Schriften von Cor Bruins
Mk 16,5-7 Mt 28,5-7 Lk 24,4-8 - Die EngelerscheinungMk 16,5-7 Mt 28,5-7 Lk 24,4-8 - Die Engelerscheinung
Markus 16,5-7; Matthäus 28,5-7; Lukas 24,4-8
Markus 16,5-7: Vergleiche einmal die Engelerscheinungen, die diese gläubigen Frauen hatten, mit der persönlichen Erscheinung Jesu für Maria Magdalene und denke über die jeweilige Bedeutung nach.
In der Geschichte Israels ist es nichts Ungewöhnliches, daß Gott einen Engel schickt, um etwas mitzuteilen oder um in den Lauf der Ereignisse einzugreifen. Doch diese Frauen hat der übernatürliche Anblick zweifellos in schreckliche Bestürzung versetzt, denn nach ihrem Eintritt in die Gruft hören sie die Engelworte: „Entsetzt euch nicht!“ (V. 6).
Schritt für Schritt überzeugt sie der Engel von der Tatsache der Auferstehung. Behutsam beginnt er: „Ihr suchet Jesus“, und fährt dann fort: „Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten“ (V. 6). Das hätte sie eigentlich überzeugen müssen.
Dann ergeht der Auftrag an die treuen Frauen: „Gehet hin, sagt und ganz besonders „Petrus“. Das steht so nur bei Markus. Gerade er beschreibt ausführlich den Fall des Petrus. Daher wird hier - gewissermaßen zum Ausgleich - Petrus auch besonders vom Herrn erwähnt.
Es ist auch interessant, die Botschaft an die Frauen hier mit der an Maria Magdalene in Johannes 20 zu vergleichen:
A. Den Frauen wird gesagt: „Geht hin, sagt seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingeht nach Galiläa“ (V. 7).
B. Maria Magdalene wird gesagt: „Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott“ (Johannes 20,17).
Beachte den Unterschied: „seinen Jüngern“ und „meinen Brüdern“. In Matthäus weist Er sie an, in Galiläa mit Ihm zusammenzutreffen. Aber in Johannes nennt Er keinen Ort auf der Erde; Er sagt ihnen einfach, daß Er in den Himmel gehen würde, um dort im Geiste vor Seinem Vater und ihrem Vater, vor Seinem Gott und ihrem Gott mit ihnen zusammenzutreffen. Wir sehen somit Christus zwei verschiedene Charaktere annehmen:
A. Seine Beziehung zu dem Überrest Israels. In diesem Charakter erscheint Er Seinen Jüngern in Galiläa, wo Er gewöhnlich mit ihnen zusammen gewesen war. Genau das beschreibt dann auch speziell Matthäus.
B. Seine neue Stellung als verherrlichter Mensch vor dem Vater. Dieser Beziehung gemäß fährt Er von Bethanien zum Himmel auf. Lukas beschreibt das in seinem Bericht.
Beachte, daß Markus von einem „Jüngling“ (V. 5) spricht. Matthäus sagt, es war „ein Engel“ (Matthäus 28,5), und Lukas: „da standen zwei Männer“ (Lukas 24,4). Das sind keine Widersprüche. Es wird auch nicht gesagt, daß der Jüngling - offenbar ein Engel - im Innern der Gruft saß, sondern nur, daß die Frauen ihn „zur Rechten sitzen“ sahen, als sie dort eintraten. Vermutlich saß er am Eingang, noch auf dem Stein, den er weggewälzt hatte.
Zweifellos befanden sich zwei Engel dort, vielleicht auch noch mehr, denn Johannes sagt, daß zwei Engel im Innern der Gruft saßen, einer zu dem Haupt und einer zu den Füßen (Johannes 20,12). Markus erwähnt nur den einen Engel, der die Frauen anredete. Es hat den Anschein, daß Maria Magdalene zwei Engel in der Grabstätte sah. Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome sahen einen Engel zur Rechten, als sie in die Gruft eintraten, und die anderen Frauen zwei Engel draußen, die ihnen einfach mitteilten, daß Jesus auferstanden sei. Der Schriftforscher, der an die ähnliche Sachlage im Blick auf den (die) Besessenen von Gadara denkt (Markus 5,2; Lukas 8,27; Matthäus 8,28), wird die differierenden Zahlenangaben nicht verwunderlich finden.
Matthäus 28,5-7: Einer der Engel beruhigt diese treuen Frauen mit den Worten: „Fürchtet ihr euch nicht“ (V. 5). Für solche, die „in Christo Jesu“ sind, die Ihn als ihren Retter und Stellvertreter kennen, gibt es wirklich keinen Grund zur Furcht. Sogar der Tod schreckt nun den nicht, der an Christus glaubt - der Tod ist besiegt. Jesus ist auferstanden - ein gesegneter Beweis, daß auch wir auferstehen werden.
Um die Tatsache der Auferstehung Jesu noch stärker zu betonen, gibt Matthäus, und zwar nur er, die einladenden Worte wieder: „Kommet her, sehet die Stätte, wo der Herr gelegen hat“ (V. 6). Besonders dieses Evangelium nennt Beweise, die den Menschen ermöglichen zu sehen und zu glauben. Doch glückselig die, welche glauben, ohne gesehen zu haben!
Beachte, wie verschieden der Engel diese unwissenden Frauen anspricht: „Ich weiß, daß ihr Jesum sucht“ (V. 5); „Ihr sucht Jesum“ (Markus 16,6); „Was sucht ihr den Lebendigen unter den Toten?“ (Lukas 24,5).
In Matthäus klingt es verständnisvoll, in Markus bestätigend und in Lukas schließlich ein wenig korrigierend. Wie behutsam werden diese armen, zitternden Seelen mit der Wahrheit der Auferstehung vertraut gemacht!
Sogar in dem Auftrag an die Frauen wird hier die Auferstehung noch einmal betont: „daß er von den Toten auferstanden ist“ (V. 7).
Dieses Evangelium ist für die Juden geschrieben worden, für die Nation, in deren heilige Stadt - Jerusalem - Jesus kam, um zu herrschen, und wo man Ihn verwarf. Nun wird dieser Nation auch hier das Gericht angezeigt, nämlich durch die Art und Weise wie Jesus Jerusalem übergeht und Seinen Überrest vielmehr nach Galiläa versammelt (V. 7), dem verachteten „Galiläa der Nationen“. Wie gut paßt alles das in den Bericht des Matthäuse\angeliums!
Lukas 24,1-8: Für Lukas ist ja typisch, daß er häufig die Empfindungen und Gefühlsregungen der Menschen wiedergibt. So beschreibt er zunächst die Gemütsverfassung der Frauen bei ihrer Ankunft am Grab: „Und es geschah, als sie darüber in Verlegenheit waren“ (V. 4). Verwirrte sie die Entdeckung, daß der große Stein weggewälzt war und das Grab offenstand, so wurden sie „von Furcht erfüllt“ beim Anblick der beiden Männer „in strahlenden Kleidern“ (V. 4). Kein Wunder - wem von uns wäre es nicht ebenso ergangen?
Beachte, daß diese Männer hier nicht Engel genannt werden. Ein Ausleger sagt dazu: „Jetzt, da der Stein weggewälzt ist, ist sogleich der Gedanke an Menschen in einem völlig neuen Zustand da. Wir dürfen ins Grab schauen und sehen, daß Jesus aus Gnaden dort im Tode gewesen war und daß der Mensch als Ergebnis strahlende Kleider tragen darf. Hier auf der Erde, wo Jesus starb, sollen Menschen in strahlenden Kleidern dastehen. Es ist die Antwort auf Kapitel 2,14, denn es zeigt an, daß sich das Wohlgefallen Gottes an den Menschen auf diesen neuen Zustand gründen soll.“
Wir lesen hier nichts von tröstenden und beruhigenden Worten wie bei Matthäus; eher klingt ein leiser Vorwurf heraus. Man kann wirkliche Liebe zu Jesus haben, ohne viel Verständnis für Seine Person und Sein Werk zu besitzen. Wir lesen hier nun, daß der Engel sie an die Schriften erinnert (V. 6-8), nichts dagegen von einem Auftrag an die Frauen. Alles ist recht allgemein gehalten. Das Ergebnis jedoch ist das gleiche: sie gingen und verkündigten es den anderen (V. 9).