Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Lk 16,1-31 - Der ungerechte Verwalter. Der reiche Mann und der arme LazarusLk 16,1-31 - Der ungerechte Verwalter. Der reiche Mann und der arme Lazarus
Lukas 16,1-31
Während das Gleichnis des vorigen Kapitels an die Pharisäer und Schriftgelehrten gerichtet war, wendet sich das Gleichnis vom ungerechten Verwalter an die Jünger. Die Belehrung dieses Gleichnisses liegt nicht darin, daß wir den ungerechten Diener in seiner üblen Verschwendung und Verantwortungslosigkeit nachahmen sollen; vielmehr finden wir hier Grundsätze, die wir im täglichen Leben mit göttlicher Energie verwirklichen sollten:
Lebe nicht nur für die Gegenwart, sondern im Blick auf die Zukunft und die Ewigkeit.
Laß dich nicht von irdischen Dingen in Beschlag nehmen. Wenn der Herr dir Besitz gegeben hat, dann verwalte alles für Ihn, nicht für dich selbst und sei freigiebig damit (1Tim 6,18). Alles was du hast, gehört Gott, der es dir anvertraut hat.
Handle umsichtig und weitsichtig wie dieser Verwalter, aber verabscheue seine Unehrlichkeit. Arbeitet ein Ungläubiger fleißig, so gereicht es ihm zur Ehre; ist ein Gläubiger aber nachlässig und unzuverlässig, so schadet er seinem Namen und auch dem Namen des Herrn. Opfere, was du als natürlicher Mensch dein Eigentum genannt hättest, im Blick auf die unvergänglichen Güter.
Beachte: Der ungerechte Verwalter hätte das Geld seines Herrn unterschlagen können; er zog es vor, sich damit Freunde zu machen - und das ist es, worum es hier geht; er opfert den gegenwärtigen für den zukünftigen Vorteil. Wenn du nicht treu mit dem umgegangen bist, was tatsächlich Gott gehört, wer wird dir das Deinige geben? Das Unsrige ist jetzt im Himmel. Wer jetzt mit dem ungerechten Mammon recht umzugehen weiß, wessen Herz nicht daran hängt und ihn nicht als seinen Schatz betrachtet, der wird in der Zukunft den wahren Schatz besitzen.
In gewisser Hinsicht ist dieses Gleichnis eine Fortführung des Gedankens im 15. Kapitel. Es geht um den Einfluß der Gnade auf unseren Wandel und um den Kontrast, der hinsichtlich der Verwaltung irdischer Dinge zwischen dem Christentum (als neu eingeführter Haushaltung) und der Stellung eines Juden besteht. Der „ungerechte Mammon“ meint die Reichtümer einer verfluchten Erde in der Hand eines gefallenen Menschen. Für einen geistlich gesunden Gläubigen sind diese Reichtümer nicht „ungerechter Mammon“.
Das Gleichnis von dem reichen Mann und Lazarus (V. 19-31) zeigt die Konsequenz, die sich aus dem vorigen Gleichnis ergibt. Dort sahen wir die Gmndsätze eines rechten Wandels, und hier sehen wir die praktische Seite dieses Wandels. Und wieder sind wir überrascht über diese göttliche Schönheit in Ordnung und Harmonie. Eins geht ohne Mißklang in das andere über. Da steht nichts am falschen Platz, sei es in den einzelnen Evangelien oder in ihrer wechselseitigen Harmonie.
Dieses Gleichnis ist auch in bezug auf die Haushaltungen bedeutsam. Besitz und Reichtum waren von den Juden bis dahin immer als besonderes Zeichen der Gunst Gottes betrachtet worden. Aber im Verhalten des reichen Mannes kommt zum Ausdruck, was das ganze Volk der Juden aus Gottes Sicht geworden ist: untreu in ihrem Verwalteramt und völlig gleichgültig gegenüber der schreienden Not eines jüdischen Bruders vor der Tür. Hier sehen wir einen Menschen, der voller Egoismus das festhielt, was Gott ihm gegeben hatte. Dieses Gleichnis zeigt nicht in erster Linie, was einen Menschen berechtigt, in den Himmel einzugehen. Nicht alle Armen kommen in den Himmel, weil sie arm sind, und ebenso kommen nicht alle Reichen in die Hölle, weil sie reich sind. Die Frage ist, ob dein Schatz auf der Erde oder im Himmel ist. Bist du ein Sklave der sichtbaren Welt oder ein Bürger der unsichtbaren Welt? Wandelst du durch Schauen oder durch Glauben? Wenn die Gnade in den Herzen gewirkt hat, so verändert sie alles: sie beeinflußt auch unser gesamtes Verhalten.
Der reiche Mann wird hier nicht als ein - nach menschlichen Maßstäben - schlechter Mensch dargestellt. Auch die Menschen in Kapitel 14, die sich geweigert hatten, zu dem Fest zu kommen, waren keine bösen Menschen: es waren nicht ihre Sünden, die sie am Kommen hinderten, es waren der Acker, der Ochse und die Frau, die sie hinderten. Der reiche Mann, der das Beste auf der Erde besaß, hatte kein Interesse am Himmel, kein Interesse an den Dingen des Glaubens.
In Vers 25 („Kind, gedenke, daß du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben“) heißt es nicht einfach, „Gutes“, sondern „dein Gutes“. Der reiche Mann hatte das Leben auf der falschen Seite, der Seite des Todes erwählt - und damit das wahre Leben verloren!