Schriften von Cor Bruins
Joh 21,1-14 - Jesus erscheint sieben Jüngern am See von Tiberias (Siebte Erscheinung)Joh 21,1-14 - Jesus erscheint sieben Jüngern am See von Tiberias (Siebte Erscheinung)
Johannes 21,1-14
Dieses abschließende Kapitel des Johannesesangeliums ist deutlich in zwei Teile untergliedert. In diesem Abschnitt wollen wir den ersten Teil betrachten, wo wir einen wunderbaren Fischzug nach einer Nacht des Mißerfolgs haben. Im nächsten Abschnitt werden wir dann Jesus als Den sehen, von dem jeder wahre Dienst ausgeht.
Vers 14 ist der Schlüsselvers unseres Abschnitts und verbindet das Kapitel mit dem, was in Kapitel 20 vorangegangen ist. Wenn darin gesagt wird: „Dies ist schon das dritte Mal, daß Jesus sich den Jüngern offenbarte“, so gilt das für den Rahmen dieses Evangeliums. Die persönliche Begegnung mit Maria Magdalene ist hier nicht mitgerechnet, sondern es zählen nur die Gelegenheiten, bei denen Sich Jesus den Elfen oder einer größeren Jüngerschar zeigte.
Das erste Mal war, als Er Sich am Auferstehungstag der Jüngerschar offenbarte, in der Thomas fehlte (Kap. 20,19-25). Das redet vorbildlich von der Versammlung in ihrer Beziehung zu ihrem auferstanden Herrn.
Zum zweiten Mal offenbarte Er Sich am darauffolgenden Tag des Herrn, d.h. acht Tage später am ersten Tag der Woche. Eine ganze Woche war vergangen, vorbildlich das ganze Zeitalter der Versammlung. Daher scheint diese Offenbarung im Vorbild das Erwachen des Glaubens bei dem Überrest aus Israel darzustellen, der an jenem zukünftigen Tag beim Anschauen Dessen, den sie durchstochen haben, ebenso glauben wird, wie Thomas es bei dieser Gelegenheit tat.
Nachdem die Zeitalter „Versammlung“ und „Jüdischer Überrest“ in Gottes Zeithaushalt abgeschlossen sind, was die einleitenden Worte von Kapitel 21 „Nach diesem “, wohl andeuten sollen, folgt nun das „Tausendjähriges Reich“. Dieses Reich wird hier in der dritten Erscheinung und allem, was in Verbindung damit im 21. Kapitel geschieht, vorgebildet.
Wir erinnern uns, daß wir zu Beginn dieses Evangeliums (Kap. 2,1) einen dritten Tag hatten, der auch - wie wir dort sahen - auf Dinge hindeutete, die über die tatsächlichen Ereignisse in jenem Kapitel hinausgingen. Es handelt sich da vorbildlich um den künftigen Zeitabschnitt der tausendjährigen Herrlichkeit, wo einst bei der geistlichen, himmlischen Hochzeit des Lammes und der Versammlung (wie jemand schreibt) „das Reinigungswasser für den gläubigen Überrest aus Israel in Freudenwein verwandelt wird, wenn Christus kommt, um zu herrschen.“
Beachte die hier in Kapitel 21 beschriebenen Szenen:
Eine Nacht voller Mißerfolg
Ein Morgen mit der Offenbarung Christi; Er wird hier bei den Seinen auf der Erde gesehen.
Ein wunderbarer Fischzug
Das Netz reißt diesmal nicht wie in Lukas 5
Das Schiff sinkt nicht, wie es mit den Schiffen in Lukas fast geschehen wäre.
Es wird nichts von einem Sammeln der guten Fische in Gefäße erwähnt (wie in Matthäus 13). Hier sind es große Fische, und von keinem faulen wird berichtet.
Daher findet man kein Hinauswerfen fauler Fische (wie in Matthäus 13).
Jeder Schriftforscher weiß, daß das Meer ein Bild der unruhevollen Nationen ist und in der Schrift oft im Gegensatz zum Festland oder Land - dem jüdischen Land - steht. Ganz im Einklang damit ist der See hier „Tiberias“, d.h. nach dem Kaiser der Nationen benannt!
„Wir befinden uns hier auf dem Boden der (drei)historischen Evangelien, d.h. daß das Wunder des Fischzuges mit dem Werk Christi auf Erden zusammenhängt und in dem Bereich Seiner früheren Beziehungen zu Seinen Jüngern stattfindet. Es ist hier Galiläa, nicht Bethanien. Es trägt nicht den üblichen Charakter der Lehre dieses Evangeliums, das uns die göttliche Person Jesu außerhalb jeder Haushaltung hienieden vor Augen stellt und unsere Gedanken über alle derartigen Dinge erhebt. Hier, am Ende des Evangeliums, nimmt der Evangelist zum ersten Mal den Boden der Synoptiker (d.h. der drei ersten Evangelisten) ein, spricht er von der Offenbarung und den zukünftigen Früchten der Verbindung Christi mit der Erde. Die Anwendung des Abschnitts auf diese Sache (Christus in Verbindung mit der Erde) ist daher nicht bloß ein Gedanke, den die Erzählung nahelegt, sondern gründet sich auf die allgemeine Lehre des Wortes.“ So schreibt J.N.Darby in seiner „Synopsis“.
Somit können wir schließen, daß uns hier in einem Vorbild folgende Belehrung gegeben wird: Wenn schon mit dem Versagen Israels göttlicher Segen für die Gläubigen der Versammlung verknüpft war, wieviel mehr wird Israels Vollzahl, die in diesen sieben Jüngern vorgebildet wird, unbegrenzten Segen für die ganze Erde bedeuten (Röm 11,12).
Vorbildlich gesehen sind die Sieben - oder der gläubige Überrest kommender Tage — die Werkzeuge („Ich werde euch zu Menschenfischern machen“) zur Einbringung einer ungeheuren Menge von Seelen aus dem Völkermeer zu Beginn des Tausendjährigen Reiches.
Dieser gläubige Überrest wurde vom Herrn Selbst gesammelt oder „gefischt“. Wir glauben im Einklang mit fähigen Auslegern der Vergangenheit, daß uns dies in Vers 9 vorgestellt wird, wo der Herr bereits im Besitz von Fischen ist. So wird Er Sich vor Seiner Erscheinung schon einen Überrest auf Erden zubereitet haben.
In Matthäus 13,47-50 werden gute und faule Fische in dem Netz gefangen, und die Fischer selbst sortieren sie auseinander. Dies ist ein Vorbild von den heutigen evangelistischen Bemühungen. Nicht alle Fische des Meeres werden gefangen, sondern „von jeder Gattung“ (V. 47). Während des Zeitalters der Versammlung wird nicht die ganze Welt evangelisiert. Die guten Fische werden „zusammengelesen“; Apostelgeschichte 15,14 zeigt, daß der Geist Gottes gegenwärtig tätig ist, „um aus ihnen (den Nationen) ein Volk zu nehmen für seinen (Gottes) Namen“. Die faulen — die bloßen Namenschristen - werden nicht zusammengelesen, sondern zurückgelassen. Vers 49 spricht dann von der „Vollendung“, wenn Engel - nicht die Fischer - angestellt werden, um „die Bösen“ aus der Mitte der Gerechten auszusondem. Von den Engeln wird nicht gesagt, daß sie sich überhaupt mit den Gerechten beschäftigen.
Doch kehren wir mit einer abschließenden Bemerkung zu Johannes 21 zurück. Haben wir in Vers 12 nicht das Vorabgemälde eines zukünftigen Tages und der Erfüllung von Jeremia 31,34? „Und sie werden nicht mehr ein jeder seinen Nächsten und ein jeder seinen Bruder lehren und sprechen: Erkennet Jehova! denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht Jehova. Denn ich werde ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.“ „Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? da sie wußten, daß es der Herr sei.“