Schriften von Cor Bruins
A. Joh 18,13-27 - Das vorläufige Verhör vor AnnasA. Joh 18,13-27 - Das vorläufige Verhör vor Annas
Johannes 18,13-27: Nur Johannes berichtet über das mitternächtliche Verhör vor Annas. Vers 13 läßt das völlige Durcheinander im Blick auf das Amt des Hohenpriesters erkennen. Diese Verwirrung hatten die Römer verursacht, indem sie häufig den amtierenden Hohenpriester absetzten und jemand anders mit diesem Amt betrauten. Im vorliegenden Fall scheint es - ganz offensichtlich im Widerspruch zum Gesetz Moses - zwei lebende Hohepriester gleichzeitig gegeben zu haben.
Annas, von den strengen Juden wahrscheinlich als der rechtmäßige Inhaber des hohenpriesterlichen Amtes angesehen, war von den Römern seines Postens enthoben worden. Dank seiner Schlauheit war es ihm aber gelungen, seinem Schwiegersohn Kajaphas dieses Amt zu sichern. Dadurch konnte er die Geschehnisse so maßgeblich beeinflussen, daß Lukas Annas und Kajaphas als gleichzeitig amtierende Hohepriester erwähnt! (Lukas 3,2).
Über das von uns als „Das inoffizielle Verhör vor Kajaphas“ bezeichnete Verhör (siehe B) berichtet Johannes nichts.
In dem Jahr, in dem das Verhör stattfand, saß Kajaphas „auf dem Stuhl Moses“. Wir erinnern uns, daß er deshalb geweissagt hatte, daß Christus „für das Volk sterben“ sollte (Johannes 11,49-52). Sein Schwiegervater Annas war bezüglich dieses „Menschen“ Jesus eines Sinnes mit Kajaphas. Er versuchte nicht nur Jesus eine Falle zu stellen, sondern auch etwas über die Größe Seiner Gefolgschaft zu erfahren (V. 19). Jesus beschränkt Sich darauf, Annas an die zu verweisen, die Seiner Lehre gelauscht hatten.
Die Folge war, daß einer der Dabeistehenden die Schrift erfüllte, die sagt: „Ich bot ... meine Wangen den Raufenden“ (Jes 50,6). Diese hinterhältige, ungesetzliche Handlung war nicht nur ungerechtfertigt, denn Jesus war unschuldig, sondern auch unverschämt, weil eigenmächtig. Sie war außerdem feige, weil Jesus gebunden war, und schließlich barbarisch, da Jesus zunächst noch zum Verhör vor den Schranken stand. Schlimmer noch ist, daß Seine Richter das duldeten.
In Vers 24 sehen wir, daß man Jesus gebunden zu Kajaphas sendet. Johannes verzichtet jedoch auf die Schilderung der schändlichsten aller illegalen Gerichtsverhandlungen, die je auf Erden stattgefunden haben. Wer stand hier eigentlich vor Gericht - der Mensch oder Gott?