Schriften von Cor Bruins
Kapitel 3 - Das Wirken in Galiläa - für die Volksmengen
Mk 7,1-23 Mt 15,1-20 - Jesus tadelt die Pharisäer und SchriftgelehrtenMk 7,1-23 Mt 15,1-20 - Jesus tadelt die Pharisäer und Schriftgelehrten
Markus 7,1-23; Matthäus 15,1-20
Markus (7,1-23). Obwohl Markus und Matthäus uns beide diesen Bericht geben, gibt es offenbare Unterschiede, was erneut die Unabhängigkeit der einzelnen Schreiber betont.
Zum Beispiel geht Markus sehr ausführlich auf Einzelheiten über die Skrupel der Pharisäer ein (Verse 3-5), während Matthäus das alles wegläßt. Warum?
Da Matthäus für die Juden schreibt, von denen anzunehmen ist, daß sie alles über die strengen Regeln und zeremoniellen Handlungen wußten, bestand keine Notwendigkeit, sie in seinen Bericht aufzunehmen. Markus jedoch - daran müssen wir denken - schreibt für die Römer, die gar nichts von diesen verwickelten Dingen kannten; demzufolge ist es zu ihrem Nutzen, daß Markus diese Einzelheiten hier erwähnt.
Jesus wurde offensichtlich von einigen der Pharisäer genau beobachtet und auch Seine Jünger - besonders da Jesus gerade mindestens fünftausend Menschen gespeist hatte, und sowohl Seine Jünger als auch die Volksmenge aller Wahrscheinlichkeit nach mit „ungewaschenen Händen“ gegessen hatten!
Vers 8 ist Markus eigen, und Matthäus gibt den Inhalt von Vers 9 hier in Markus in Frageform - in seinem eigenen Bericht als Antwort auf ihre eigene Frage in Vers 2 wieder. Natürlich ist es kein wirklicher Unterschied, wenn Markus in Vers 10 sagt: „Denn Mose hat gesagt“, und Matthäus in Vers 4: „Denn Gott hat gesagt“, denn offensichtlich hat Gott durch Mose geboten.
ln Vers 11 ist es typisch für Markus, daß er, wenn er ein hebräisches Wort („Korban“) benutzt, dieses auch für seine Leser übersetzt, die die hebräische Sprache nicht kennen mochten. Er gibt es deshalb in griechisch: „Das ist Gabe für Gott“ (vgl. Kapitel 5,41). Vers 12: „Und ihr lasset ihn so nichts mehr für seinen Vater oder seine Mutter tun“ wird von Matthäus ausgelassen.
Aber Markus läßt den interessanten Dialog über den Eindruck, den das, was der Herr Jesus öffentlich sagte, auf die Pharisäer machte, weg - wir werden hierzu etwas sagen, wenn wir Matthäus' Bericht betrachten. Auch sagt Markus nicht, daß Petrus Jesus um eine Erklärung bittet; er sagt einfach, daß Seine Jünger Ihn befragten. Ohne Zweifel wollten alle fragen.
Die Tatsache, daß Markus in den Versen 21 und 22 die Liste der schrecklichen Sünden erweitert, die auch Matthäus erwähnt, überrascht uns nicht. Der Herr mag sehr wohl eine noch größere Anzahl geäußert haben, aber jeder Evangelist trifft die Auswahl, die für seine Zwecke am besten geeignet ist.
Eine letzte Anmerkung über den Wert der Tradition - wir zitieren aus Bruder Kellys Buch über Markus (Seite 97): „Ein wichtiger Grundsatz im Wort Gottes lautet: Gott ist unendlich weise und heilig; wo Er nicht irgendeine ausdrückliche Vorschrift niedergelegt hat, heißt es: Wehe dem, der die Freiheit einschränkt! Im Gegensatz dazu nutzt der Mensch solche Lücken und erläßt dort, wo Gott kein Gesetz niedergelegt hat, sein eigenes. Aber Gott hatte keine Vollmacht zur Gesetzgebung gegeben; und die Hälfte aller Streitfragen und Spaltungen, die in der Christenheit aufgetreten sind, entspringen eben hieraus. Der Mensch nimmt in seiner Hast, Schwierigkeiten zu lösen, Zuflucht zu solchen Maßnahmen und will seinen eigenen Willen durchsetzen, wo Gott, anstatt irgendetwas ausdrücklich zu regeln, die Dinge zur Herzensprüfung offen gelassen und deshalb absichtlich auf ein Gebot verzichtet hat.“
Matthäus (15,1-20). Die haushaltungsmäßige Belehrung und der Zusammenhang stellen hier den jüdischen Mangel an Wirklichkeit und die traditionelle Heuchelei im Gegensatz zu der den Nationen erwiesenen Gnade heraus; deshalb ist dieser Abschnitt besonders für dieses Evangelium geeignet.
Wir haben bereits Notiz davon genommen, daß es für Matthäus einen guten Grund gibt, das auszulassen, was Markus in den Versen 3 bis 5 aufzeichnet.
Der Dialog in den Versen 12 bis 15 wurde nur von Matthäus wiedergegeben. Waren es nur die Pharisäer, die sich über das, was Jesus sagte, „ärgerten“, oder nahmen vielleicht auch Seine Jünger daran Anstoß? Wer kann das sagen? Es scheint jedoch so, als ob sie mit der verärgerten Gruppe gut mitfühlen konnten! Aber Jesu Antwort ist überraschend: „Laßt sie“ (Vers 14): Es hat keinen Zweck, mit ihnen zu streiten; sie müssen erst das ABC lernen; sie brauchen neues Leben aus Gott. Sie waren keine Pflanzen, die Sein himmlischer Vater gepflanzt hatte - sie mußten ausgerissen werden!
Der Herr Jesus läßt Seinen Worten Taten folgen. Indem Er diese Lehrer läßt, wendet Er sich den phönizischen Küstenstädten zu.