Schriften von Cor Bruins
Kapitel 3 - Das Wirken in Galiläa - für die Volksmengen
Mk 5,22-43 Mt 9,18-26 Lk 8,41-56 - Die Auferweckung der Tochter des JairusMk 5,22-43 Mt 9,18-26 Lk 8,41-56 - Die Auferweckung der Tochter des Jairus
Markus 5,22-43; Matthäus 9,18-26; Lukas 8,41-56
Anmerkung: An dieser Stelle bemerkt Bruder Kelly in seinen Lectures Introductory to the Gospels (Einführende Vorträge über die Evangelien) auf Seite 160: „Hier findet sich eine der wenigen ausnahmsweisen zeitlichen Umstellungen bei Markus, falls es nicht sogar die einzige ist; denn von Matthäus 9,18 her möchte es scheinen, daß der Vorsteher Jairus wegen seiner Tochter kam, während der Herr vom Wein und den Schläuchen sprach. Das wird aber von Markus in Kapitel 5 berichtet.
Markus: Markus und Matthäus berichten uns beide, daß der Vater des Mädchens ein Vorsteher war, und Markus und Lukas sagen uns, daß er Jairus hieß. Wieder ist es Markus, der uns in seinen einundzwanzig Versen die meisten Einzelheiten mitteilt (Matthäus hat acht Verse; Lukas fünfzehn).
Markus' Bild von dem geplagten Vater ist auch das anschaulichste und erregt unser Mitleid. Er kommt zu dem Herrn Jesus, fällt Ihm zu Füßen und bittet Ihn inständig. Sein kleines Töchterchen ist es, für das er fleht. (Tatsächlich steht hier im Griechischen ein Wort, eine wunderschöne Verkleinerungsform, die hier als Ausdruck der zärtlichen Zuneigung für die einzige Tochter benutzt wird, wenn nicht sogar für das einzige Kind; Lukas 8,42).
Als die Nachricht von Jairus’ Haus kommt, daß das Mädchen tot ist, teilen uns Lukas und Markus die ennutigenden Worte des vollkommenen Menschen mit, der gekommen war, der Menschheit zu dienen: „Fürchte dich nicht, glaube nur.“ Lukas fügt die ungeheure Ermutigung hinzu, daß das Mädchen noch gerettet werden würde. Es war, als ob der Herr Jesus sagte: „Erschrick nicht und denke nicht, es sei zu spät, und daß du mich umsonst bemühst, jetzt, wo du siehst, daß sie tot ist; glaube nur, daß ich gerade jetzt alles noch zum Guten wenden werde.“ Wie wunderbar ist dieser menschliche Zug, der hier von den gesegneten Lippen des mitfühlenden Herrn kommt, und wie paßt er in der Tat in dieses Evangelium!
Die Reihenfolge im Markuscwangelium in Vers 37 ist: Petrus, Jakobus, Johannes; Lukas nennt: Petrus, Johannes, Jakobus. Die drei Apostel werden hier in der Reihenfolge ihrer zweiten Berufung (siehe Markus 1,16-20) und in der Reihenfolge ihrer endgültigen Benennung für das Amt als Apostel (siehe Markus 3,16-17) genannt. Darby sagt in seinen Anmerkungen, daß der Textus receptus „Petrus und Jakobus und Johannes“ liest, aber hierin liegt wenig Unterweisung, außer daß wir erneut die Unabhängigkeit der einzelnen Schreiber voneinander unter der Leitung des Geistes sehen.
Im Markuse\angelium stellen wir fest, daß Jesus viele Fragen stellt. In Vers 39 haben wir die Frage: „Was lärmet und weinet ihr?“ (Andere Fragen finden sich in
Markus 5,9; 5,30; 6,38;8,23; 9,16; 9,21; 9,33 und 14,14 .) Der Flerr Jesus stellt diese Fragen nicht, weil Er etwas nicht weiß, sondern eher weil Er wünscht, daß die betroffene Person etwas bekennen soll, um ihrer selbst und weil es sich Ihm gegenüber so gebührt, wie in den Versen 25-34 unseres Abschnitts, wo das Bekenntnis sich Ihm gegenüber gebührt, durch den die Heilung geschah.Markus ist der einzige, der die aramäischen Worte „Talitha kumi“ in Vers 41 nennt. Lukas teilt die Übersetzung mit: „Mädchen, stehe auf!“
Alle drei Evangelisten berichten übereinstimmend, daß das Mädchen auf das Geheiß Jesu hin aufstand, aber Markus allein fügt hinzu, daß sie umherwandelte, um gleichsam einen überwältigenden Beweis der Größe und Wirklichkeit des Wunders zu liefern.
Lukas und Markus berichten uns, wie der Herr Jesus dafür sorgt, daß sie etwas zu essen bekam, und beide geben ihr Alter mit zwölf Jahren an. Jesus erinnert die verwunderten Zuschauer an etwas, das selbst die Mutter vergessen zu haben scheint - zweifellos in der Aufregung! - daß selbst der Gegenstand eines solchen ungeheuren Wunders von den normalen Mitteln und Quellen der Ernährung so abhängig bleibt wie vor dem Wunder: Sie erhält weder „Nahrung der Engel“, noch ist sie in Zukunft frei von der Notwendigkeit, Nahrung zu sich zu nehmen.
Zum Schluß findet sich in Vers 43 bei Markus und in Vers 56 bei Lukas das Gebot, „daß niemand dies erführe“ bzw. „niemandem zu sagen, was geschehen war.“ Besonders im Markuse\angelium vom treuen Diener wird dies mehrmals wiederholt und ist auch äußerst angebracht. Wir hängen Gottesdienst und Dienst für Gott nicht an die große Glocke: sie reden selbst eine deutliche Sprache.
Matthäus: Anmerkung: Selbst wenn wir den Fußstapfen unseres Herrn in diesem Buch in zeitlicher Reihenfolge nachgehen, dürfen wir niemals die Zusammenstellung des Geistes unabhängig von der geschichtlichen Reihenfolge außer acht lassen. In Matthäus ist der haushaltungsmäßige Zusammenhang vorrangig: Deshalb steht diese Begebenheit und die, die folgen, an ihrer Stelle, um das Ziel des Geistes in jedem Evangelium herauszustellen. Wir stellen sie in ihre geschichtliche Reihenfolge, aber ihr wahrer und passendster Platz ist in dem richtigen sittlichen und haushaltungsmäßigen Zusammenhang in Kapitel 9 nach den Ausführungen über die Weinschläuche.
Sowohl Matthäus als auch Markus stellen den schwachen Glauben des Jairus heraus, der in Vers 18 dieses Berichtes darum bittet, daß Jesus komme und seiner Tochter die Hand auflege. Jairus verbindet die persönliche Anwesenheit mit dem Segen der Heilung seiner Tochter, während der Hauptmann an anderer Stelle sicher war, daß ein Wort des Herrn Jesus zur Heilung genüge.
Von Vers 19 bis Vers 23 gibt es eine Unterbrechung, die von dem sehr kurzen Bericht über die Frau mit dem Blutfluß ausgefüllt wird, auf den wir anschließend zu sprechen kommen.
Wir fahren jetzt mit Vers 23 fort und stellen nur einen Zusatz in Vers 26 bei Matthäus fest; dieser Vers fehlt in den anderen Evangelien. Wenn Matthäus jedoch ausläßt, was sowohl Markus 5,43 als auch Lukas 8,56 beschreiben, und wenn er statt dessen Vers 26 einfügt, daß das Gerücht hiervon ausging in jenes ganze Land, so ist dies, obwohl es so scheinen mag, kein Widerspruch: Wir müssen daran denken, daß wir in Markus 1,44-45 diese beiden Feststellungen haben, die von einem Evangelisten in ein und demselben Fall gemacht werden.
Lukas: Hier bleibt wenig zu besprechen, denn die meisten kleinen unterschiedlichen Punkte sind bereits erörtert worden.
Es ist jedoch Lukas, der uns wissen läßt, daß das Mädchen „eine eingeborene Tochter“ war (Vers 42), was den Kummer des Vaters erhöht. Hier sehen wir Jairus den Herrn Jesus darum bitten, „in sein Haus zu kommen“ (Vers 41), aber er erbittet nicht von Ihm, daß Er ihr die Hand auflege: Was auch immer Jesus tun würde, es würde das Beste sein.
In Vers 50 sehen wir Lukas die Tragweite des Wunders in den Worten des Herrn Jesus selbst aufzeigen: „Sie wird gerettet werden.“ Jairus brauchte diese Ermunterung, denn er hatte gerade erfahren, daß seine Tochter tatsächlich gestorben war (Vers 49). Das Griechische ist hier sehr ausdrucksstark: „Gestorben ist deine Tochter.“ Diese Tatsache ihres Todes wird erneut - und nur in diesem Evangelium - in Vers 53 betont: „Sie wußten, daß sie gestorben war“, und etwas weiter in Vers 55, der diesem Evangelium eigen ist: „Und ihr Geist kehrte zurück“. Lukas sagt es mit medizinischer Genauigkeit und sorgt so dafür, daß ohne Zweifel feststeht, daß es sich um ein Wunder der Auferweckung und nicht um die Erholung von einem Ohnmachtsanfall handelt!