Schriften von Cor Bruins
Kapitel 8 - Die Erscheinungen des auferstandenen Herrn
Joh 20,11-18 Mk 16,9-11 - Maria Magdalene, zum Grab zurückgekehrt, sieht Jesus (Seine erste Erscheinung)Joh 20,11-18 Mk 16,9-11 - Maria Magdalene, zum Grab zurückgekehrt, sieht Jesus (Seine erste Erscheinung)
Johannes 20,11-18; Markus 16,9-11
Johannes 20,11-18: Da Johannes die meisten Einzelheiten hierüber berichtet, wollen wir seinen Bericht zuerst besprechen.
Zweifellos folgte Maria Magdalene, nachdem sie Petrus und Johannes von dem offenen Grab erzählt hatte, diesen unverzüglich dorthin. Da die Männer schneller waren und liefen, kamen sie eher dort an. Wir wissen, was sie erlebten und daß sie wieder nach Hause gingen.
Maria Magdalene jedoch wird bei ihrer Rückkehr zum Grab vom Schmerz überwältigt. Sie konnte nicht nach Hause gehen; ohne Jesus konnte sie keine Ruhe finden. Anfangs steht sie weinend bei der Gruft, doch dann bückt sie sich und geht hinein.
Drinnen sieht sie zwei Engel sitzen, einen zu dem Haupte und einen zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte (V. 12). Sie reagiert, als wäre es etwas Alltägliches für sie, Engel zu sehen. Sie hat nicht die geringste Furcht. Nein, ihr ausschließliches Beschäftigtsein mit ihrem Herrn, den sie so sehr vermißte, läßt sie annehmen, jeder andere sei auch nur mit Ihm beschäftigt - sogar diese beiden Männer.
Was sie zuvor den Jüngern gesagt hatte (V. 2), das wiederholt sie hier den Engeln: „Weil sie meinen Herrn weggenommen haben“ (V. 13). Und in Vers 15 sagt sie: „Herr, wenn du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegholen.“
Mit tränenerfüllten Augen will sie weiter nach dem Herrn Jesus suchen. Aber dann findet Er siel Er, der gute Hirte, ruft Sein Schaf mit Namen, spricht zu ihr: Maria! (V. 16). Sie ruft aus: „Lehrer!“ Wie gut, daß sie Ihn Lehrer nennt, den Platz als Seine Schülerin einnimmt, denn da sind so viele Dinge, völlig neue Dinge, die Er sie nun lehren möchte.
Als erstes mußte sie erfahren, daß sie Ihn von nun an nicht mehr anrühren und auch nicht mehr in demselben Verhältnis zu Ihm stehen konnte wie vor Seinem Tod und Seiner Auferstehung.
Als nächstes hatte sie zu lernen, daß Er jetzt zu Seinem Vater auffahren mußte. „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“ (V. 17). Das bedeutet insbesondere: Wenn Er zu Seinem Vater aufgefahren sein würde, dann würde Maria in einem geistlichen und nicht im leiblichen Sinne'mit Ihm in Verbindung stehen. Zum Vater aufgefahren, würde Jesus den Heiligen Geist ausgießen, der die Gegenwart Jesu auf eine Weise praktisch fühlbar machen würde, wie es „in den Tagen seines Fleisches“ niemals möglich gewesen war. Er hatte in diesem Evangelium mehrfach zu ihnen über Sein Hingehen gesprochen.
Eine dritte wunderbare Sache wird mit der Botschaft, die Maria den Jüngern überbringen soll, zugleich auch ihr geoffenbart: „Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott (V. 17). Sie erfährt nicht nur, daß Er auferstanden ist, sondern sie hört auch von dem neuen Verhältnis, in das Er die Seinen durch Seine Auferstehung bringt. Niemals zuvor hatte Jesus Seine Jünger „Brüder" genannt. Aber jetzt schämt Er Sich nicht, dies zu tun (s. Heb 2,11.12 und Ps 22,22).
Beachte jedoch, daß der Herr Jesus nicht „unser“ Vater und „unser“ Gott sagt, als ob Er, Seine Jünger und wir auf derselben Stufe ständen. Sein Vorrang muß stets gewahrt bleiben. Es ist deshalb auch ungeziemend für uns, Ihn als „unseren Bruder“ zu bezeichnen, selbst wenn Er Sich herabläßt, uns Seine Brüder zu nennen. Nein, Er steigt nicht auf unser Niveau herab, sondern hebt uns vielmehr an Seine Seite empor. Es braucht kaum hinzugefügt zu werden, wie sehr zu Recht das alles im Evangelium über den Sohn Gottes steht.
Markus 16,9-11: Als wir die verschiedenen Evangelienberichte verglichen, sahen wir, daß sich Vers 2 unseres Kapitels auf Maria, die Mutter Joses', und auf Salome bezieht. Hier in Vers 9 spricht Markus über Maria Magdalene und teilt mit, daß sie die Erste war, die den auferstandenen Herrn Jesus sehen durfte.
Maria Magdalene eilt hier nicht, es Petrus zu verkünden, sondern allen Aposteln, „denen, die mit ihm gewesen waren“ (V. 10).
Beachte auch: Obgleich Maria Magdalene vorher bereits erwähnt wurde, wird hier hinzugefügt: „von welcher er sieben Dämonen ausgetrieben hatte“ (V. 9). Am Anfang Seines Dienstes sehen wir in diesem Evangelium Christus die Mächte der Finsternis besiegen, wenn Er in Kapitel 1.21-34 einen Dämon austreibt. Er war ja dazu gekommen, um den Satan auszutreiben. Und hier, am Ende Seines irdischen Dienstes, werden wir daran erinnert, daß Er von Maria Magdalene sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Er erscheint ihr als der auferstandene Sieger über Satan und Grab!
Trotzdem geben alle Evangelisten den gleichen traurigen Kommentar hinsichtlich der Reaktion der Jünger auf Marias Zeugnis - „sie glaubten es nicht“.