Schriften von Cor Bruins
Kapitel 4 - Sein Dienst in Galiläa an den Jüngern
Mk 9,14-29 Mt 17,14-21 Lk 9,37-43 - Die Heilung des mondsüchtigen JungenMk 9,14-29 Mt 17,14-21 Lk 9,37-43 - Die Heilung des mondsüchtigen Jungen
Markus 9,14-29; Matthäus 17,14-21; Lukas 9,37-43
Markus (9,14-29). Fast elf der sechzehn Verse, die unser Evangelist für den Bericht dieses Ereignisses verwendet, sind einzigartig und wurden von den anderen Evangelisten nicht aufgezeichnet.
Wir sehen den Herrn Jesus hier von dem „heiligen Berge“ herabkommen. Markus allein beschreibt in Vers 15 in Einzelheiten den Empfang, den man Ihm bereitet: „Und alsbald, als die ganze Volksmenge ihn sah, war sie erstaunt; und sie liefen herzu und begrüßten ihn.“ Einige meinen, der Grund für die Verwunderung des Volkes sei vielleicht, daß etwas von dem Strahlen auf dem Gesicht unseres Herrn zu sehen gewesen sei, ähnlich dem Strahlen bei Mose, als dieser vom Berg herabkam. Dies ist jedoch nur eine Annahme. Es ist wahrscheinlicher, daß sie über Sein plötzliches Erscheinen verwundert waren, denn sie hatten vergeblich versucht, Ihn zu finden.
Markus beschreibt den Dämon als stumm (Vers 17), und nur er gibt uns eine sehr eingehende Schilderung des schrecklichen Zustandes, in dem sich der arme Junge befand.
Der Tadel in Vers 19 scheint ein bißchen weniger streng zu sein als in den anderen beiden Berichten: „O ungläubiges Geschlecht“; die anderen beiden Evangelien fügen die Worte hinzu: „...und verkehrtes“
Ohne Zweifel wurden diese Worte an die Umstehenden allgemein gerichtet. Sie waren dieses „Geschlecht“. Ach, sie schlossen auch Jesu eigene Jünger ein. Die Fragen des Herrn Jesus beabsichtigten zweifellos, den Zuschauenden zu zeigen, daß das nicht nur eine kürzlich aufgetretene Krankheit war. Auf der einen Seite wird die schreckliche Macht Satans aufgezeigt, auf der anderen Seite wird die größere Macht Jesu verherrlicht, der den Dämon austreiben und ihm verbieten konnte, jemals zurückzukehren (Vers 25).
Es ist rührend zu sehen, wie der Vater in Vers 24 beschrieben ist, wie er den Herrn Jesus unter Tränen anfleht. Das ist alles sehr lebendig und scheint von Petrus gesehen worden zu sein, der die Einzelheiten vielleicht an Markus weitergab. Aber wir beeilen uns zu sagen, daß der Heilige Geist in keiner Weise auf Augenzeugen angewiesen ist, um kleinere Einzelheiten zu berichten.
Vers 29 findet sich nur bei Markus. Er scheint zu zeigen, daß das Versagen der neun Jünger auf einen Mangel an Glauben, und der wiederum auf fehlende Pflege eines fortwährenden Lebens in Gebet und Selbstdisziplin zurückzuführen ist. Vielleicht vertrauten sie auf solche vergangenen Segnungen und Erfahrungen, die sie gemacht hatten, als sie bei ihrer früheren Sendung fähig waren, Dämonen auszutreiben. Fortwährendes Selbstgericht und eine Haltung der völligen Abhängigkeit sind nötig. Es ist klar: hier liegt ein Fall verlorener geistlicher Kraft vor.
Wir zitieren einen interessanten Abschnitt von J. N. Darby: „Wenn die Seinen die Kraft und die Segnungen, die Er in diese Welt gebracht und in ihre Mitte gegeben hat, nicht zu nutzen wissen, muß die Haushaltung, die durch diese Gaben gekennzeichnet ist, ihrem Ende zugehen. Und dies, nicht weil in der Welt Unglaube herrscht, sondern weil die Seinen die Kraft nicht verwirklichen können, die Er ihnen zur Verfügung gestellt hat; und als Folge davon fällt das Zeugnis Gottes zerstört zu Boden, anstatt gefestigt zu werden, weil die Nachfolger dieses Zeugnisses dem Feind begegnen und nichts tun können - der Feind ist zu stark für sie.“
Matthäus (17,14-20). Der Herr Jesus kommt vom Berg herab und entfaltet die Herrlichkeit des kommenden Königreiches. Aber auch Satan zeigt seine Macht.
In Matthäus schreit der geplagte Vater um Erbarmen (Vers 15) für seinen Sohn, der ein Epileptiker oder „Mondsüchtiger“ ist. Es ist in der Tat göttliches Mitleid, das sowohl der Sohn als auch der Vater brauchen! Lukas appelliert an das göttliche Mitleid in dem Herzen Jesu, indem er noch hinzufügt: „Denn er ist mein eingeborener.“ In der Tat: Was für ein Mitleid erregender Anblick!
Wir hören nicht oft ein inneres Seufzen aus dem Herzen des Herrn Jesus. Hier ist es ein Seufzen der göttlichen Ungeduld, des Tadels. Obwohl es einfach in einem allgemeinen Sinn verstanden werden könnte, empfinden wir, daß wir es in erster Linie in Bezug auf die verstehen müssen, die am meisten bevorrechtigt waren, die hätten fähig sein sollen, für Christus zu handeln.
Wenn die Jünger später den Herrn Jesus fragen, warum sie den Dämon nicht austreiben konnten, so ist es Matthäus , der in Vers 20 den Finger am deutlichsten auf die Ursache legt: „Wegen eures Kleinglaubens.“ Unter den Evangelisten fährt er allein in Vers 20 fort, über die wahre Glaubensstärke zu schreiben.
Es scheint, daß Matthäus den Mangel an Glauben betont und Markus den Mangel an Gebet und Selbstzucht. Lukas äußert sich nicht dazu. (Viele Ausleger einschließlich Darby halten Vers 21 in Matthäus' Bericht für unecht).
Lukas (9,37-43). Einige Ausleger bemerken zu der Feststellung in Vers 37, „Es geschah aber an dem folgenden Tage“ - die nur Lukas mitteilt - daß dieser Vers andeuten könnte, die Verklärung hätte nachts stattgefunden. Dies wäre bedeutsam: Es ist der Ort der göttlichen Herrlichkeit, wo weder Sonne noch Mond gebraucht werden, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet ihn.
Wie gewöhnlich ist es Lukas , der uns einen Blick in das Familienleben des Vaters tun läßt, wenn er uns in Vers 38 sagt: „Denn er ist mein eingeborener.“ Wir werden an die Geschichte erinnert, als Jairus mit genau demselben Flehen in Lukas 8,42 zu dem Herrn Jesus kommt. Wie bei Matthäus finden wir hier den schärferen Verweis von Vers 41: „O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht!“ Dies ist das Urteil Jesu über die damals vor Ihm stehende Generation und Er meint damit auch Seine Jünger. Aber wir verweisen auf die Fortsetzung dieses Verses, die alle drei Evangelisten wiedergeben: „Bis wann soll ich bei euch sein und euch ertragen?“ (Vers 41). Wir sehen den Herrn Jesus hier das Ende des Zustandes herbeisehnen, in dem die Seinen, obwohl ihnen göttliche Kraft zur Verfügung stand, die Mächte der Finsternis zu überwinden, sich dieser nicht bedienten!
Derselbe Vers greift - und nur Lukas erwähnt das - die Worte des Herrn an den Vater auf: „Bringe deinen Sohn her.“ So waren die Worte, die gerade gesprochen worden waren, an alle Klassen von Menschen gerichtet, die dort anwesend waren - an die ganze Volksmenge, an die Jünger und an den Vater.
Wiederum haben wir nur hier in Lukas den persönlichen Zug am Ende von Vers 42: „Und gab ihn seinem Vater zurück.“ Wie sehr versteht der Herr die Zuneigung eines Vaters zum einzigen Sohn!
Vers 43 ist beeindruckend, und wieder hat ihn nur Lukas. Sie konnten sich wohl über die herrliche Größe Gottes verwundern, aber sie erkannten Jesus nicht. Dieser Vers ist sehr entscheidend. Wie anders wäre alles gekommen, hätten sie die gezeigte Kraft mit dem Messias in Verbindung gebracht - und Ihn als solchen angenommen. Nun aber beachteten sie Ihn nicht. Demzufolge kehrt der Herr gleichsam zu der Stellung zurück, die Er vorher eingenommen hatte, der Stellung der Demut und Verwerfung, und führt sofort den Gegenstand ein, der jetzt vor Ihm steht - das Kreuz.