Schriften von Cor Bruins
Mk 12,1-12 Mt 21,33-46 Lk 20,9-19 Jes 5,1-7 Ps 80,8 - Das Gleichnis von den bösen WeingärtnernMk 12,1-12 Mt 21,33-46 Lk 20,9-19 Jes 5,1-7 Ps 80,8 - Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern
Markus 12,1-12; Matthäus 21,33-46; Lukas 20,9-19; (vgl. mit Jes 5,1-7 und Ps 80,8)
Markus 12,1-12: Der Herr Jesus zeigt den religiösen Führern mit diesem Gleichnis in aller Deutlichkeit ihren völlig verderbten moralischen Zustand. Er führt ihnen die Geschichte des Volkes Israel und Gottes Wege mit ihnen vor Augen.
Vers 1 zeigt uns, an wen Jesus dieses Gleichnis richtet. Er beginnt hier gleichsam an dem Punkt, an dem Er in Kapitel 4,34 aufgehört hatte. „Und er fing an, in Gleichnissen zu ihnen zu reden.“ „... zu ihnen“ meint zuallererst die religiösen Führer, die im vorigen Kapitel Seine Autorität angegriffen hatten. Matthäus verbindet dies mit dem Gleichnis der beiden Söhne.
Im Bericht des Lukas wendet sich Jesus an das Volk (20,9), unter dem sich auch die Führer befanden, die in Vers 45 endgültig bloßgestellt werden: „während aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern“ Diese religiösen Führer, die den Herrn verurteilen wollten, fanden sich selbst durch Ihn verurteilt.
Dieses Gleichnis ist ein eindrucksvolles Bild von der überwältigenden Güte und Fürsorge Gottes gegenüber einem undankbaren Volk. Wir sehen Gott hier, wie Er alles nur Mögliche für Israel getan hat: Er hatte sie beschützt und sie abgesondert; Er ließ sie Verantwortung tragen und gab ihnen Priester, Verordnungen, Festtage und Vorrechte jeder Art. Sie beantworteten Seine Liebe mit Haß und brachten Seinen Sohn ans Kreuz. Der Mensch hat sich dadurch als völlig verderbt erwiesen, und Gott handelt gerecht, wenn Er den Menschen richtet.
Markus und Lukas reden von dem geliebten Sohn. Matthäus und Lukas reden davon, daß sie den Sohn zuerst nahmen, dann hinauswarfen und danach töteten. Das entspricht selbstverständlich dem historischen Geschehen. Markus folgt hier nicht dieser Reihenfolge. Das Hinauswerfen kann natürlich so verstanden werden, daß es die ganze Verwerfung des Herrn in Seinem Dienst mit einschließt. Ein Widerspruch liegt hier keineswegs vor.
Gerade hier bei Markus sehen wir den verachteten und verworfenen Diener schließlich triumphierend den Platz der Erhöhung einnehmen. Diese Tatsache oder ihre bloße Erwähnung macht Seine Zuhörer rasend! (V. 12) Welch ein Gegensatz: durch die Hand Gottes hoch erhoben und verherrlicht (V. 10.11), aber durch die Hand der Menschen ermordet! Es machte sie wütend, daß der Herr Jesus einen Vers aus ihren eigenen Schriften, Psalm 118,22, auf Sich selbst und auf ihren Zustand anwendete. Sie konnten nicht leugnen, daß dieses Gleichnis auf sie zutraf.
In allen drei Evangelien wird berichtet, daß die Weingärtner umgebracht werden; aber bei Markus finden wir nichts davon, daß sie dem Herrn des Weinberges zu seiner Zeit Frucht abliefem, wie Matthäus berichtet.
Vers 12 bezieht sich auf Vers 1; „sie“ sind die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten, die ihre Angriffe in Vers 13 fortsetzen.
Es ist ein interessanter Gedanke, daß bei Matthäus die Betonung auf dem Weinberg und dessen Verwüstung liegt - Israel als Volk, während bei Markus in Übereinstimmung mit seinem besonderen Charakter die Weingärtner im Vordergrund stehen - die Führer des Volkes (V. 12).
Matthäus 21,33-46: Wie gerade gesagt, werden hier die Wege Gottes mit Seinem Volk weiter illustriert. Matthäus zeigt uns diese wunderbaren Wege hier in zweifacher Hinsicht:
Im Blick auf die Verantwortung des Menschen unter Gesetz, wie hier in diesem Gleichnis.
Im Blick auf die Gnade Gottes in Verbindung mit dem Reich der Himmel, wie es uns in Matthäus 22 gezeigt wird, wo der König seinem Sohn das Hochzeitsfest bereitet.
Die furchtbare Schuld der Führer des Volkes wird dadurch noch größer, daß sie tatsächlich den Messias erkannten (V. 38), dies aber ihren Zorn nur noch mehr reizte: „Kommt, laßt uns ihn töten.“ Da sie sich auf eine so abscheuliche und ruchlose Art schuldig gemacht hatten, fügt Matthäus ein Wort hinzu, das uns den Charakter ihrer Bestrafung deutlich macht: „Er wird jene Übeltäter übel umbringen“ - sie umbringen ohne Gnade (V. 41).
Bei der Übergabe des Weingartens von den Juden an andere wird ihre Untreue durch Matthäus noch dadurch betont, daß diese anderen „ihm die Früchte abgeben werden zu ihrer Zeit“ (V. 41).
Ein Schreiber äußert: „Der Weingarten wird einem Volk gegeben werden, das davon Frucht hervorbringen wird, das ist aber nicht die christliche Kirche, sondern das Volk Israel in der Zukunft, das dann das wirklich erste heilige Volk sein wird.
Die Tatsache des Fruchtbringens wird hier zweimal hervorgehoben; wir finden sie noch einmal in Vers 43. Matthäus legt auch mehr Bedeutung auf den Stein als Markus (V. 44), wo der verworfene Prophet zum erhobenen Herrn wird. Hier jedoch wird deutlich, daß Jesus in Seiner Erniedrigung auf dieser Erde für die Juden ein Stein des Anstoßes war; nach Seiner Erhöhung aber würde Er als Stein auf dieses abtrünnige Volk und den Antichristen fallen und sie beide völlig vernichten.
Lukas 20,9-19: Jesus wird hier gesehen, wie Er selbst sich an das Volk wendet (V. 9). Er läßt sie wissen, daß der Besitzer des Weinbergs „für lange Zeit“ außer Landes reist. Nachdem er einen dritten Knecht gesandt hatte, hören wir ihn in Vers 13 sich selbst fragen:
„Was soll ich tun?“ Das sagt uns, daß Gott nun das Äußerste versucht, indem Er Seinen geliebten Sohn sendet, um dadurch das Herz der Menschen zu berühren!
Die zweite Hälfte von Vers 16 ist wieder nur Lukas eigen. In Vers 15 beantwortete Jesus Seine eigene Frage und sagte ihnen, daß der Weinberg anderen gegeben wird. „Als sie aber das hörten, sprachen sie: Das sei ferne!“