Schriften von Cor Bruins
Kapitel 3 - Das Wirken in Galiläa - für die Volksmengen
Mt 5,1 - 8,1 Lk 6,17 - 7,1 - Die BergpredigtMt 5,1 - 8,1 Lk 6,17 - 7,1 - Die Bergpredigt
Matthäus 5,1 - 8,1; Lukas 6,17 - 7,1
Markus läßt die ganze Bergpredigt aus und auch vieles, das auf die Berufung der Zwölf folgt, zum Beispiel die Heilung des Knechtes des Hauptmanns, die Auferweckung des Sohnes der Witwe von Nain, die Botschaft Johannes' des Täufers an Jesus, Jesu Klage über die Städte Kapemaum, Chorazin und Bethsaida, Jesu Salbung im Haus des Pharisäers, und wie der Herr in Galiläa predigt und Kranke heilt (Lukas 8,1-3).
Wir mögen uns fragen, warum die Bergpredigt in Markus' Bericht ausgelassen wird. Das steht in Übereinstimmung mit der Absicht des Heiligen Geistes in diesem Evangelium. Hier wird der Herr Jesus nicht als der König gesehen, der gekommen ist, um Sein Königreich aufzurichten, und jetzt die Grundsätze dieses Königreiches verkündigt, wie bei Matthäus; hier wird Jesus als der niedrige Diener gezeigt. Darum werden hier die Grundsätze des Königreiches nicht verkündigt.
Matthäus: Bis hierhin war den Juden gezeigt worden, daß Jesus ihr Messias war, und zwar durch Seine Werke unter ihnen. Durch Seine Werke und Wunder wurden überall Menschen auf Ihn aufmerksam; selbst aus dem Ausland, von Syrien, waren sie zu Ihm gekommen.
Nun war die Zeit dafür da, die Grundsätze des Königreiches bekanntzumachen.
Nach unserem Empfinden werden hier, genauso wie vorher die Wunder zusammengefaßt wurden, in den Kapiteln 5,1 bis 8,1 auch die Reden Jesu zusammengefaßt.
Die Bergpredigt, so glauben wir, war deswegen nicht notwendigerweise eine fortlaufende, ununterbrochene Rede. Der Heilige Geist hat diese Reden zusammengefaßt, um die sittliche Einheit der Lehre Christi und der Grundsätze des Königreiches darzustellen.
Wir können nur den göttlichen Autor bewundern, dessen Hand wir so deutlich in der göttlichen Gestaltung der Evangelien sehen, wie Er jeden Schreiber persönlich inspirierte, nur das aufzuzeichnen, was Gottes Absicht am klarsten in den verschiedenen Berichten herausstellt!
Natürlich wußte Matthäus, daß diese Bergpredigt lange nach Kapitel 5 gehalten wurde, denn er hat sie selbst gehört. Doch teilt er seine eigene Berufung erst in Kapitel 9 mit.
Sie steht hier in Kapitel 5 nicht etwa, um die Zeit anzugeben, zu der der Herr Jesus diese Worte äußerte, sondern eher, um den haushaltungsmäßigen Wechsel anzuzeigen, der jetzt bevorstand: Christus und Sein Königreich wurde verworfen, jetzt wird das „Reich der Himmel“ angekündigt. Damit ist klar, daß die Bergpredigt nicht die Errettung des Sünders behandelt. Jesus spricht zu Seinen eigenen Jüngern. Er spricht über Heilige, nicht über Sünder.
Lukas'. Nachdem unser Herr Jesus die Zwölf berufen und ernannt hatte, war er „mit ihnen herabgestiegen“ (Vers 17) auf einen ebenen Platz auf dem Berg. Anstatt in den höhergelegenen Teilen zu bleiben, wo Er vorher war, hält Er hier das, was allgemein „die Bergpredigt“ genannt wird.
Daß diese Rede nicht auf einmal gehalten wurde, wie es bei Matthäus scheinen mag, geht aus der Tatsache hervor, daß wir im Lttkasevangelium bestimmte Teile davon haben, die mit den entsprechenden Stellen bei Matthäus identisch sind, bei denen Lukas aber die besonderen Umstände erwähnt, die Anlaß zu diesen Reden waren.
Lukas fügt die Seligpreisungen und die Wehe zusammen (s. Verse 24,25,26 usw.); Matthäus reserviert seine Wehe für eine spätere Gelegenheit.
Lukas sagt: „Glückselig ihr Armen“, während es bei Matthäus heißt: „Glückselig die Armen.“ Der Unterschied ist offenkundig: Lukas' Bericht ist ein persönliches Wort, das an die gottesfürchtige Schar gerichtet ist, die Jesus umgibt - eine Botschaft unmittelbar an die Herzen. Matthäus schreibt in einem allgemeineren Sinn.
In Lukas werden die Barmherzigen, die Reinen, die Friedensstifter und die Sanftmütigen weggelassen. Der Grund hierfür ist möglicherweise, daß Lukas' Bericht hier unmittelbar anwendbar gemacht wird, als ob Jesus die Person oder die Personen, die damals vor ihm standen, ansah und über sie einen bestimmten und persönlichen Segen aussprach.
Außerdem läßt Lukas die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten aus. Der Grund dafür ist, wie wir glauben, daß in Lukas alle Verfolgungen als „um des Sohnes des Menschen willen“ gesehen werden (Vers 22).
Ohne Zweifel wurden dem Herrn viele Fragen gestellt - das geht aus dem, was Lukas in seinem Bericht mitteilt, klar hervor - und diese wurden von dem Herrn nach und nach durch die Worte und Sätze Seiner Rede beantwortet.
So sehen wir im Vergleich mit Matthäus' Bericht, daß Lukas einfach ausläßt, verkürzt oder hinzufügt, je nachdem wie es der Absicht seines Evangeliums entspricht. Zum Beispiel fügt Lukas Kapitel 6,22b.24.25.26.34.35.38.40.45 usw. hinzu.
Johannes-, Obwohl Johannes wie Markus keinen Bericht von der Rede, die allgemein „Die Bergpredigt“ genannt wird, hat, sind in diesem Evangelium fünf andere Reden aufgezeichnet: Joh 5,19-47; 6,26-59; 7,14-39; 8,12-58; 10,22-39.
Der Sohn Gottes hatte Selbst gesagt: „Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen“ (5,34) und: „Ich nehme nicht Ehre von Menschen“ (5,42); Er wird auch kein Königreich aus der Hand von Menschen annehmen! Jene, die Ihn in den synoptischen Evangelien bis dahin abgelehnt hatten, wollten Ihn zu einem gewissen Zeitpunkt mit Gewalt zum König machen, aber ihre Beweggründe waren fleischlich: Sie wollten Brot! Deshalb finden wir hier, daß die Bergpredigt in diesem Evangelium vom ewigen Sohn Gottes fehl am Platz wäre, da Er Seine eigene innerliche und ewige Herrlichkeit hat. Dementsprechend gibt es, wie wir später sehen werden, auch keinen Bericht von der Verklärung.