Schriften von Cor Bruins
Kapitel 2 - Das Wirken in Judäa
Mk 1,9-11 Mt 3,13-17 Lk 3,21-23 - Die Taufe Jesu im JordanMk 1,9-11 Mt 3,13-17 Lk 3,21-23 - Die Taufe Jesu im Jordan
Markus 1,9-11; Matthäus 3,13-17; Lukas 3,21-23
Markus und Matthäus erwähnen beide, daß Jesus von Galiläa kam (Matthäus 3,13), und zwar aus der Stadt Nazareth, wo Er Seine gesamte Kindheit und Jugend verbracht hatte. (Lies das, was unter der Überschrift „Die Flucht aus Ägypten“ über Nazareth geschrieben ist.)
Der Herr beginnt Sein Wirken in Galiläa. Der niedrige Diener verbrachte Seine Jugend in diesem verachteten Bezirk, und der hauptsächliche Teil Seines Wirkens geschah unter den Armen der Herde in dieser Gegend (vgl. Matthäus 4,13-16), und so erfüllte Er den Willen Gottes und das prophetische Wort. Galiläa umfaßte Nain, Nazareth, Kana, Tiberias, Magdala, Dalmanutha, Bethsaida, Chorazin und Kapernaum.
Wir vermissen hier den Einwand Johannes' des Täufers, mit dem er zuerst ablehnte, Jesus zu taufen (vgl. Matthäus 3,14.15). Hier kommt Jesus als der demütige Diener, um getauft zu werden, und ist den Massen bislang unbekannt und bleibt unbeachtet. Aber es ist nur richtig, daß in Matthäus dem gesalbten Messias, dem König Israels, mehr Beachtung geschenkt wird; Er war Johannes dem Täufer bekannt und demzufolge gab Ihm dieser auch die Ihm gebührende Ehre: „Ich habe nötig, von dir getauft zu werden“.
Alle drei Evangelisten erwähnen bei der Beschreibung dieser Szene die geöffneten Himmel. In Johannes 1,51 spielt der Herr Selbst auf den geöffneten Himmel an.
Das Zeugnis des Vaters über den Sohn ist bei allen drei Evangelisten praktisch gleich: bei Markus und Lukas wörtlich; bei Matthäus scheint es eher an die Dabeistehenden gerichtet zu sein als (wie in Markus und Lukas) an Jesus Christus selbst.
Matthäus 3,13-17: Auf wen in Israel blickte das Auge Gottes mitleidsvoll herab? Auf die, die ihre Sünden bekannten! Gnade führte Jesus an den Jordan. Jetzt sollte alle Gerechtigkeit erfüllt werden und nicht nur, was das Gesetz verlangte.
Hier finden wir den Herrn Jesus, wie Er, obwohl Er sich Seiner vollkommenen Heiligkeit voll bewußt war, Seinen Platz bei denen einnimmt, die sich vor Gott demütigen. Er machte sich so eins mit den Gottesfürchtigen in Israel, die ihre Sünden bekannten - wie einer der Diener Gottes bemerkte: „Die Gnade brachte Ihn dorthin, wohin die Sünde sie und uns alle gebracht hatte.“ Er kam zu dem Volk des Gesetzes, um das Gesetz und alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Das Gesetz Moses hatte Er schon in den vergangenen dreißig Jahren erfüllt - aber Er geht weiter: Es muß alle Gerechtigkeit sein.
Aber Gott, der Vater, wachte eifersüchtig über den Platz Seines Sohnes. Damit niemand denken möchte, Er sei sündig, öffnete Gott die Himmel und bezeugte den zuschauenden Volksmengen: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Diese Worte wurden gleichsam an die Nation gerichtet, um die Herrlichkeit Seiner Stellung zu kennzeichnen - dies ist mein geliebter Sohn, den ich von alters her verheißen habe.
In Markus und Lukas werden die angesprochen, denen die Prophezeiungen unbekannt waren: Römer und Griechen. Mit „Du“ wird deshalb der ewige Sohn angesprochen, der als der niedrige Diener und der demütige Mensch am Ufer des Jordan steht; der Vater bringt Sein Wohlgefallen an Ihm zum Ausdruck!
Lukas 3,21-23: Lukas fügt in seinen Bericht in den Versen 19 und 20 ein, daß Johannes der Täufer ins Gefängnis geworfen wird. Wir werden dies an seinem chronologischen Platz betrachten. Es muß jedoch einen Grund dafür geben, daß er es dorthin gesetzt hat, wo es steht.
Aber zuerst müssen wir uns mit der Taufe Jesu beschäftigen. Genau wie bei Markus haben wir keinen Einwand des Täufers. Und wir haben bereits im Vorhergehenden als Grund dafür bemerkt, daß alle Gerechtigkeit erfüllt werden mußte.
Das Galiläa „der Nationen“ wird nicht genau erwähnt. Das Heil ist aus den Juden, und deshalb ist es, wenn es im Evangelium für die Juden erwähnt wird, zu ihrer Beschämung, denn sie würden den Einen verwerfen, der gekommen war, um sie zu retten. Wenn es im Evangelium für die Nationen ausgelassen wird, so geschieht dies, damit sie nicht höher von sich selbst denken sollten, als zu denken sich gebührt, und damit sie sich nicht wider die auserwählte Nation brüsten sollten. Wie vollkommen passend ist das alles für das fromme und bewundernde Herz.
Nur Lukas beschreibt das Herabsteigen des Heiligen Geistes „in leiblicher Gestalt, wie eine Taube, auf ihn“. Einer der Heiligen Gottes bemerkt hierzu: „Dies scheint den beeindruckenden Gedanken zu beinhalten, daß der Geist Gottes darin, wie Er den Menschen kennzeichnet, Seinen greifbaren Ausdruck in Jesus fand. Wenn wir verstehen wollen, was ein Mensch ist, der durch den Geist gekennzeichnet ist, so müssen wir auf Jesus blicken: Bei Ihm wurde es in leiblicher Gestalt ausgedrückt.“
Ein weiteres Merkmal dieses Evangeliums ist, daß nur hier erwähnt wird, daß Jesus betete: der abhängige Mensch. Und so ist Jesus Christus, der Sohn Gottes und der niedrige Mensch, als dreißigjähriger Mann (auch dies wird nur von Lukas erwähnt) bereit. Seinen öffentlichen Dienst anzutreten.