Schriften von Cor Bruins
Kapitel 3 - Das Wirken in Galiläa - für die Volksmengen
Mk 6,30-44 Mt 14,13-21 Lk 9,10-17 Joh 6,1-14 - Die Apostel kehren von ihrer Mission zurück. Die Speisung der FünftausendMk 6,30-44 Mt 14,13-21 Lk 9,10-17 Joh 6,1-14 - Die Apostel kehren von ihrer Mission zurück. Die Speisung der Fünftausend
Markus 6,30-44; Matthäus 14,13-21; Lukas 9,10-17; Johannes 6,1-14
Markus (6,30-44): Vers 31 in diesem Kapitel, der uns allen so gut bekannt ist, findet sich nur im A/a/Jawevangelium. Hier zeigt sich eine wunderbare Vertrautheit zwischen dem Herrn und Seinen Jüngern. Sie kommen von ihrer Mission zurück und erzählen Ihm alles, was geschehen war! Der Herr hört ihnen interessiert und mitfühlend zu. Er weiß, daß sie jetzt Stille und Zurückgezogenheit nötig haben und eine geistliche Erneuerung in Seiner Gegenwart.
Ein weiterer schöner menschlicher Zug findet sich ebenfalls nur bei Markus, und zwar in Vers 34: „Denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Matthäus stimmt damit überein, daß der Herr Mitgefühl mit der Volksmenge hat, aber Markus sieht sie gleichsam mit den Augen des Herrn „wie Schafe, die keinen Hirten haben“. Was sie am nötigsten brauchten, war ein Hirte, nicht ein Heiler von Krankheiten. Alles ist rührend und anschaulich.
Markus ist der einzige, der erwähnt, daß das Gras grün war (Vers 39). Diese Erzählung hat nichts Förmliches an sich! Es klingt, als sei Markus als Augenzeuge dabei gewesen.
Ein Ausleger hat hier eine interessante Anmerkung: „In Vers 40 lesen wir: 'Und sie lagerten sich in Abteilungen' (das steht nur bei Markus). Tatsächlich sagt das Griechische hier wörtlich: 'prasiai, prasiai' d.h. .Blumenbeete'! Vom grünen Gras abgesetzt, sahen sie aus wie wunderschöne Blumenbeete.“
Der Herr möchte den Jüngern Seine eigenen Empfindungen und Sein Mitgefühl einpflanzen - wie tragisch ist es, den dreimaligen Bericht in den synoptischen Evangelien zu finden, daß die Jünger einzig wünschten, die vielen Menschen wegzuschicken! Das gesamte Ereignis paßt sehr gut in dieses Evangelium des Dienstes.
Matthäus (14,13-21): Wie wir bereits anderswo angemerkt haben, wird Jesus hier oft allein erwähnt, ohne Seine Jünger. In diesem Evangelium scheint durchgehend ein gewisser Abstand zu herrschen (s. Abschnitt 3 „Die Verkündigung an Maria“ und Abschnitt 6 „Die Verkündigung an Joseph“). Hier lesen wir in Vers 14: „Und als Jesus es hörte, entwich er von dannen in einem Schiff.“ Seine Jünger stehen nicht in direkter Verbindung mit Ihm, wie in den übrigen Evangelien. Auch wird uns hier nicht gesagt, daß die Jünger zu Ihm kamen, um Ihm ihre Neuigkeiten zu berichten. Natürlich ist der Zusammenhang in Matthäus ein anderer, wo sie nicht gesehen werden, wie sie von ihrer Mission zurückkehren (zu der sie in Kapitel 10 ausgesandt wurden). Der Hintergrund für Jesu Zurückziehen ist in diesem Abschnitt, daß Er vom Tod Johannes' des Täufers hört. Ohne Zweifel veranlaßte dies auch in den anderen Evangelien den Herrn Jesus, sich zurückzuziehen.
Matthäus bemerkt wie Lukas, daß Jesus die Kranken heilt (Vers 14), aber Markus zeigt uns, daß die wirkliche Not nicht eine körperliche, sondern eine geistliche ist. Folgerichtig berichtet uns Markus: „Und er fing an, sie vieles zu lehren“ (6,34), während uns Lukas sagt, wovon Er sprach: „vom Reiche Gottes“ (9,11).
Die Tatsache, daß die Speisung der Fünftausend in allen vier Evangelien erwähnt wird, ist bemerkenswert!
Matthäus fügt einen kleinen Satz hinzu: „Bringet [die Brote und Fische] sie mir her“ (Vers 18). Wie einfach ist das, und wie wunderbar ist das Resultat! Möchte es so sein, daß wir tatsächlich all unseren Mangel an Vorräten zu Ihm bringen, der uns mit Seiner Fülle versorgen kann! Und daß wir mit dem Wenigen, das wir besitzen, zu Ihm gehen; Er kann es zu einer Segensquelle machen.
Die ersten drei Evangelien sagen, daß Jesus aufblickte, bevor Er die Brote segnete und brach. Vom Himmel, wo ihr wahrer Ursprung und ihre Quelle ist, fließen alle Segnungen herab.
Als letztes sehen wir, daß nur Matthäus in Vers 21 jene wenigen aufschlußreichen Worte hinzufügt: „ohne Weiber und Kindlein“. Nicht nur Fünftausend werden gespeist, sondern wahrscheinlich viel mehr. Hier ist Versorgung im Überfluß. Fünftausend mögen gut und gerne das Minimum gewesen sein, vielleicht die Zahl, die mit einem Blick von der regelmäßigen Sitzordnung her bestimmt werden konnte.
Lukas (9,10-17): Hier haben wir den gleichen Hintergrund, der uns in Markus gegeben wird: Die Rückkehr der Zwölfe von ihrer Mission.
Lukas läßt uns den geographischen Ort dieses erstaunlichen Wunders wissen, der auch der Platz ist, an den Jesus sich zurückziehen wollte. Er war in der Nähe Bethsaidas (Vers 10), einem wenig begangenen Ort, der zu der Stadt an der Ostseite des Sees von Galiläa (oder von Tiberias) gehörte.
Wir erhalten von diesem Evangelisten in Vers 11 einen weiteren Einblick in das liebende Herz Jesu: „Und er nahm sie auf.“ Jesus ärgerte sich nicht über die Störung, sondern war immer bereit und voller Interesse und Mitgefühl. Er sorgt sowohl für ihre geistlichen als auch für ihre körperlichen Bedürfnisse, wie dieser Vers uns sagt.
Wir haben bereits gesehen, daß Markus Lukas in Vers 14 ergänzt, wo Lukas sagt, daß jede Abteilung etwa fünfzig umfaßte, Markus aber sagt: „Zu je hundert und zu je fünfzig.“ Dies bedeutet wahrscheinlich, daß die Leute so angeordnet wurden, daß fünfzig Reihen von hundert Leuten gebildet wurden. Wo bleiben da jene Kritiker, die sagen, daß die Evangelisten voneinander abgeschrieben haben?
Johannes (6,1-14): Wir verließen den vierten Evangelisten, nachdem er uns Jesu achtes Wunder, die Heilung des Gelähmten in Jerusalem (Kapitel 5,1-47), beschrieben hatte. Jetzt kommen wir hier in Kapitel 6 zu der Beschreibung von Jesu achtzehntem Wunder, nachdem Er Jerusalem verlassen hatte.
„Nach diesem“ (Vers 1) bezieht sich, wie wir meinen, auf die siebzehn Wunder, die in den Berichten der anderen Evangelisten beschrieben wurden, und auf noch viel mehr als das. Vers 2 stützt diese Ansicht.
Der Herr war sehr beschäftigt gewesen, und aus Matthäus und Markus entnehmen wir, daß Er ein wenig Ruhe und Stille suchte. Aber es scheint für den Sohn Gottes kein Ausruhen gegeben zu haben.
Ein weiterer Blick in Jesu liebendes Herz wird uns hier in Vers 6 gewährt: „Dies sagte er aber, ihn zu versuchen; denn er selbst wußte, was er tun wollte.“ Das zeigt uns, daß Jesus auf die Not der Volksmenge vorbereitet war; für Ihn war es kein plötzlicher Notfall. Er war das wahre Brot aus dem Himmel.
Johannes informiert uns, daß es sich um Gerstenbrote handelte.
Vers 10 ist aufschlußreich, besonders wenn wir ihn mit Matthäus 14,21 verbinden. Wenn wir lesen „Machet, daß die Leute sich lagern“, so ist das für „Leute“ benutzte Wort „antropous“, ein Wort, das beide Geschlechter einschließt. Im letzten Teil des Verses heißt es „andres“, ein Wort, das nur männlich ist und „Männer“ bedeutet.
In diesem Evangelium finden wir, daß Jesus dankt (Vers 11), nicht aber segnet, wie in den anderen Evangelien. Jemand hat hierzu bemerkt: „Als Mensch dankte unser Heiland und erflehte den Segen, während Er ihn als Gott gab.“ Wie ist es doch wirklich beeindrukkend, daß wir im Evangelium des Sohnes Gottes in diesem Abschnitt Seine menschliche Seite betont finden, während in den anderen Evangelien, den Evangelien Seines Menschseins, Seine Gottheit für uns hervorgehoben werden sollte.
Die Schlußfolgerung der Leute wird uns nur von Johannes in Vers 14 berichtet: „Dies ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.“
Das Einsammeln der Brocken wird von allen vier Evangelisten erwähnt, ohne Zweifel, weil es für uns von größter Wichtigkeit ist, es zu bemerken und darüber nachzudenken. I. A. Alexander schlägt drei Gründe für diese Anweisung des Herrn vor:
Um Verschwendung vorzubeugen und weises Haushalten selbst in den kleineren Dingen des Lebens zu lehren.
Um in diesem Fall zu zeigen, wie bei dem Wunder der Heilung, daß dem Wunder-Effekt sofort normale Bedingungen und Handlungen nach gewöhnlichen Gesetzen folgen sollten; obwohl sie gerade gesehen hatten, wie eine riesige Menge auf übernatürliche Weise gespeist wurde, sollten sie die Brocken für ihren weiteren Unterhalt verwenden.
Sie sollten das tatsächliche Andenken an dieses wunderbare Ereignis für eine Zeit vor ihren Augen und in ihrem Besitz haben. In Übereinstimmung damit finden wir, daß unser Herr, wenn Er die Jünger später an dieses große Wunder erinnert und an eine andere wunderbare Speisung, ausdrücklich von der Anzahl der Körbe mit Brocken spricht, die übrigblieben, nachdem alle gesättigt waren; das war hier ein äußerst bemerkenswerter Umstand, und den sollten sie nicht vergessen!
Jetzt erkannte man Ihn als den Propheten, der verheißen war. Der nächste Schritt war, Ihn zum König zu machen, und das führt uns zu unserem nächsten Abschnitt.