Schriften von Cor Bruins
Kapitel 4 - Sein Dienst in Galiläa an den Jüngern
Mk 9,33-50 Mt 18,1-14 Lk 9,46-50 - Die Jünger streiten um den ersten Platz. Der Herr spricht über die DemutMk 9,33-50 Mt 18,1-14 Lk 9,46-50 - Die Jünger streiten um den ersten Platz. Der Herr spricht über die Demut
Markus 9,33-50; Matthäus 18,1-14; Lukas 9,46-50
Markus (9,33-50). Nur Markus teilt uns in Vers 33 die Frage des Herrn Jesus mit; „Was habt ihr auf dem Wege verhandelt?“ Das Menschsein des treuen Dieners wird in Markus oft angezeigt durch die Art, wie der Herr Fragen stellt - wir sind darauf in Abschnitt 55 „Die Auferweckung der Tochter des Jairus“ eingegangen und weisen auf weitere Fragen hin, die in
Markus 5,9.30; 6,38; 8,23; 9,16.21.33 und 14,14 gestellt werden.
Natürlich wußte der Herr, worüber sie auf dem Wege geredet hatten. Dies wird von den anderen beiden Evangelisten herausgestellt, die hier keine Frage des Herrn aufzeichnen, sondern nur Seine Antwort in Form von Anschauungsunterricht (Matthäus 18,2; Lukas 9,47b).
Markus berichtet uns, daß Jesus nicht nur nach Kapemaum gekommen war, sondern sich auch von den Volksmengen weg in das Haus begeben hatte. Wir sehen Ihn mehr und mehr allein mit den Jüngern. War es vielleicht das Haus des Petrus?
Vers 34, unser nächster Vers, enthält einen Hinweis auf die Gottheit des vollkommenen Dieners.
Nur Markus merkt an: „Sie aber schwiegen.“ Warum? Vielleicht waren sie beschämt und verwirrt durch diese aufwühlende Frage. Woher wußte Jesus etwas? Sie zeigte die vollkommene Kenntnis ihres Meisters bezüglich des Themas, das sie besprochen hatten, obwohl sie möglicherweise sehr sorgfältig darauf bedacht waren, daß Er nichts hörte! Gibt es aber einen Gedanken oder ein Gespräch, das wir vor Ihm verbergen können? Psalm 139,1-4!
Markus teilt uns auch in Vers 35b als einziger die Worte des Herrn mit: „Wenn jemand der erste sein will, so soll er der letzte von allen und aller Diener sein".
Obwohl der Herr kurz vorher dem Petrus die Schlüssel des Reiches der Himmel übertragen hatte, war der einzige Weg, wie er sie gebrauchen konnte, der hier beschriebene: Er mußte der geringste von seinen Brüdern werden. Diese Regel galt in der Tat für alle Jünger!
Welch einen lieblichen menschlichen Zug, den uns nur Markus mitteilt, finden wir in Vers 36: „Und als er es in seine Arme genommen hatte“ (vgl. Matthäus 19,14). Wie wunderschön zeigt sich des Heilands liebendes Herz für kleine Kinder in dieser Handlung!
Wenn wir in dem ersten Teil, den Versen 33-37, belehrt werden über
Demut,
Dienst an anderen,
Freundlichkeit gegenüber allen,
Suchen der Ehre sowohl des Vaters als auch des Sohnes,
haben wir dann im zweiten Teil, den Versen 38-42, die Warnung vor dem Geist des Sektierertums, während in den Versen 43-38 verschiedene Formen von Eigenliebe getadelt werden.
Markus und Lukas zeichnen beide die spontane Bemerkung des Jüngers Johannes auf, die in den Evangelien mitgeteilt wird, wobei Markus auch die ganze Antwort Jesu mitteilt, indem er in Vers 39 dem, was uns auch Lukas berichtet, hinzufügt: „Denn es ist niemand, der ein Wunderwerk in meinem Namen tun und bald übel von mir zu reden vermögen wird.“
Weiter möchten wir die Aufmerksamkeit auf Vers 40 in Markus' und Vers 50 in Lukas' Bericht lenken: „Denn wer nicht wider uns (Markus) euch (Lukas ) ist, ist für uns (Markus ) euch (Lukas ). Vergleiche dies mit Matthäus 12,30: „Wer nicht mit mir ist, ist wider mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.“ Jemand hat den Gedanken geäußert, daß die Mehrzahl „uns“ in Markus eine Frage der „gottesdienstlichen Unterschiede der Ansichten von Menschen“ anzeigt, die Einzahl „mich“ in Matthäus aber die Gottheit und Autorität der Person des Herrn.
Vers 41 wird in Markus hier gefunden, bei Matthäus jedoch in Kapitel 10,42. Fast jeder Satz dieses Abschnittes wird an anderer Stelle in den Evangelien zitiert, jedoch in verschiedenem Zusammenhang.
Die Verse 48 und 49 finden wir nur bei Markus . Hier wird auf die antiseptische und konservierende Wirkung des Salzes hingewiesen. Diese Eigenschaften werden hier auch dem Feuer zugeschrieben.
In 3. Mose 2,13 lesen wir von Opfern, die gesalzen werden sollten. Unser Abschnitt hier will sagen, daß jeder, der Gottes Billigung findet, selbst wenn er durch das Feuer der Anfechtung oder Versuchung gehen muß (vielleicht auch ein Hinweis auf die schmerzhafte Selbstverleugnung in den vorhergehenden Versen), aus allem gereinigt und bewährt hervorgehen wird - ein Opfer, das Gott annehmen kann.
Ein Ausleger meint, daß „der wesentliche Gedanke des Bildes die Bewahrung vor der Zerstörung oder das fortwährende Sein ist und sowohl im guten wie im schlechten Sinn benutzt werden kann.“ Wir können sagen, daß der verlorene Sünder von der Auslöschung errettet wird, nicht aber vor dem Verderben!
Vers 50 hier in Markus findet sich, wenn auch in anderem Zusammenhang, ebenfalls in Matthäus 5,13.
Darby setzt die Verse 44 und 46 in Klammem, und viele andere lassen sie ganz weg. Aber dieselben Worte in Vers 48 werden als echt angesehen.
Es ist ganz klar, daß sich Vers 48 auf die Bösen bezieht, wenn das Gericht sie erreicht: Es ist die Verdammnis - ein Feuer, das nicht erlischt. Aber der Hinweis „jeder“ in Vers 49 spricht besonders von den Gerechten. Nachdem sie gesalzen und aus der Prüfung des Feuers hervorgegangen sind (hier nicht der Verdammnis, sondern der Versuchung), wird in ihnen durch dieses göttliche Handeln das „Salz“ heiliger Gnade hervorgebracht worden sein, das die Seele an Gott bindet und im Innern vor Bösem bewahrt.
Matthäus (18,1-14). „In jener Stunde,“ beginnt unser Kapitel. „Welche Stunde?“ fragen wir. Gewiß bezieht sich dies auf das Ereignis in Kapitel 17,24-27. Dort haben wir die Herablassung und Demut des Herrn der Herrlichkeit gesehen, der, von den Menschen verworfen, Sein Angesicht feststellte, um ans Kreuz zu gehen, und uns bittet, das Kreuz täglich aufzunehmeh und Ihm zu folgen.
In jener Stunde, als das Kreuz der völligen Selbstverleugnung und Selbstaufopferung die Jünger beschäftigt haben sollte, fragen sie: „Wer ist denn der Größte im Reich der Himmel?“ Welch eine unglaubliche Gefühllosigkeit, und das bei Jüngern und Nachfolgern Christi!
Hier haben wir dann die Antwort auf die Frage Christi in Markus 9,33: „Was habt ihr auf dem Wege verhandelt?“
Matthäus ist der einzige, der uns in diesem Zusammenhang in Vers 3 und 4 mitteilt, was über das Werden „wie Kindlein“ gesagt ist. Sowohl Markus (10,15) als auch Lukas (18,17) teilen uns diesen Vers zu einem späteren Zeitpunkt mit. Hier benutzt der Herr ein kleines Kind, um zu zeigen, was wahre Niedriggesinntheit ist. Später, in Kapitel 19,13-15, segnet Er kleine Kinder.
Eines dieser Kleinen zu ärgern, sei es im wörtlichen Sinn ein Kind oder ein Jungbekehrter, der als solcher unreif im Glauben ist, ist solch eine ernste Sache in den Augen des Herrn, daß sie das Ertränken in der Tiefe (und nur Matthäus sagt dies) des Meeres verdient (Vers 6).
Weiterhin ist es nur Matthäus , der uns in Vers 7 sagt, daß Ärgernisse kommen müssen und kommen. In Vers 8 fügt Matthäus hinzu: „Und wirf ihn von dir“; in Vers 9: „Reiß es aus“; und in Vers 9 wiederum: „Hölle des Feuers.“
Obwohl die Übersetzung von J. N. Darby Vers 11 enthält, gibt es viele, die diesen Vers weglassen. Wir finden eine Parallelstelle in Lukas 19,10: „Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“ Sollte behauptet werden, daß dieser Vers hier nicht hingehört, so bleibt die gesegnete Tatsache, daß er uns von einem anderen Evangelisten mitgeteilt wird.
Anmerkung : Da dieser Vers 11 mit dem verbunden ist, was in den Versen 12-14 folgt, können wir sofort sehen, daß es sich auf die „Kleinen“ in Vers 10 bezieht, wenn hier gesagt wird, „der Sohn des Menschen ist gekommen, das Verlorene zu erretten.“
Das Lukasevangelium (Kap. 15,4-7) zeigt uns genau das Gleichnis, das wir in den Versen 12-14 finden, aber mit mehr Einzelheiten und auf alle Sünder angewendet. „Hier greift es der Herr auf in Verbindung mit den richtigen Gefühlen für einen, der zum Königreich der Himmel gehört. Er beginnt mit einem kleinen Kind, das Er in die Mitte stellt, und führt diesen Gedanken von dem Kleinen während dieses ganzen Teiles Seiner Ausführungen fort. Und jetzt schließt Er mit dem Beweis des Interesses, das der Vater an diesen Kleinen hat.“ Dies sagt Kelly in seinen Lectures on the Gospel of Matthew (Vorträge über das Matthäusevangelium).
Lukas (9,46-50). Nachdem Er Seinen Jüngern erneut Seine bevorstehenden Leiden und Seinen Tod vorausgesagt hatte (ein Thema, das sie nicht verstanden und über das sie Ihn nicht zu fragen wagten), finden sie keinen anderen Gesprächsgegenstand als „Wer wohl der Größte unter ihnen sei“. Sie dachten natürlich immer noch an ein irdisches Königreich.
Es ist bedeutsam, daß Lukas uns berichtet, daß Jesus die Überlegungen ihres Herzens sah (Vers 47). Es heißt nicht, Er hörte ihre Unterhaltung. Er brauchte sie nicht zu hören. Er, der Sohn Gottes, konnte jeden Gedanken ihrer Herzen lesen. Er beantwortet ihre Überlegungen dadurch, daß Er ihnen Anschauungsunterricht über Demut gibt. In keinem der anderen Evangelien finden wir die Feststellung des göttlichen Prinzips: „Wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß“ (Vers 48).
In Vers 50 versichert der Herr ihnen, daß der Mann, der nicht in ihrer Gesellschaft ist, dennoch auf ihrer Seite steht. Wer könnte die Kraft des Geistes von dem Geist der Kraft trennen? (F. W. Grant).