Schriften von Cor Bruins
Mk 14,27-41 Mt 26,31-35 Lk 22,31-38 Joh 13,36-38 - Der Herr kündigt an, daß Petrus Ihn verleugnet und daß die Jünger zerstreut werdenMk 14,27-41 Mt 26,31-35 Lk 22,31-38 Joh 13,36-38 - Der Herr kündigt an, daß Petrus Ihn verleugnet und daß die Jünger zerstreut werden
Markus 14,27-31; Matthäus 26,31-35; Lukas 22,31-38; Johannes 13,36-38
Markus 14,27-31: Es ist sehr wahrscheinlich, daß Jesus und Seine Jünger gemeinsam die Psalm 115-118 sangen, bevor sie hinausgingen zum Garten Gethsemane an den Fuß des Ölberges (V. 26). Statt zu versuchen, alles der Reihenfolge des Johannesevangeliums anzupassen, gehen wir hier der gewöhnlichen Reihenfolge nach, an die sich die meisten Ausleger halten. Es ist letztlich nicht sehr entscheidend, wann genau während des Mahles oder des Abends Jesus alle Seine Worte gesprochen hat. Unterwegs nun warnt Jesus sie vor der Versuchung, die über sie kommen würde, wenn der Hirte geschlagen wird. Er bezieht sich auf Sacharja 13,7: „Schwert, erwache wider meinen Hirten und wider den Mann, der mein Genosse ist! spricht Jehova der Heerscharen; schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen. Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.“
Sie würden sich alle an Jesus stoßen angesichts der Tatsache, daß man Ihn gefangennehmen würde, und Er von Seiner göttlichen Macht keinen Gebrauch macht, um sich zu befreien. Aber würden sie ihrerseits auch versagen, Jesus trug sie in der Vergangenheit und Er würde sie auch tragen während des schrecklichen Kreuzes bis hin zu Seiner Auferstehung und Seinem Hingehen nach Galiläa, um ihnen dort zu begegnen (V. 28), gerade als ob Er sagen wollte, daß Er - noch bevor diese „Galiläer“ von dem Passah nach Hause zurückkehren würden - aus den Toten auferstanden sein und noch einmal vor ihnen hergehen werde.
In Lukas 24,50 führt Er sie nach Bethanien und fährt von dort zum Himmel auf. In Galiläa wird der Herr immer als auf der Erde weilend gesehen, obwohl auferstanden aus den Toten. Den größten Teil Seines Dienstes hatte Er in Galiläa getan.
Bei der Verleugnung des Herrn durch Petrus fallen uns in diesem Kapitel acht Etappen auf:
Sein Selbstvertrauen (V. 29),
seine Großtuerei (V. 31);
sein Mangel an Wachsamkeit (V. 37);
seine Lauheit (V. 54);
seine Weltförmigkeit (V. 54);
sein Leugnen (V. 68);
seine Leichtfertigkeit (V. 71);
seine Reue (V. 72).
In diesem Evangelium wird Petrus nicht geschont. Hatte er seinen Fall vielleicht Markus erzählt - denn nur hier in Vers 31 haben wir den Ausdruck, „er aber sprach über die Maßen mehr“. Wie selbstsicher war er doch! Und wie sollte er wenig später in derselben Nacht ernüchtert werden!
In Vers 30 wird uns mitgeteilt: „Wahrlich, ich sage dir, daß du heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, mich dreimal verleugnen wirst.“ Die anderen Evangelien sagen einfach, „bevor der Hahn kräht“. Wir müssen verstehen, was Markus damit sagen will: „heute“ weist auf einen ganzen 24-stündigen Tag hin, der bereits begonnen hatte; „in dieser Nacht“ ist der Teil des Tages, wo die Dunkelheit vorherrscht; dadurch wird die Zeitspanne noch genauer abgegrenzt. „Ehe der Hahn zweimal kräht“ deutet auf übliche Zeitangaben hin erstens gegen Mitternacht und zweitens dann einige Stunden später. Dies sind die wohlbekannten Grenzen der dritten Nachtwache, allgemein auch „Hahnenschrei“ genannt (Kap. 13,35). Da der zweite Hahnenschrei normalerweise zum Anzeigen der Zeit benutzt wurde, wird dieser Teil der Nacht mit den Worten gekennzeichnet „bevor der Hahn kräht“ (mit anderen Worten „am Morgen“); dieser Ausdruck wird auch in den anderen Evangelien benutzt. Der Unterschied ist derselbe, wie wenn man sagt „vor dem Glockenläuten“ und „vor dem zweiten Glockenläuten“. Die eigentliche Bezugnahme in beiden Fällen richtet sich auf das endgültige und wichtige Signal, dem das erste nur vorangeht.
Nicht nur Petrus ist voller Selbstvertrauen; auch die anderen sind offenbar sehr selbstsicher (V. 31).
Matthäus 26,30-35: Die wunderbare Verheißung in Vers 32, „Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich vor euch hingehen nach Galiläa“ ist sehr passend für das Matthäusevangelium. Er würde vor ihnen nach Galiläa gehen. Es scheint, daß der Herr Jesus Seine jüdischen Beziehungen gleichsam in einer neuen Form wieder mit ihnen und dem Reich aufnimmt.
In all dem, was dem Herrn Jesus auf Seinem Leidensweg widerfährt, erfüllt Er wörtlich die Prophezeiungen - in diesem Fall die von Sacharja 13,7. Da es Jehova gefiel, Ihn zu zerschlagen (Jes 53,10), ändert sich die Zeitform hier von „Schlage...!“ in „ich werde schlagen“. Darin zeigt Jesus, daß der Vater alles vorherbestimmt hatte, daß der Vater über allem stand, was Christus widerfahren sollte.
Lukas 22,31-38: Am Vorabend des Todes unseres Erlösers wird es Satan erlaubt - und wie eilig benutzt er diese Gelegenheit! - einen der bekanntesten Jünger Jesu zu versuchen. Hier lernen wir wieder die Gnade unseres Herrn Jesus kennen. Er ist in der Lage, dieses Versagen eines Heiligen schließlich in Segen umzuwandeln; nicht nur für Petrus, sondern auch für andere.
Die Verse 31-33 finden wir nur bei Lukas. Er ist der einzige, der uns mitteilt, daß Jesus für Petrus in der Stunde der Versuchung betete. Beachte, wie Jesus Petrus als Simon anredet, als ob Er ihn, den Felsenmann, daran erinnern wollte, daß er in sich selbst keine Kraft hat!
Alle Evangelisten berichten das Versagen des Petrus, doch Lukas allein teilt uns sowohl das Ziel mit, das Jesus mit Petrus verfolgte, als auch die Gewißheit seiner Wiederherstellung.
In diesem Zusammenhang erklärt Petrus, er sei bereit, für Jesus ins Gefängnis zu gehen. Dieser ehrgeizige Wunsch wurde ihm in der Apostelgeschichte mehrmals gewährt, siehe Kap. 12. Aber im Moment war Petrus auf eine solche Prüfung nicht vorbereitet; er mußte erst lernen, sein Selbstvertrauen abzulegen.
Die Verse 35-38 finden sich wieder nur bei Lukas. Wir sehen hier den Gegensatz in den äußeren Bedingungen der Jünger während des Dienstes Jesu auf der Erde und hinterher.
Immer wieder haben wir gesehen, wie wenig die Jünger von dem verstanden, was Jesus sie lehren wollte. Wie oft geschah es, daß sie die tiefe Bedeutung Seiner Lehre völlig mißverstanden. Auch hier ist es so. Sie nahmen Sein Wort über das Schwert wörtlich. Wenn der Herr das Bild eines Schwertes und eines Kleides benutzte, so wollte Er ihnen damit sagen, daß sie sich in Zukunft nicht so sehr auf Wunder verlassen sollten; vielmehr sollten sie jetzt die natürlichen Dinge nutzen, die Gott ihnen zur Verfügung stellte. Sie würden nicht länger durch übernatürliche Mächte vor ihren Feinden geschützt werden. Wenn ihnen in Zukunft Wunder gewährt würden, so würden sie für andere sein, nicht für sie selbst. Während ihres bisherigen Dienstes hatte sich sowohl bei dem Dienst der Zwölf als auch der Siebzig nie die Tür eines Gefängnisses hinter ihnen geschlossen. Kein Schwertstreich hatte sie getroffen. Das würde sich jetzt ändern! Den Jüngern würde es wie ihrem Meister ergehen. Jesus stand im Begriff zu leiden. Und so wie Er sich diesen Leiden unterwarf, mußten auch sie es tun. Der Apostel Paulus schrieb später: „Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen; indem wir Vemunftsschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus“ (2Kor 10,4.5).
„Das Schwert symbolisiert natürlicherweise nicht eine reine Verteidigungswaffe; das geistliche Schwert ist allein das Wort Gottes. Ein wahrer Jünger wird der Feindschaft der Welt nicht nur mit passivem Widerstand begegnen, sondern eben mit einem Schwert, das Macht über Herzen und Gewissen hat.“ (F. W. Grant)
Die Jünger kommen mit zwei Schwertern. Der Herr weist sie betrübt zurück; es hatte keinen Zweck, noch weiter mit ihnen zu reden, denn sie verstanden Ihn nicht. Deshalb sagt Jesus „Es ist genug“ (V. 38). Nicht daß diese zwei Schwerter ausreichend waren, sie zu verteidigen, wie manche denken, sondern Er sieht davon ab, sie noch weiter zii belehren. Hatte Er es nötig, auf Dessen Gebot sofort zwölf Legionen Engel zur Verfügung standen, auf zwei Schwerter zu vertrauen, die sich in den Händen Seiner furchtsamen Jünger befanden? Wenn der Geist Gottes ihnen all das in Erinnerung bringen würde, was Er zu ihnen geredet hatte, dann würden sie besser verstehen, was Er hier gemeint hat. Aber für jetzt war es genug!
Johannes 13,36-38: Petrus ist wie benommen von der überraschenden Tatsache, daß der Herr im Begriff steht, sie zu verlassen! Er konnte nicht begreifen, wie das möglich ist: Jesus sollte an ein Kreuz gehen, sollte leiden?
In diesem Moment war Petrus geistlich noch nicht in der Lage, Christus im Leiden zu folgen, aber es sollte sich „später“ eine Gelegenheit ergeben, wo er für Christus leiden würde. In der Apostelgeschichte wird uns davon berichtet, und im letzten Kapitel dieses Evangeliums finden wir in Vers 18 einen Hinweis auf seine noch ausstehenden Leiden für den Herrn Jesus Christus.