer Leibliches ernten?“ Was die Unterlassung durch die Gläubigen den Dienern gegenüber für Folgen hat, beweisen die Worte in Neh 13,10-
12. Die Leviten flohen aus dem ihnen befohlenen Amt am Hause Gottes aus Mangel an Nahrung. Und Paulus schreibt: „Der aber unterrichtet wird mit dem Wort, der teile allerlei Gutes dem mit, der ihn unterweist“ (Gal 6,6).
Ein wichtiger Befehl (Vers 35). Aaron und seine Söhne mußten nach dieser Weihe sieben Tage vor dem Heiligtum Tag und Nacht bleiben, um die Vorschriften des Herrn zu beachten. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit und bezeichnet ein abgeschlossenes Ganzes. Hier ist es ein Hinweis darauf, daß die Priester den Dienst tun sollen ohne Ende. Von Gott Berufene sind für immer berufen. Solche können zwar auch fehlen, wie z. B. die Geschichte vom Hohenpriester Josua beweist in Sach 3. Er stand in unreinen Kleidern vor dem Engel des Herrn und wurde von Satan, dem Ankläger, verklagt. Der Engel wies Satan ab und ließ Josua mit Feierkleidern versehen. Der Herr stellte ihn bald wieder in Seinen Dienst ein. Aaron und seine Söhne sollten also fortan ununterbrochen am Heiligtum dienen, die Geräte des Herrn tragen und allein der Wolkensäule folgen. Unser Herr gibt uns auch darin wiederum Selbst das beste Vorbild, indem Er Tag und Nacht wirkt (Joh 3,2; 4,6b; Lk 6,12). Dasselbe lesen wir von Paulus (Apg 20,31).
Die sieben Tage weisen also auf lebenslänglichen Dienst hin. Aaron starb nicht etwa als pensionierter Hoherpriester, sondern diente bis zu seinem Tode. Der Herr ist hingegangen (Joh 14), aber Er läßt die Seinen volle „sieben Tage", d. h. Er läßt sie handeln, bis daß Er wiederkommt (Lk 19,13). Es gilt, bis ans Ende zu beharren (Mt 10,22).
Beachtenswert ist schließlich noch, daß die ganze Handlung der Priesterweihe öffentlich geschah. Das ganze Volk sollte Gottes Handeln mit Seinen Dienern sehen und hören und so Seine Absichten mit diesen erkennen. Die Weihe wurde sehr eindrucksvoll gefeiert. Wie Gott später dazu stand, das erfuhren wir in den Betrachtungen über den grünenden Stab Aarons. Priester Gottes haben eine ungewöhnlich große Verantwortung vor Gott und Menschen, der Herr aber steht zu ihnen in großer Treue. Versäumen die Gläubigen ihre Pflicht, sie recht zu versorgen, so kommt Er dennoch nicht in Verlegenheit. Er hat auch heute noch Raben und Witwen, die Er brauchen kann, wenn es nottut (1Kön 17,4.9-16).