Schriften von Cor Bruins
Joh 20,26-31 - Jesus erscheint den Jüngern, als Thomas dabei ist (Sechste Erscheinung)Joh 20,26-31 - Jesus erscheint den Jüngern, als Thomas dabei ist (Sechste Erscheinung)
Johannes 20,26-31
Nur noch sechs Verse sind von diesem wunderbaren Kapitel übrig, sechs Verse, die nirgendwo besser hinpassen würden als in dieses Evangelium über den Sohn Gottes. Denken wir nur an das Bekenntnis des Thomas „Mein Herr und mein Gott!“ in Vers 28.
Am Anfang dieses Evangeliums hatte Nathanael ausgerufen: „Du bist der Sohn Gottes“(Kap. 1,49). Inzwischen ist dem Leser klar, daß dies das Thema des Evangeliums ist; wir haben das immer wieder festgestellt. Und genau das finden wir auch hier am Schluß. Jesus ist der Sohn Gottes und Er ist Selbst Gott.
Wenn Nathanael und Thomas dies von dem Menschen Jesus sagen, so liegt ein weiterer Beweis der tatsächlichen Gottheit Christi darin, daß Er es so stehen läßt und nicht etwa zurückweist. Für einen bloßen Menschen würde es Gotteslästerung bedeuten, solch eine Huldigung von seinen Mitmenschen anzunehmen. König Herodes wies in Apostelgeschichte 12 eine derartige Bezeigung nicht zurück, sondern nahm sie gern entgegen; im weiteren Verlauf des Kapitels finden wir dann, wie ihn Gottes Gericht traf. Der Engel in Offenbarung 22,9 war sehr betroffen, daß Johannes vor ihm niederfiel und sprach: „Sieh zu, tue es nicht“. Aber Jesus tadelte weder Nathanael in Kapitel 1 noch Thomas hier. Er billigte vielmehr ihr Tun und ihr Bekenntnis, indem Er es Glauben nennt.
Dazu noch eine abschließende Bemerkung. Gewiß, Thomas glaubte, aber sein Glaube beruhte auf dem Anschauen der Tatsachen. Erst das Sehen und Befühlen der Wundenmale in den Händen, Füßen und der Seite unseres gelobten Heilandes überzeugte den „ungläubigen Thomas“ schließlich. Aber das ist nicht die höchste Form des Glaubens!
Können wir nicht prophetisch in Thomas den zukünftigen gläubigen Überrest aus Israel erblicken, von dem es heißt: „sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10), und der dann rufen wird: „Mein Gott, wir kennen dich“ (Hos 8,2)?
Andererseits glauben wir, daß Maria Magdalene die Stellung derjenigen illustriert, die jetzt in der Zeitperiode der Versammlung, obwohl sie Christus nicht nach dem Fleisch gekannt (vgl. 2Kor 5,16) noch Ihn angerührt haben, dennoch an Ihn glauben und mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude in Ihm frohlocken (1Pet 1,8.9). Da haben wir die besondere Glückseligkeit derer, „die nicht gesehen und (doch) geglaubt haben“ (Johannes 20,29).
Manche haben angenommen, daß die Verse 30 und 31 den eigentlichen Abschluß des Evangeliums bilden und daß Kapitel 21 als eine Art „Nachtrag“ zugefügt wurde. W. Kelly sagt dazu: Johannes wurde vom Geist geleitet, gelegentlich in Form einer Einschaltung die Empfindungen seines Herzens einzuflechten. Diese Einschaltungen haben Bezug auf das, was seinem göttlichen Meister an Gutem oder Bösem widerfuhr, oder erläutern, welches Zeugnis in Seinen Worten, Seinem Wandel und in den damit einhergehenden Zeichen lag. Das tut er auch hier.
Einmal sind deutliche inhaltliche Gründe entscheidend dafür, daß der vorliegende Text ein zusammenhängendes Ganzes darstellt, wie andererseits das folgende Kapitel einfach erforderlich ist, um sowohl das Gesamtthema des Evangeliums als auch den am Ende von Kapitel 20 begonnenen speziellen Gegenstand zu einem vollständigen Abschluß zu bringen.“