Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Lk 10,1-16 - Die Aussendung der SiebzigLk 10,1-16 - Die Aussendung der Siebzig
Bezüglich der zeitlichen Reihenfolge des „Dienstes östlich des Jordan“ dürfen wir nicht dogmatisch sein; ein großer Teil des Lukasevangeliums, Kapitel 9,51 bis 18,14, fällt wohl in diese Zeit und birgt besondere moralische Schönheit in sich. Es ist deshalb nicht möglich, unsere Betrachtungen immer genau zeitlich einzuordnen und wir bitten den Leser um Nachsicht bei den nächsten Abschnitten. Wir möchten uns nicht in Meinungsverschiedenheiten einlassen: sollte ein Leser der Meinung sein, daß wir die folgenden Ereignisse zeitlich anders hätten einordnen müssen, so anerkennen wir gern, daß er recht haben mag, und bitten um Geduld. Wir behaupten nicht, die genaue Kenntnis der historischen Reihenfolge der Ereignisse zu besitzen. Man nimmt jedoch allgemein an, daß zwischen dem Fest der Laubhütten (Johannes 7,11-52) und dem Fest der Tempelweihe (Johannes 10,22-42) ungefähr drei Monate lagen. Das Erstere fand im September und das Letztere im Dezember statt.
Lukas 10,1-16
Nur Lukas berichtet von diesem Ereignis aus dem Leben unseres Herrn.
Wir hätten entmutigt aufgegeben, aber der Herr Jesus nicht! Der traurige Zustand um Ihn her, der in Seiner Verwerfung zum Ausdruck kam, war für Ihn Veranlassung, den Emst Seines Dienstes noch deutlicher zu machen. In den Versen 1-16 sehen wir den Charakter des Dienstes der Siebzig und seine Ergebnisse.
Aber warum werden die Siebzig mit der Botschaft „Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen“ zu einer Zeit ausgesandt, als das Volk Ihn bereits verworfen hatte? Es bedeutete nicht, daß der Herr nun das Reich aufrichten würde - das war nicht der Zweck der Aussendung der Siebzig. Nein, der Herr Jesus lehrt sie hier etwas, das ganz anders ist als ein irdisches Königreich. Er zeigt ihnen ein besseres Teil: „Freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“ (Vers 20).
Und gerade zu dem Zeitpunkt, als der Herr Jesus durch das Volk verworfen wurde, erklärt Er: „Siehe, ich gebe euch die Gewalt, auf Schlangen und Skorpionen zu treten“ (Vers 19).
Der große Gedanke dieses Kapitels ist nicht ein Messias auf der Erde, sondern es zeigt vielmehr den grundlegenden Wandel in Gottes Wegen - nämlich, daß es einen Christus im Himmel gibt. Seine Verwerfung leitet diesen Wandel ein.
Aber die Verwerfung durch Sein Volk hindert den Herrn Jesus nicht daran, den irrenden Schafen nachzugehen. So sehen wir hier sowohl die Botschaft der Gnade, als auch die Warnung vor dem Gericht, und beides als eine letzte Gelegenheit.
Diese Aussendung der Siebzig beschränkt sich deshalb auch nicht auf die Verlorenen des Hauses Israel. In der Tat wird nicht gesagt, zu wem sie gesandt sind. Ihr Wirkungsbereich war unbegrenzt.
Die Verwerfung des Königtums änderte nichts an der Tatsache, daß das Reich Gottes nahe gekommen war. Dieses Reich ist in dem Sohn, und das offenbart der Herr Jesus jetzt in den Versen 20-24. Wir werden darauf später eingehen, wenn wir über die Rückkehr der Siebzig sprechen.
Verglichen mit der Mission der zwölf Jünger trägt diese Aussendung einen weit dringlicheren und ernsteren Charakter. Diese Siebzig haben die Aufgabe, einem jeden das Gericht anzukündigen, der sie verwerfen würde. Der Herr sagt ihnen, daß sie wie Lämmer unter Wölfen sein würden (Vers 3) — ein krasser Unterschied zu dem Königreich, das dem Volk Gottes verheißen war! Hier wird das Zeugnis des Reiches in Macht abgelegt, und es läßt Israel ohne Entschuldigung - ihre Schuld, das Reich verworfen zu haben, wird noch deutlicher offenbar. Wir sehen, wie der Herr Jesus hier eine andere Stellung - eine himmlische Stellung - einnimmt.
Wir wollen diese Veränderung in den Wegen Gottes und in der Stellung Jesu Christi, sowie Seinen letzten Dienst im nächsten Kapitel weiter betrachten.