Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Lk 19,11-27 - Das Gleichnis von den PfundenLk 19,11-27 - Das Gleichnis von den Pfunden
Lukas 19,11-27
Unser voriger Abschnitt zeigte den Grund für das erste Kommen des Herrn: zur Rettung von Seelen. Dieser Abschnitt illustriert nun, wozu Seelen gerettet werden: um das vom Herrn Anvertraute in einer würdigen Weise als treue Knechte zu verwalten, bis Er ein zweites Mal kommt.
Es scheint, daß dieser Abschnitt hier nicht in seiner zeitlichen Reihenfolge steht, aber er ist in moralischer Hinsicht eine notwendige Korrektur für bestimmte Mißverständnisse seitens der Jünger.
Wir finden im Matthäusz\angzWum (Matthäus 25,14-30) und MwUcvevangelium (Markus 13,34-37) ähnliche Abschnitte. Sie unterscheiden sich jedoch durch den Platz, an dem sie in diesen Evangelien erwähnt werden und auch in ihrer Bedeutung (die sich aus dem Zusammenhang ergibt). In Matthäus 25 finden wir vorher das Gleichnis vom Feigenbaum und das Gleichnis von den zehn Jungfrauen und danach den Beschluß der Hohenpriester und Ältesten, den Herrn Jesus zu töten (26,3-5). In Markus 13,34-37 geht das Gleichnis von dem Feigenbaum voraus und es folgt ihm der Beschluß, den Herrn Jesus zu töten (14,1.2). Es scheint somit, daß diese beiden Evangelisten die Ereignisse in chronologischer Reihenfolge berichten. Bei Lukas sehen wir, daß dieses Gleichnis zwischen der Bekehrung des Zachäus und dem triumphalen Einzug in Jerusalem steht. Es scheint deshalb klar, daß Lukas einer moralischen Ordnung folgt. Zu den unterschiedlichen Belehrungen sei Folgendes vermerkt:
In Matthäus - dem Gleichnis von den Talenten - scheint der Schwerpunkt in den unterschiedlichen Fähigkeiten zu liegen. Nicht alle Knechte erhalten dasselbe: einer erhält fünf Talente, ein anderer zwei, und ein dritter erhält eines - „jeder nach seiner eigenen Fähigkeit“ (V. 15).
In Lukas — dem Gleichnis von den Minen oder Pfunden (eine Mine entspricht 100 Drachmen) ist der Gegenstand mehr die persönliche Verantwortlichkeit. Alle zehn Knechte bekommen jeder eine Mine und den Auftrag, „Handelt, bis ich komme“ (V. 13), oder besser, „handelt, während ich im Begriff stehe, zu kommen.“
Bei Markus liegt die Betonung auf dem Wort „Wachet“ (Verse 34.35.37). Hier geht es um die Wachsamkeit im Blick auf das Kommen des Herrn.
In Lukas sehen wir, daß diese korrigierende Belehrung nötig war, um den Jüngern den Aufschub des Königreiches zu zeigen. Sie sollten ein Gefühl für die Verantwortlichkeit bekommen, das vom Herrn Anvertraute zu verwalten und damit zu handeln, bis Er kommt, um Sein Königreich aufzurichten.
In Matthäus sagt der Herr, „gehe ein in die Freude deines Herrn.“ Nicht so bei Lukas, wo einer zehn Städte erhält und der andere fünf.
Wiedemm bei Matthäus lesen wir von dem faulen Knecht nicht, daß er ein Feind genannt wird, obwohl er in die äußere Finsternis geworfen wird (V. 30); bei Lukas jedoch wird er so genannt (V. 27), denn in Lukas lesen wir von Bürgern (V. 14), die Ihn haßten und nicht wollten, „daß dieser über uns herrsche.“
Es ist interessant, daß in diesem Evangelium für die Nationen die Haltung der jüdischen Nation - der Bürger - mehr hervorgehoben wird als im MawMusevangelium!
Vers 26 ist interessant: Ein Mensch mag die Wahrheit besitzen, aber ohne Glauben wird sie ihn nicht bewahren oder beeinflussen. Das Wenige an Wahrheit, was er hat, wird von ihm genommen werden - gerade das wird ihn verurteilen!