Schriften von Cor Bruins
Mk 14,18-21 Mt 26,21-25 Lk 22,21-23 Joh 13,21-30 - Judas wird als Verräter offenbar und geht hinausMk 14,18-21 Mt 26,21-25 Lk 22,21-23 Joh 13,21-30 - Judas wird als Verräter offenbar und geht hinaus
Markus 14,18-21; Matthäus 26,21-25; Lukas 22,21-23; Johannes 13,21-30
Markus 14,18-21: Markus fährt in der Schilderung des Passahmahles mit folgenden Worten fort: „Und während sie zu Tische lagen und aßen“ (V. 18). Es ist ganz deutlich, daß die Jünger keine Ahnung von Judas Verrat hatten. Sie schienen von seiner Aufrichtigkeit überzeugt zu sein. Warum sonst sollten sie ihre eigene Unschuld in Frage stellen? (V. 19). Jeder von ihnen schien sein eigenes Herz zu fragen: „Doch nicht ich?“ Es zeigt auch, daß sie den Worten Jesu mehr vertrauten als sich selbst.
Es hat den Anschein, daß Judas ganz nahe bei dem Herrn Jesus zu Tische lag, wenn nicht sogar direkt neben Ihm. Wie es jetzt noch an vielen Orten im Osten Sitte ist, befand sich nur eine Schüssel auf dem Tisch. Wenn für alle dreizehn wirklich nur eine Schüssel vorhanden war - die Worte Jesu ergeben sonst keinen Sinn, da Er nicht zwischen mehreren Schüsseln unterscheidet - mußten alle diese selbe Schüssel benutzen (V. 20).
Matthäus 26,21-25: Wir lesen in Vers 22, daß alle Apostel - elf von ihnen! - sagten, „ich bin es doch nicht, Herr?“, aber Judas fragt in Vers 25 schließlich, „ich bin es doch nicht, Rabbi?“ Beachte den Unterschied. Wie wahr ist es doch, „daß niemand sagen kann: Herr Jesus! als nur im Heiligen Geiste“ (1Kor 12,3).
Judas kann nicht „Herr“ sagen, sondern sagt „Rabbi“, und nachdem er den Bissen genommen hatte, fuhr der Satan in ihn! Wir können daraus schließen — hätte irgendein Kampf in der Seele des Judas stattgefunden, wäre Er durch die Liebe und Gnade Jesu bewegt worden, die ihm noch in diesem Obersaal zuteil wurde, so hätte er jetzt seinen Sinn ändern können. Jesus ist nicht sein Herr, sondern einfach ein Lehrer, ein Rabbi.
Lukas 22,21-23: Obwohl Jesus den Aposteln deutlich gezeigt hatte, wer Ihn überliefern würde, und wir dies immer wieder gesehen haben, schienen sie es noch nicht verstanden zu haben! Noch einmal wird hier dem Judas Gnade erwiesen, denn Gott läßt niemand ins Verderben gehen, bevor Er ihn nicht eindringlich gewarnt hat!
Beachte, wie Lukas in Vers 23 von den anderen abweicht. Hier ist der Ausdruck allgemeiner, und nicht eine persönliche Frage des einzelnen, „Bin ich es?“. Es heißt vielmehr, „und sie fingen an, sich untereinander zu befragen, wer es wohl von ihnen sein möchte, der dies tun werde.“ Lukas erwähnt auch nicht das „Eintauchen in die Schüssel“ als einen Hinweis auf den Verräter.
Johannes 13,21-35: Johannes berichtet uns die meisten Einzelheiten von dem, was sich während des Passahmahles ereignete.
Wir sehen in Vers 22, wie sich „die Jünger einander anblickten“. Trauten sie weder einer dem anderen, noch sich selbst?
In den Versen 23-25 berichtet Johannes von einer kleinen Begebenheit, die Petrus und Johannes betrifft. Petrus scheint hier für alle zu handeln! Obwohl man den Eindruck hat, daß Jesus sich bei der Beantwortung der Frage, wer Ihn überliefern werde, in milder Weise an Johannes wendet, wissen wir doch aus den anderen Berichten, daß Jesus es allen sagte. Dies macht ihre Blindheit um so ernster. Denn aus dem bisher Betrachteten können wir schließen, daß die Jünger von der Schuld des Judas keine Kenntnis hatten. Jesus hatte bisher diesen bösen Menschen nicht öffentlich bloßgestellt.
Die Jünger waren deshalb auch nicht in der Lage, Judas vom Mahl des Herrn femzuhalten. Der Herr kannte Judas und tat ihn hinaus, ohne ihn öffentlich bloßzustellen. Die Jünger dachten, Judas gehe hinaus, um etwas für die Armen zu kaufen. Weil sie über den wahren Zustand des Judas unwissend waren, waren sie von daher nicht verunreinigt und man hätte sie nicht als „Teilhaber an seinen Sünden“ betrachten können, auch wenn er am Mahl des Herrn teilgenommen hätte.
Dies kann sich auch heute noch ereignen — ein ernster Gedanke! Auch heute mögen manche unter den Gläubigen sein, die, obwohl sie nicht errettet sind, es doch Vortäuschen! Möge der Herr uns vor solchen Menschen bewahren!
Es ist demzufolge klar, daß Jesus und Judas in dieselbe Schüssel eintauchten; und daß Jesus einen weiteren Bissen in die Schüssel tauchte und dann Judas reichte. Unmittelbar auf die Entgegennahme dieses Bissens ergriff Satan vollständig Besitz von Judas. Nun fordert Jesus ihn auf, sie zu verlassen und Judas geht sofort hinaus.
Gleich nachdem Judas hinausgegangen war, erklärt Jesus: „Nun ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm“ (V. 31). Er hatte dies schon gesagt, als die Griechen zu Ihm kamen, jedoch ging es da um die zukünftige Herrlichkeit - Seine Herrlichkeit als Haupt über alle Menschen, ja, als Haupt über alle Dinge. Dies war aber noch nicht gekommen, so daß Er sagte, „Vater, verherrliche deinen Namen!“ Jesus mußte zuerst sterben. Das war es, was Gottes Namen in einer sündigen Welt verherrlichte.
Nachdem Judas hinausgegangen war, war die Atmosphäre gereinigt, und der Herr Jesus wendet sich sofort Seinen Jüngern zu, um nun Sein Gedächtnismahl einzusetzen. Dazu nahm Er einen der Kelche, die zu dem Zeremoniell des Passahmahls gehörten. Das Passahlamm mit seinen bitteren Kräutern hatten sie bereits gegessen. Christus als das wahre Passahlamm sollte nun bald geopfert werden.
Die anderen drei Evangelisten teilen uns mit, was die Gläubigen nach dem Tod, der Auferstehung und Himmelfahrt Christi zu Seinem Gedächtnis tun dürfen.