Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Lk 15,1-32 - Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, von der verlorenen Drachme und vom verlorenen SohnLk 15,1-32 - Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, von der verlorenen Drachme und vom verlorenen Sohn
Lukas 15,1-32
Dieses Kapitel mit diesen drei Gleichnissen ist völlig einzigartig - ein Gleichnis unter drei verschiedenen Gesichtspunkten - charakteristisch für Lukas. Es ist sicher wahr, daß in Matthäus 18,12-14 ein sehr viel kürzerer Bericht steht, der dem ersten Teil dieses Kapitels sehr ähnlich ist. Doch ich glaube dennoch, daß ein bedeutsamer Unterschied besteht. In Lukas 15 wird das Gleichnis von dem verlorenen Schaf auf einen verlorenen Sünder angewendet; der Evangelist Matthäus bringt es in Verbindung mit dem Anliegen seines Kapitels, dem rechten Empfinden für einen, der bereits zum Reich Gottes gehört.
Es ist die Absicht von Lukas 15, uns die Gnade Gottes dem Sünder gegenüber zu zeigen. Der Vorwurf zu Beginn des Kapitels lautete, daß unser gesegneter Herr Sünder annimmt, und Er zeigt hier den Weg und die Freude Gottes in Verbindung mit Seiner Gnade. In Lukas 15 sehen wir die Freude, die Gott an der Errettung Verlorener hat. Es ist nicht richtig, dieses Kapitel auf das Versagen und die Wiederherstellung eines Gläubigen anzuwenden. Zu dieser Annahme könnte man kommen, wenn die Tatsache überbetont wird, daß das Schaf ein Schaf dieser Herde war, bevor es verlorenging. Fest steht, daß sowohl das Schaf, als auch die Drachme und der Sohn verloren waren. Dieses Gleichnis dient also nicht der Belehrung und Ermunterung der Jünger, sondern ist der Ausdruck göttlicher Gnade, die in Christus Sünder aufnimmt.
In den vorigen Kapiteln sahen wir, daß es für einen Menschen unmöglich ist, aus eigener Kraft ein wahrer Jünger zu werden. Aber wie ist es nun möglich, ein Jünger Christi zu werden? Die Gnade Gottes kann es bewirken! Kapitel 15 folgt, um zu zeigen, wie Gott Sich Jünger zubereitet.
Dies wird in drei Aspekten dieses einen Gleichnisses deutlich. Die ganze Gottheit ist bei diesem wunderbaren Werk der Gnade tätig; einem Werk, das sich dem Umherirrenden und Unwürdigen zuwendet, dem Unwissenden und Toten, dem Eigenwilligen und Halsstarrigen.
Die Tätigkeit Gottes des Sohnes kommt in dem Hirten zum Ausdruck, der das verlorene Schaf sucht. Gott den Heiligen Geist sehen wir in der mit der Lampe suchenden Frau - Gottes Wort überführt die Seele von der Sünde und deckt die Schuld in Gottes Licht auf. Sein Licht zeigt den Sünder als tot in Sünden und Vergehungen. Und schließlich sehen wir die Tätigkeit Gottes des Vaters in dieser wunderschönen Geschichte vom verlorenen Sohn: Alle Sünder sind für Gott verloren, bis sie gefunden sind und Buße tun.
Diese wunderbare Gnade ist einem selbstgerechten Menschen, wie dem älteren Sohn, verhaßt. Er wollte nicht hineingehen, und er weigerte sich anzuerkennen, daß der Vater wirklich Ursache hatte, sich zu freuen. Wie harmonisch ist doch die göttliche Ordnung, daß dieses Kapitel gerade an dieser Stelle steht!