Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Mk 10,1b Mt 19,1 - 2Joh 10 ,22-42 - Jesus auf dem Fest der TempelweiheMk 10,1b Mt 19,1 - 2Joh 10 ,22-42 - Jesus auf dem Fest der Tempelweihe
Markus 10,1b; Matthäus 19,1b-2; Johannes 10,22-42
Markus 10,1b; Wir sehen unseren Herrn Jesus hier zu Beginn Seines Dienstes in Peräa, der etwa 6 Monate, vom Oktober des Jahres 29 bis zum März des Jahres 30, dauerte.
Wir hatten gesehen, wie Er Galiläa verließ; die Betrachtung des Marfarsevangeliums hatten wir bei den Worten unterbrochen „Und er stand auf von dannen“(10,la), d.h. von Kapemaum (Kap. 9,33). Wir haben schon betrachtet, was uns Lukas und Johannes von den wenigen Monaten seit dem Weggehen Jesu aus Galiläa berichten.
Der Herr Jesus ist nun auf Seiner letzten offiziellen Reise nach Jerusalem. Diesmal zieht Er nicht durch Samaria, sondern auf einem Umweg durch Peräa. Das „Gebiet jenseits des Jordan“ bedeutet, daß Peräa östlich des Flusses liegt. Hier herrschte Herodes Antipas, während westlich des Jordan die Römer durch ihren Landpfleger Pontius Pilatus regierten.
Harold St. John bemerkt an dieser Stelle: „Folgende Merkmale werden ab diesen Zeitpunkt vermißt:
Wir finden keine Ermahnung mehr, darüber zu schweigen, daß Er der Messias ist.
Keine Ereignisse mehr in Verbindung mit dem See von Galiläa.
Es werden keine Personen mehr erwähnt, die von Dämonen besessen sind.
Nur eine Wunderheilung wird noch durch den Herrn vollbracht - die Heilung des blinden Bartimäus.“
Johannes gibt uns einen genauen Bericht über den Aufenthalt Jesu auf dem Fest der Tempelweihe und berichtet auch die Worte Jesu in Seiner fünften Rede. Doch wir wollen zuvor erst Matthäus betrachten.
Matthäus 19,lb-2: Matthäus' kurzer Bericht ist beinahe mit dem des Markus identisch. Die meisten Wunder hat Christus dort in Galiläa getan, wo Er auf ge wachsen war. Auch die meisten Worte hat Er dort gesprochen.
„Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, begab er sich von Galiläa hinweg“. Christus wäre nicht weggegangen, bevor Seine Mission in Galiläa beendet gewesen wäre. Nun war aber die Zeit gekommen, Galiläa zu verlassen. Er würde bis zu Seiner Auferstehung nicht hierher zurückkehren.
Beachte, daß Matthäus uns berichtet, daß Christus alle heilte, die zu Ihm kamen, während Markus berichtet, daß Er sie lehrte. Zuerst muß der vorliegenden Not entsprochen werden, anschließend kommt die Belehrung in dem Willen Gottes (siehe Apg 22,13.14).
Seit Kap. 4,12 hielt sich Christus als das Licht für Sebulon und Naphtali in Galiläa auf; aber nun macht Er Sich auf den Weg nach Judäa. Denn, wie wir sehen werden, ist es Judäa und nicht Galiläa, wo Er Sich ein drittes und letztes Mal Israel zeigen wird.
Johannes 10,22-42: Jesu fünfte Rede, auf dem Fest der Tempelweihe in Jerusalem.
Im vorhergehenden Abschnitt (Johannes 10,1-21) berichtete uns Johannes die Worte Jesu über den Guten Hirten. Der Herr Jesus hat Sich Selbst, den Guten Hirten, den Räubern und Dieben, Mietlingen und Wölfen gegenübergestellt. Nach diesen Worten waren zwei bis drei Monate vergangen. Wieder finden wir den Herrn Jesus in Jerusalem; diesmal war das Fest der Tempelweihe der Anlaß.
Es war nicht eine Erinnerung an die Weihe des salomonischen Tempels, sondern an die Wiedereinweihung des nach dem Exil erbauten Tempels durch Judas Makkabäus (165 v. Chr.); dieser Tempel war durch den bösen König der Seleukiden, Antiochus, Epiphanes, entweiht worden. Nur die Ruinen des salomonischen Tempels sind übriggeblieben - ein Zeugnis für den gegenwärtigen Zustand in Israel! Der damalige Tempel war von einem anderen bösen Herrscher, Herodes, dem Edomiter, gebaut worden.
Der Eine, dem dieser Tempel geweiht und durch Serubbabel wiederaufgebaut worden war, stand jetzt leibhaftig in ihrer Mitte; aber Er war bereits verworfen, und mit Seiner Verwerfung war auch die Herrlichkeit von diesem Tempel gewichen.
Jetzt führte der Herr Jesus als der Gute Hirte Seine Schafe heraus die, die Seine Stimme hörten und kannten. Der Gegenstand Seiner Worte hier ist die Sicherheit Seiner Schafe. Der Gute Hirte stand im Begriff, Sein Leben für diese Schafe hinzugeben; gerade jetzt war Er auf Seinem Weg zum Kreuz. Da konnte leicht die Frage aufkommen: Würde der Tod Christi auf irgendeine Weise die Schafe gefährden? Der Herr gibt darauf in den Versen 28 und 29 eine ganz klare Antwort.
Empfanden die Juden es als falsch, wenn Er den Platz als Gottes Sohn (V. 33) einnahm? Sie mußten zugeben, daß nach ihrem Gesetz Könige, Statthalter, Richter und andere Menschen in Autorität Götter genannt wurden (Vers 34.35). Hatte Er nicht einen Platz, der über den dieser Könige weit hinausging? War es dann eine Lästerung, wenn Er sagte, daß Er Gottes Sohn ist? (Vers 37).
Sie verwarfen nicht nur Seine Worte (Kap. 8) - Gottes Worte, sondern auch Seine Werke (Kap. 9). Über diese Werke spricht Jesus hier in Vers 37 und 38.
Wiederholt hatten die Juden versucht, Ihn zu töten:
Auf dem ersten Fest (Kap. 5,1.16.18) verfolgten sie Ihn und versuchten Ihn zu töten.
Auf dem zweiten Fest sandten die Hohenpriester und Pharisäer Diener, um Jesus zu verhaften (Kap. 7,2.14.32).
Auf dem dritten Fest hier in Kap. 10 hoben die Juden Steine auf, um Ihn zu steinigen (Kap. 10,31.39).
Während des vierten Festes, des Passahfestes, töten sie Jesus tatsächlich!
Daran sehen wir, wie die jüdischen Feste das Fortschreiten ihrer Feindschaft gegen Christus offenbaren.
Hier wollen wir uns daran erinnern, wie der Herr Jesus schrittweise Seine Verbindung mit dem Volk Israel abbricht:
In Kap. 5 setzt Jesus Bethesda beiseite, das letzte Zeugnis des Wirkens des Vaters in Israel; Er Selbst nimmt den Platz eines Dieners der Gnade ein.
In den Kapiteln 6 und 7 setzt Jesus zwei Feste beiseite:
Das Passah, das das jüdische Jahr eröffnete; es spricht von Leben für das Volk, und
das Fest der Laubhütten, das mit seiner Herrlichkeit das Jahr beschloß. Er nimmt den Platz dieser Feste ein, indem Er zeigt, daß Er allein die Quelle alles Lebens und aller Herrlichkeit ist.
In Kap. 8 macht Jesus deutlich, daß das Gesetz unzureichend für den Menschen ist und zeigt Sich Selbst als das Licht für den Sünder.
In Kap. 9 verläßt Er Israel. Er sucht den auf, den die Juden hinausgeworfen hatten.
In Kap. 10 befindet sich Jesus außerhalb „des Lagers“. Mit Vers 42 und dem ganzen Schluß dieses Kapitels schließt die direkte Offenbarung Christi in diesem Evangelium.
Wir lesen in Matthäus (19,2) „und er heilte sie daselbst“; in Markus (10,1) „er lehrte sie wiederum“ und schließlich im Evangelium nach Johannes (10,42) „und viele glaubten daselbst an ihn“. Welche gesegneten Resultate inmitten solchen Ruins!