Schriften von Cor Bruins
Mk 16,15-18 Mt 28,16-20 - Jesus erscheint den Aposteln und über 500 Brüdern (Achte Erscheinung)Mk 16,15-18 Mt 28,16-20 - Jesus erscheint den Aposteln und über 500 Brüdern (Achte Erscheinung)
Markus 16,15-18; Matthäus 28,16-20
Markus 16,15-18: Wir wollen jetzt einen Gegenstand weiterbehandeln, mit dem wir in Lukas und Johannes begonnen haben: die unterschiedlichen Sendungsaufträge an die Jünger. Die hier feststellbaren Unterschiede sind ebenso deutlich wie völlig im Einklang mit dem Ziel des Afa/Ln.sevangeliums.
A. Es scheint, daß der Auftrag in Jerusalem noch während ihres Zusammenseins erteilt wurde (V. 14). Markus teilt weiter keine Einzelheiten mit, sondern bleibt ziemlich allgemein.
B. Der Bereich, dem das universelle Zeugnis gebracht werden soll, ist noch weiter als bei Matthäus: „Gehet hin in die ganze Welt... der ganzen Schöpfung“ (V. 15).
C. Die Elf ragen hier besonders heraus und werden in erster Linie angesprochen (V. 14), aber zweifellos müssen sich außer ihnen - das bekräftigen die anderen Evangelien - noch viele andere Jünger dort befunden haben. Was ist hier ihr Auftrag? Sie sollen hingehen und „das Evangelium predigen“. In Matthäus ist es die vorrangige Aufgabe der Apostel, „zu Jüngern zu machen“.
Ferner wird hier eine einschränkende Aussage zugefügt, die sich bei Matthäus nicht findet. Einige werden dem Zeugnis glauben, andere jedoch nicht (V. 16). Wir haben somit die Vorwegnahme der Tatsache, daß einige es abweisen werden. Man kann das häufig in den Evangelien sehen, und sogar vom Dienst des Paulus lesen wir in Apostelgeschichte 28,24: „Und etliche wurden überzeugt von dem, was gesagt wurde, andere aber glaubten nicht.“
Die Reihenfolge hier ist klar für jedes aufrichtige Herz: „... glaubt ... wird getauft ... wird gerettet.“ Nicht, daß die Taufe für die Ewigkeit errettet oder einen sicheren Beweis für die Errettung darstellt. Simon der Zauberer „glaubte“ und „wurde getauft“, war aber nicht wiedergeboren. Die Taufe ist nur eine äußerliche Handlung. Gott sieht, ob wirklicher, rettender Glaube vorhanden ist. Deshalb wird hier hinzugefügt: „wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ - selbst dann, wenn er getauft ist!
D. In diesem Evangelium wird der Glaube betont, in Matthäus nicht; er wird dort stillschweigend vorausgesetzt.
E. Beachte, daß weder Markus noch Matthäus hier von dem Heiligen Geist als einer Gabe des aufgefahrenen Herrn reden, mit der sie vor Antritt ihrer Mission erst noch angetan werden müssen.
F. Nur Markus erwähnt Zeichen in den Versen 17 und 18. Der griechische Text zu Beginn von Vers 17 lautet ganz wörtlich übersetzt: „Zeichen aber den Glaubenden, diese werde folgen.“ Einige Ausleger wollten ihm deshalb folgende Bedeutung beilegen: „Die Zeichen (zur Beglaubigung und Bestätigung eurer göttlichen Sendung) an die, welche diese Dinge (eure Predigt) glauben, werden ihr (eurer Predigt) folgen.“ In den ersten Tagen der Versammlung haben tatsächlich Wunderwirkungen und Zeichen die Echtheit der von Gott gesandten Prediger bestätigt.
G. Beachten wir auch, daß hier nichts bezüglich der Zeit oder der Zeitdauer dieser Zeichen und Wunder gesagt ist! Es wird auch nicht gesagt, daß diese Zeichen allen folgen werden, die glauben, noch finden wir den Ausdruck aus Matthäus „bis zur Vollendung des Zeitalters“ in Verbindung mit den Zeichen und Wundem. Es ist vielmehr die Gegenwart Christi, die Seinen Jüngern in Matthäus für diesen Zeitraum verheißen wird.
H. Wir haben zahlreiche Belege, daß Zeichen den Dienst der ersten Prediger begleiteten, bis der damit beabsichtigte Zweck erreicht war.
Matthäus 28,16-20: Wir sehen den Herrn Jesus hier nicht in Jerusalem, sondern Er trifft mit Seinen Jüngern in Galiläa zusammen, nicht in Bethanien wie bei Lukas, sondern in dem „Galiläa der Nationen“ (Matthäus 4,15.16; Jes 9,1.2), dem während Seines vielfältigen Dienstes Licht aufgegangen war. Nicht die „heilige Stadt“ sondern das verachtete Galiläa ist der Ort, wo Jesus gewissermaßen an dem Punkt fortfährt, wo Er vor dem Kreuz aufgehört hatte.
Der Sendungsauftrag hier scheint wieder vorrangig an die Elf gerichtet zu sein (V. 16). Aber das schließt nicht aus, daß zugleich auch viele andere Jünger anwesend waren. Wir neigen tatsächlich zu dem Gedanken, daß Paulus sich auf diese Begebenheit bezieht, wenn er in 1. Korinther 15,6 schreibt: „Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übriggeblieben, etliche aber auch entschlafen sind.“
A. Als erstes fällt uns auf, daß ihre Sendung einem weit größeren Bereich als jemals zuvor gilt. In der Zeit davor waren sie zu Israel allein gesandt worden; jetzt geht es um alle Nationen, und nicht mehr ausschließlich um jüdische Belange. Obwohl es sich hier noch um das Reich handelt, ist es nicht länger auf Israel allein beschränkt; es trägt universellen Charakter.
B. Hier wird nicht wie in Lukas gesagt, daß sie in Jerusalem anfangen sollen (das seinen König verworfen hatte), sondern daß sie (von Jerusalem) zu allen Nationen hingehen sollen.
C. Wir fragen auch hier wieder: Wie lautet ihre Sendung? Sie ist dreifach:
(1) „Macht zu Jüngern (V. 19) im Unterschied zu Markus' „Predigt das Evangelium“. Es ist auch nicht das Predigen von „Buße und Vergebung der Sünden“ (Lukas 24,47).
(2) „Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Das hatte Israel niemals gekannt, denn sie kannten Gott nicht als Vater. Aber wie schon bemerkt, trägt nun alles nicht mehr länger einen streng jüdischen, sondern einen ganz allgemeinen Charakter. Es handelt sich nun um das Reich und die Sammlung der Nationen. Wie passend steht das alles in diesem Evangelium, das Jesus, zu welchem hin die Sammlung der Nationen geschehen sollte, als die Hoffnung Israels vorstellt.
(3) „Lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe“ (V. 20). Die Grundsätze des Reiches waren ausführlich in den Kapiteln 5,6 und 7 dargelegt worden. Beachte, daß hier von solchen, die sich nicht taufen lassen wollen, gar nicht die Rede ist. Auch der Glaube wird nicht besonders betont, obwohl Glaube zweifellos vorausgesetzt wird.
D. Was hier vor unseren Blicken steht, ist die Bekehrung der Nationen, ist die ganze Welt, wie sie friedlich um Jerusalem, das Zentrum ihres Gottesdienstes, angeordnet ist, sind gehorsame Nationen, die gemeinsam mit Israel in dem König der Gerechtigkeit frohlocken.
E. Es ist auch bemerkenswert, daß dieses Evangelium keine Beschreibung der Himmelfahrt gibt, obwohl wir den auferstandenen Herrn finden. Es sieht so aus, als ob der Herr Jesus weiter auf der Erde bei dem gläubigen Überrest verbleibt, was Seine Zusage ja in gewissem Sinne in sich schließt: „Siehe, ich bin bei euch (nicht: ich werde bei euch sein, selbst wenn ich euch verlassen habe) alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (V. 20).
Anmerkung: Der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 15,7: „Danach erschien er Jakobus.“ Das wäre dann die neunte Erscheinung, von der aber in allen vier Evangelien nichts erwähnt wird.