Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Lk 13,22-35 - Jesus lehrt und zieht nach JerusalemLk 13,22-35 - Jesus lehrt und zieht nach Jerusalem
Lukas 13,22-35
Der Herr Jesus war nicht gekommen zu richten, sondern zu erretten. Durch die Worte des Synagogenvorstehers in den vorigen Versen hatte das Volk in Wirklichkeit seinen Messias gerichtet und sich damit selbst verurteilt, indem sie ihre einzige Hoffnung auf Erlösung verwarfen. Der Gedanke an ein bevorstehendes Gericht zieht sich durch diesen ganzen Abschnitt und beschäftigt den Herrn Jesus.
In Zusammenhang mit diesem kommenden Gericht fragt plötzlich ein Neugieriger: „Herr, sind derer wenige, die errettet werden?“ (Vers 23) Jesus befriedigt niemals neugierige Leute. Die Frage wird nicht beantwortet; — stattdessen wird der Fragesteller gezwungen, sich selbst zu prüfen. Es geht nicht darum, wie viele errettet werden, sondern um die Frage: Wie kannst du errettet werden? Jesus fährt nun fort, diesen Weg der Errettung zu erläutern.
Zuerst sind da welche, die „einzugehen suchen“, dazu aber doch nicht in der Lage sind. Warum nicht? Weil sie auf einem anderen Weg den Eingang suchen. Sei es die Taufe, Gebet, Fasten, Halten des Gesetzes: die Mitgliedschaft in einer Kirche oder vieles andere - Apostelgeschichte 4,12 beweist die Unmöglichkeit, auf solch einem Weg errettet zu werden. Jesus Selbst sagt ihnen, daß sie danach ringen sollen, durch die enge Pforte - Ihn Selbst - einzugehen, bevor die Gelegenheit vorbei ist. Er ist hier der Hausherr, der aufsteht und die Tür schließt. Niemand, der zu dem Herrn kommt, leer von sich selbst, in wahrer Buße und Anerkennung seiner eigenen Untauglichkeit, wird eine verschlossene Tür finden. Nur die, die diesen von Gott verordneten Weg der Gnade abweisen, werden sich die ganze Ewigkeit hindurch die größten Vorwürfe machen und ihre Hartherzigkeit mit Weinen und Zähneknirschen bezahlen.
Für Israel hat es keinen Zweck, daß sie sich der Tatsache rühmen, „Söhne Abrahams“ zu sein. Die geistliche Verwandtschaft zu Abraham und seinem Glauben an Gott machen uns zu Vertrauten Christi. Sie lassen uns mit Menschen aller Nationen im Reich Gemeinschaft haben. Die Juden hatten ihre Vorrechte mißbraucht; sie waren einmal Erste, nun sind sie Letzte; die aus den Nationen, die glaubten, sie sollten nun Erste sein. Oder wie jemand gesagt hat: „Sie, die die Vorzüglichsten im Namenschristentum waren und sich nur ihrer äußerlichen Zeremonien, Traditionen und Bedeutung rühmten, sie werden keinen Eingang in den Himmel finden; die aber, die die Letzten in bezug auf solche oberflächlichen Ansprüche waren und sich allein Christi und Seines Kreuzes rühmen, werden gerettet werden.“
Der Herr Jesus hatte den Synagogenvorsteher gerügt, der wohl eine Form der Gottseligkeit aufrechterhielt, ihre Kraft aber verleugnete; er war ein Heuchler. Und der Herr legt auch den wahren Charakter dieses Mannes offen, der sich unrechtmäßig den Thron Davids angeeignet hatte. Als die Pharisäer mit ihrer „Warnung“ kamen, Herodes wolle Jesus töten und sie Jesus rieten, Er solle fliehen, da kennzeichnet Jesus Herodes als Fuchs inmitten der umherirrenden Schafe Israels. Es ging hier weder um die drohende Gefahr von seiten des Herodes noch um Galiläa, sondern allein um Jerusalem. Jesus konnte nicht in Galiläa getötet werden - als Prophet mußte Er in Jerusalem Sein Leben lassen. Diese Stadt würde so ihren Kelch zum Überlaufen bringen; nun blieb ihr nur noch das Gericht. Und Jesus fügt ohne einen Anflug von Bestürzung hinzu, daß Er Seinen Dienst vollenden und „am dritten Tage“ auferstehen würde (Vers 32).
In der Tat, Israel akzeptierte den „Fuchs“ und verwarf die „Henne“. Die Worte von Vers 34 und 35 finden sich auch in Matthäus 23,37-39. Vielleicht wurden diese Worte nicht bei dieser Gelegenheit in Galiläa ausgesprochen. Wie dem auch sei, da Lukas in seinem Evangelium die moralische Ordnung der chronologischen Ordnung vorzieht, fügt er diese Verse bei dieser Gelegenheit ein, wo Christus erwähnt, daß Er in Jerusalem sterben würde.