Schriften von Cor Bruins
Mt 22,1-14 - Das Gleichnis von der Hochzeit des KönigsohnesMt 22,1-14 - Das Gleichnis von der Hochzeit des Königsohnes
Matthäus 22,1-14:
Manche fragen sich, ob dieses Gleichnis tatsächlich zu dieser Zeit und in diesem Zusammenhang geredet wurde. Da es in einer sehr allgemeinen Art eingeleitet wird, könnte man annehmen, es sei dasselbe Gleichnis wie in Lukas 14,16-24, nur mit genaueren Zeitangaben.
Kelly sagt jedoch dazu: „Wie es auch immer sein mag, so übertrifft doch nichts diese wunderbare Zusammenstellung und Einordnung dieses Gleichnisses hier als Fortsetzung des letzten Abschnittes im vorherigen Kapitel. Genauso wie der Weingarten illustriert, daß der Herr gerechte Ansprüche an Israel hat nach dem Maße, wie Er ihnen etwas anvertraut hatte, so zeigt die Hochzeit dieses neue Verhältnis und veranschaulicht das Reich der Himmel. Gott sucht nun nicht mehr Frucht bei dem Menschen als etwas, das dieser Gott schuldet, sondern Er offenbart die Reichtümer Seiner eigenen Herrlichkeit und Liebe zur Ehre Seines Sohnes, und der Mensch ist geladen, daran teilzuhaben.“
Wir verweisen den Leser in diesem Zusammenhang auf die Bemerkungen zu dem „Gleichnis vom großen Abendmahl“ (Abschnitt 94 D). Bei dem Vergleich dieses Gleichnisses mit dem ähnlichen Gleichnis in Lukas möchten wir noch auf einige interessante Punkte eingehen: Hier ist es ein gewisser König, der ein Fest veranstaltet - unmittelbar nachdem der Messias verworfen wurde! Bei Lukas steht der Aspekt der Haushaltung nicht so sehr im Vordergrund, sondern der Geist zeigt uns da, wer Gott ist für die Menschheit im allgemeinen; es heißt da, daß „ein gewisser Mensch“ ein Mahl machte.
Das erste Aussenden in Vers 3 geschah, während der Messias auf der Erde lebte. Die zweite Aussendung in Vers 4 (nachdem Christus inzwischen gestorben und auferstanden war) wird von dem Ausdruck begleitet, „und alles ist bereit.“ Das Werk der Erlösung war vollendet worden. Die Verse 5 und 6 finden ihre teilweise Erfüllung in der Apostelgeschichte. Der 7. Vers erfüllte sich im Jahr 70 n. Chr. durch Titus.
Aber das Haus Gottes muß voll werden, und so erfolgt in den Versen 8 und 9 der uneingeschränkte Ruf durch das Evangelium an jede Seele. Alle sind eingeladen, sowohl Böse (wenn wir an den Räuber am Kreuz denken) als auch Gute (wie Lydia und Kornelius). Bei dieser freimütigen Einladung ging es nicht um den Charakter der Gäste, sondern darum, daß es ein Fest für den Sohn des Königs war. Allein die Gnade, weit entfernt von allen gesetzlichen Forderungen, macht uns passend und geeignet, vor Ihm zu erscheinen in Frieden!
Den Juden war diese Gnade angeboten worden, doch sie schlugen die Einladung aus und verschmähten die Gnade, indem sie das bereitstehende Heil verwarfen: das königliche Kleid, ein Bild von Christus. Die Sammlung der Gäste erfolgt auf der Erde; dort und nur dort kann es zu Verwechslungen kommen: ein Mensch unter den Gästen, der nicht passend gekleidet ist.
Der Grund, warum dieses Gleichnis nicht in den anderen Evangelien vorkommt, scheint der zu sein, daß der Heilige Geist uns in Matthäus, diesem Evangelium der Haushaltungen, den völligen Wechsel in gerade diesen Haushaltungen zeigen will — den völligen Abbruch der Beziehungen Gottes zu Seinem irdischen Volk! Er wendet sich den Nationen zu.