Schriften von Cor Bruins
Joh 13,1-20 - Jesus wäscht die Füße der JüngerJoh 13,1-20 - Jesus wäscht die Füße der Jünger
Johannes 13,1-20: Wir möchten die Aufmerksamkeit auf Vers 2 lenken: „während des Abendessens“ (J.N.Darbys Übersetzung fügt in der Fußnote hinzu - „oder nach Beendigung des Abendessens“).
„Es besteht ein Unterschied zwischen der sinnbildlichen Bedeutung des Abendmahls und der anschließenden Fußwaschung. Es ist derselbe Unterschied, wie er zwischen dem Versöhnungstag (3Mo 16) und der Asche der jungen roten Kuh (4Mo 19) hervortritt. Der Versöhnungstag, wie dieses Mahl, führt uns den Wert des Blutes Christi vor Augen, während die Asche der jungen Kuh, wie hier die Fußwaschung, den Wert Seiner Fürsprache für uns bei dem Vater hervorhebt ... Und so haben wir das Blut Jesu, unseres Passahs, und die Fürsprache Jesu, unseres Mittlers - zuerst das Mahl, dann die Fußwaschung; erst hier Seinen Tod, dann aber Sein Leben im Himmel für uns ... Aber Seinen Dienst für uns im Heiligtum als der Hoherpriester unserer Berufung, Seine Tätigkeit im Reinigen unserer Füße als der wahre Reiniger des Hauses Gottes, konnte der Herr Jesus solange nicht aufnehmen, bis Seine Leiden auf der Erde vollendet waren und Er in den Himmel aufgenommen wurde. Und so ist es auch hier - Jesus nahm nicht das leinene Tuch und umgürtete Sich, um die Füße der Jünger zu waschen, ehe nicht das Mahl „beendet“ war. Denn das Mahl war ein Ausdruck Seiner Leiden und Seines Todes wie Er sagt, „Nehmet, esset; dieses ist mein Leib.“ (J. G. Bellet)
Ein weiterer Punkt, der uns in diesem Evangelium auffällt, ist der, daß die Einsetzung des Mahles des Herrn hier nicht erwähnt wird! Wenn wir uns daran erinnern, daß uns in diesem Evangelium der Sohn Gottes, und nicht der leidende, menschgewordene Jesus vorgestellt wird, dann sehen wir, wie passend diese „Auslassung“ ist!
Johannes 13 zeigt uns Jesus Christus als den Fürsprecher, und nicht in Seinen Leiden, wie bei dem Mahl.
Wenn wir in Vers 27 lesen, „Und nach dem Bissen fuhr alsdann der Satan in ihn“, und in Vers 30, „Als nun jener den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Es war aber Nacht“, und vergleichen dies mit dem Bericht des Lukas, dann sehen wir, daß Lukas in umgekehrter Reihenfolge zu berichten scheint. Lukas 22,20 macht aber unmißverständlich klar, daß die Einsetzung des Mahles des Herrn nach dem Passahfest geschah, denn Er sagt dort, „desgleichen auch den Kelch nach dem Mahle“. Im Lukasevangeli um finden wir zuerst das Mahl und dann die Bloßstellung des Judas als Verräter!
Aber warum berichtet Lukas die Ereignisse in dieser Reihenfolge? Der Hinweis auf Lukas 23,45 ist die beste Antwort, die wir geben können. Dort lesen wir, daß, bevor Jesus starb, der Vorhang des Tempels mitten entzwei riß. Wir wissen aber genau, daß dies nicht der wirklichen Reihenfolge entsprach, daß es tatsächlich auch nie so sein konnte! Jesus mußte zuerst sterben - erst dann konnte der Vorhang zerreißen und der Himmel sich öffnen. Aus all dem wird dem Leser deutlich, daß Lukas nicht dem historischen Ablauf folgt, sondern der Heilige Geist ihn so leitete, die Ereignisse in einer moralischen Reihenfolge anzuordnen. In Lukas 23,45 will der Geist uns durch Lukas zeigen, wie der reuige Übeltäter, der an den Herrn Jesus glaubte, durch Ihn angenommen wurde; und wie sich für ihn augenblicklich die Himmel öffneten, als er die wunderbare Verheißung erhielt, „heute wirst du mit mir im Paradiese sein“. Das ist, so glauben wir, der Grund dafür, daß nach der Begebenheit mit dem reuigen Schächer nicht zuerst der Tod Jesu berichtet wird, sondern vielmehr das Öffnen des Himmels für diesen Übeltäter. Und in bezug auf Judas - Lukas hatte die Absicht, in erster Linie das Sehnen des Herzens Jesu hervorzuheben, d.h. die Einsetzung Seines Mahles nach dem Passah.
Ein anderer hat dazu gesagt: „Dieser Punkt ist nicht von lehrmäßiger Bedeutung, denn nur wenige würden dafür plädieren, einen offenbaren Verräter am Tisch des Herrn zuzulassen; würde es geduldet werden, könnte überhaupt keine Ordnung mehr aufrechterhalten werden! Wenn Judas anwesend war, war er als Verräter den Jüngern nicht offenbar; und wenn der Herr auch alle Geheimnisse der Herzen kennt, so ist es doch klar, daß dieses Wissen für uns keine Richtschnur sein kann, die wir dieses Wissen nicht besitzen. Die Frage ist deshalb, wie schon gesagt, nicht von praktischer Bedeutung: Die diesbezüglichen Grundsätze finden wir an anderen Stellen umfassend erläutert.“
Andere betonen, daß Johannes 13 nichts mit dem Mahl des Herrn, unterschieden vom Passah, zu tun hat. Uns wird nur die Tatsache mitgeteilt, daß dem Judas der „Bissen“ gegeben wurde.
Obwohl uns in Lukas die meisten Einzelheiten mitgeteilt werden, haben wir doch im Verlauf des Evangeliums gesehen, daß er in seinem Bericht oft von der chronologischen Reihenfolge abweicht. Davon ausgehend, daß uns in bezug auf diesen Abschnitt kein Evangelium die genaue chronologische Reihenfolge der Ereignisse mitteilt, beanspruchen wir natürlich für die Reihenfolge, der wir folgen, keine Unfehlbarkeit. Wir stützen uns bei dieser Reihenfolge auf Bibelausleger wie Grant, Kelly, Voorhoeve, Tiesema, Hocking u.a.
Um auf unseren Abschnitt zurückzukommen: wir haben gesehen, daß Jesus plötzlich „während“ (V. 2) des Passahs aufsteht und sich selbst mit einem leinenen Tuch umgürtet. Gerade hatte Er zu Seinen Jüngern die Worte gesprochen, die uns in Lukas 22,24-30 mitgeteilt werden, und dabei besonders die Worte in Vers 27 hervorgehoben, „ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende.“
Nun führt unser gesegneter Herr ihnen das in praktischer Weise vor. ln völligem Schweigen beginnt Er, die Füße der Jünger zu waschen, sogar die Füße des Judas (Johannes 13,10.11). Unbegreifliche Gnade! Grenzenlose Liebe! Wie demütigend ist es, zu sehen, wie die Gnade nicht das Versagen der Jünger richtet. Vielmehr sagt Jesus in Lukas 22,28: „Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt haben in meinen Versuchungen.“ Es war wirklich Gnade, die Jesus mit ihnen ausharren ließ! Später in Lukas' Bericht sehen wir, daß diese selbe Gnade nichts von der Tatsache erwähnt, daß sie Ihn „alle verließen und flohen“.
Es ist auch Gnade, die trotz ihrer hier geoffenbarten Gesinnung unser Augenmerk auf die Würde ihrer Berufung richtet, daß sie eines Tages mit dem Herrn herrschen würden. Das Essen und Trinken aus Lukas 22,30 müssen wir natürlich nicht buchstäblich nehmen; es verweist auf die innige Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus in der Herrlichkeit, in der Er über die Erde herrschen wird.
Jesus hatte schon in Seinen Worten, „und ihr seid rein, aber nicht alle“ (Johannes 13,10) eine Andeutung auf Judas, den Verräter, gemacht. War dies eine letzte Warnung für Judas zur Umkehr? Aber nein, der Verräter verhärtete sein Herz. Und nachdem Jesus die Füße der Jünger gewaschen hat, legt Er sich wieder zu Tisch, um das Passah fortzusetzen.