Schriften von Cor Bruins
Mk 11,20-26 Mt 21,1.9-22 - Der unfruchtbare Feigenbaum ist verdorrtMk 11,20-26 Mt 21,1.9-22 - Der unfruchtbare Feigenbaum ist verdorrt
Markus 11,20-26; Matthäus 21,1 9b-22
Markus 11,20-26: Wieder berichtet uns Markus, obwohl er kein Augenzeuge war, auch hier die meisten Einzelheiten — ein wunderbarer Beweis für die göttliche Inspiration! Gott bedarf nicht des Menschen, aber Er läßt sich herab, sie unter Seiner Leitung nach Seinem Belieben zu gebrauchen.
Ob Petrus später von all dem, was hier geschah, Markus erzählt hat? Markus ist es, der uns berichtet, daß Petrus wiederum das Wort ergreift: „Und Petrus erinnerte sich und spricht zu ihm “ (V. 21). Beachte hier den merkwürdigen Ausdruck: „Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verfluchtest, ist verdorrt“ (von den Wurzeln an, ist im Griechischen hinzugefügt). Israel als Nation wurde später entwurzelt und völlig beiseitegesetzt.
Zwischen Markus und Matthäus besteht durchaus kein Widerspruch. Wenn letzterer sagt: „Und alsbald verdorrte der Feigenbaum“ (V. 19), so gibt es nichts im Markusevangelium, was dem widerspricht. Markus sagt lediglich, daß es jetzt erst festgestellt wurde, denn sie hatten keine andere Gelegenheit dazu. Wahrscheinlich war es am Abend, kurz bevor sie die Stadt verließen, um nach Bethanien zu gehen.
Nur in diesem Evangelium wird dieses Wunder als Fluch bezeichnet (V. 21), und von daher steht es allein da unter allen Wundem, die Jesus tat.
Es scheint so, als ob sich die Jünger viel mehr für das Zeichen selbst interessierten - wie schnell der Baum verdorrt war - als für seine Bedeutung. Sollte jemand einwenden, einen gefühllosen, unbelebten Gegenstand zu verfluchen, sei doch sinnlos, so antworten wir noch einmal, daß dieses Wunder symbolisch war. Dasselbe gilt auch für den Berg in Vers 21. Ob Jesus wohl in diesem Moment den Ölberg erblickte und ihn als Beispiel benutzte? W. Kelly schreibt dazu: „Wie der Feigenbaum das Volk in seinen religiösen, nun offensichtlich unbegründeten Ansprüchen symbolisiert und so von Dem, dessen Recht es war und ist, gerichtet wurde, so scheint auch „dieser Berg“ ihren Platz und ihre Nation zu bezeichnen. In ihren eigenen Augen waren sie ein starkes Volk, vor dem Glauben der Jünger aber waren sie verdammt und sollten bald darauf gewaltsam entwurzelt werden und im „Meer der Nationen“ versinken.“
Es ist wahrscheinlich, daß sie die Bedeutung verstanden. Sie waren erstaunt darüber, welche Wirkung ein einziges Wort Jesu hatte! Zu ihrer Verwunderung antwortete Jesus darauf, daß Vertrauen auf die göttliche Kraft stets wirksam ist.
Markus betont hier die Notwendigkeit eines unerschütterlichen Glaubens und ungeteilten Herzens (V. 23): „und nicht zweifeln wird in seinem Herzen.“ Und wiederum ist es nur Markus, der hier hinzufügt, daß es noch eine andere Voraussetzung für die Erhörung von Gebeten gibt: Nicht nur ein festes, unerschütterliches Herz, sondern auch ein vergebungsbereites Herz. Siehe Vers 25 und vergleiche ihn mit Matthäus 6,12-15 und Lukas 11,4.
Die meisten Ausleger und Übersetzer meinen, Vers 26 sei im Original nicht enthalten gewesen. Siehe J.N.Darbys Übersetzung einschließlich Fußnote.
Matthäus 21,19b-22: Wenn Matthäus sagt, daß der Feigenbaum „alsbald verdorrte“, so ist dies ohne Zweifel tatsächlich geschehen. Er war ja Augenzeuge! Wir hatten ja schon betont, daß hier kein Widerspruch vorliegt.
Die beiden Evangelisten ergänzen sich gegenseitig. Petrus scheint in Vers 20 der Sprecher für alle Jünger gewesen zu sein.
Matthäus formuliert in Vers 21: „Wenn ihr Glauben habt“. Markus benutzt, wie wir gesehen haben, die Befehlsform: „Habet Glauben an Gott!“ Der Gedanke bei Matthäus ist der, daß wenn Israel als Nation verschwunden und unter die Nationen der Völker zerstreut sein würde - was ja tatsächlich geschehen ist - Gott doch diejenigen annehmen würde, die unerschütterlich an Ihn glauben. Die Betonung liegt hier auf dem Glauben, während bei Markus, wie wir gesehen haben, der Gedanke der Gnade und eines vergebenden Geistes hinzugefügt ist.