Schriften von Cor Bruins
Kapitel 4 - Sein Dienst in Galiläa an den Jüngern
Mk 8,27-30 Mt 16,13-20 Lk 9,18-21 - Das zweite Bekenntnis des PetrusMk 8,27-30 Mt 16,13-20 Lk 9,18-21 - Das zweite Bekenntnis des Petrus
Markus 8,27-30; Matthäus 16,13-20; Lukas 9,18-21
Markus (8,27-30). Als Jesus in die Dörfer von Cäsarea Philippi ging, begann ein neues Kapitel in Seinem Dienst. Dieses neue Kapitel wird von dieser Szene eingeleitet. Cäsarea Philippi lag im oberen Teil von Galiläa in der Nähe einer Jordanquelle am Fuß des Berges Hermon. Um es von dem Cäsarea an der Küste zu unterscheiden (das wiederholt in der Apostelgeschichte genannt wird), wurde es Cäsarea Philippi genannt.
Alle drei Evangelisten berichten Jesu Frage: „Wer sagen die Menschen, daß ich sei?“ Es ist die Antwort auf diese Frage, die das neue Kapitel im öffentlichen Dienst Christi einleitet.
Alles, was die Menge an Mutmaßungen darüber anbieten konnte, wer Jesus sei, zeigt deutlich ihren völligen Unglauben. Und das, nachdem ihnen all die Zeichen des Messias gezeigt worden waren!
Weil nichts, das bislang geschehen war, sie davon überzeugen konnte, daß Er der Messias war, völlig als solcher erwiesen durch all die zahlreichen Wunder, wollte Jesus von nun an nicht mehr der Wundertäter für sie sein. Er wollte sich nun nicht länger mit dieser ungläubigen Menge befassen, die Ihn verworfen hatte. Er wird sich jetzt auf die kleine Gruppe derer konzentrieren, die an Ihn als den Christus glauben - den Messias! Er würde sie die Folgen Seiner Verwerfung durch die Nation lehren - sowohl das Kreuz als auch die Kirche (Versammlung).
Laßt uns nun diese drei Berichte vergleichen:
Es ist für den aufmerksamen Leser offensichtlich, daß Markus alles wegläßt, was haushaltungsmäßig ist, und daß der Heilige Geist dies Matthäus zum Aufzeichnen gegeben hat, in dessen Evangelium es am passendsten ist.
Markus berichtet Petrus' Worte einfach als „Du bist der Christus“ und fügt nichts hinzu. Wir hören den Herrn Jesus hier weder Simon, Bar Jona, segnen, noch hören wir Ihn sagen: „Du bist Petrus' und auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen.“ Hier ist nichts gesagt über Christi Bauen Seiner Kirche, nichts über des Hades Pforten, nichts über die Schlüssel des Reiches, nichts über das Binden und Lösen auf der Erde. Das alles gehört in das MatthäusevangcUum. wie wir gleich sehen werden.
Die Kirche ist genaugenommen nicht auf den Christus oder den Messias als solchen gegründet, sondern auf das Bekenntnis vom „Sohn des lebendigen Gottes“ (Matthäus 16,16ff.). Und so merken wir erneut, wie wunderbar die Auslassungen der Schrift Zusammenhängen. Der Heilige Geist inspirierte Markus, nicht mehr als nur einen Teil von Petrus' Bekenntnis niederzuschreiben.
Da die höchste Ehrung unseres Herrn in dem Bekenntnis des Petrus ausgelassen ist, entfällt demzufolge bei Markus der große bevorstehende Wechsel ganz, der sich in dem Bauen der Kirche zeigen sollte. In dem Augenblick, wo der Herr so in Seiner größten Herrlichkeit (als Sohn des lebendigen Gottes) erkannt und bekannt wird, beginnt Er zum ersten Mal das Bauen Seiner Kirche anzukündigen.
Dieser neue Bau, der den Platz des Christus verwerfenden Israel einnimmt, ist auf Ihn gegründet, der nicht nur der Christus, sondern auch der Sohn des lebendigen Gottes ist. In Übereinstimmung damit folgen Tod und Auferstehung als das, was Ihn nicht nur als Sohn Gottes in Kraft erweist, sondern auch dem Christen und der Kirche ihren eigentlichen Charakter verleiht.
Alle drei Evangelisten zeichnen das Verbot in Vers 30 auf: „Und er bedrohte sie, daß sie niemand von ihm sagen sollten.“ Er ist der Christus, aber es ist nicht mehr sinnvoll, das den Leuten zu sagen; sie glaubten nicht und würden nicht glauben.
Matthäus (16,13-20). Wir merkten schon, daß sich ein neues Kapitel im Dienst unseres Herrn auftat. Er war zu den Seinen als der Messias gekommen. Sie hatten Ihn verworfen. Er ging nun weg - verließ sie. Er greift deshalb auf eine andere Herrlichkeit zurück, die Ihm gehört. Verworfen als der Sohn Davids, wird Er durch den Glauben als Sohn des lebendigen Gottes bekannt; aber Er ist auch der Sohn des Menschen (Vers 13).
Nur Matthäus erwähnt das hier. Entsprechend finden wir am Ende dieses Kapitels „den Sohn des Menschen ... kommen in der Herrlichkeit ... mit seinen Engeln“.
Die Meinung der Menschen war: „Wir wissen nicht wirklich, wer Er ist.“ Christus konnte sagen: „Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt“ (Jes 49,4). Aber hier wendet Er sich an Seine Jünger: „Ihr aber, wer saget ihr, daß ich sei?“ Er läßt den jüdischen Titel „der Christus“ fallen und nimmt von nun an den Namen des Sohnes des Menschen an und spricht von der Kirche (Versammlung).
Er ist der Sohn des lebendigen Gottes - allein Matthäus zeichnet diese Tatsache in ihrem ganzen Umfang auf. Jesus spricht nun die Verse 17 bis 19, die in keinem der anderen Evangelien Vorkommen.
Zuerst einmal sagt Jesus, daß es Sein Vater ist, der dies dem Petrus offenbart hat. Sofort erhebt Er sich zu Seiner wirklichen Würde und fügt hinzu: „Aber auch ich sage dir, daß du bist Petrus.“ Hier spricht der ewige Gott, der einst Abrams Namen geändert hatte, und Sarais, und Jakobs, und dies immer wegen einer neuen Offenbarung Seiner selbst.
Es ist zu beachten, daß Jesus in Vers 18 sagt: „Ich werde bauen.“ Er hatte bis jetzt weder gebaut noch überhaupt angefangen zu bauen. Hier haben wir den Anfang eines neuen Kapitels, die Offenbarung einer neuen Sache, der Kirche, die jetzt den Platz Israels in Gottes Heilsplan (Haushaltung) einnehmen würde, zumindest für die jetzige Zeit. Zwischen der Zeit dieses Kapitels und dem Beginn des tatsächlichen Bauens Seiner Kirche liegt das furchtbare Kreuz. Dies alles ist sehr passend für dieses haushaltungsbetonte Evangelium.
Die Auferstehung ist der Beweis dafür, daß Er der Sohn des lebendigen Gottes ist, und daß die Pforten des Hades nichts gegen Ihn vermögen: Ihre Macht wurde dadurch zerstört.
Lukas (9,18-21). Der Herr Jesus hatte die Fünftausend gespeist, und durch Seine Macht wurden alle gesättigt. Dies war ein Zeichen des Messias!
Aber unser jetziger Abschnitt zeigt unseren Herrn erneut als den abhängigen Menschen: „Als er allein betete.“ Wie angemessen, daß Lukas der einzige Evangelist sein sollte, der das für uns aufzeichnete. (s. unsere Anmerkung zu Kapitel 4,42-44 und den Hinweis auf die sieben Begebenheiten, bei denen Jesus betete.)
Es sind dieselben Fragen, die alle Evangelisten wiederholen: „Wer sagen die Volksmengen, daß ich sei?“ (Vers 18) und „Ihr aber, wer saget ihr, daß ich sei?“ (Vers 20).
Die Antwort auf die erste Frage ist hier ähnlich wie in den anderen Berichten. Was jedoch Lukas von den anderen Evangelisten unterscheidet, ist die Antwort auf die zweite Frage. Petrus antwortet: „Der Christus Gottes.“ (In Matthäus ist es „der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, und in Markus „Du bist der Christus“ - wir haben bereits unsere Gedanken über die Angemessenheit dieser Abweichungen der anderen Evangelisten ausgesprochen.)
Der Ausdruck der göttlichen Würde Christi fehlt hier, deshalb wird auch das Bauen der Kirche hier nicht gefunden.
Anmerkung: Wir erinnern unsere Leser daran, daß wir bereits in Johannes 6,67-71 Petrus' erstes Bekenntnis betrachtet haben: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“