Schriften von Cor Bruins
Mk 11,12-14 Mt 21,18-19a - Der Herr verflucht den unfruchtbaren FeigenbaumMk 11,12-14 Mt 21,18-19a - Der Herr verflucht den unfruchtbaren Feigenbaum
Markus 11,12-14; Matthäus 21,18-19a
Markus 11,12-14: Markus teilt uns mit, daß Jesus früh am Morgen von Bethanien kam und sich auf dem Weg nach Jerusalem befand. Ist es abwegig, anzunehmen, daß Er in dem gastlichen Haus von Martha, Maria und Lazarus übernachtet hatte? Einige Ausleger meinen, daß der Herr Jesus möglicherweise schon am Freitag davor nach Bethanien gekommen und über Nacht dort geblieben war, und daß Er während dieses Aufenthalts von Maria gesalbt wurde.
Wahrscheinlich verbrachte der Herr den ganzen Sabbat in Bethanien und hielt am Sonntag früh Seinen triumphalen Einzug in Jerusalem. Später betrat Er den Tempel, „blickte über alles umher“, und kehrte am Sonntagabend nach Bethanien zurück. Am Montagmorgen kam Er wiederum von Bethanien nach Jerusalem, um dieses Mal den Tempel zu reinigen.
Weil Ihn hungerte, hielt Er unterwegs an und sah den Feigenbaum am Wegesrand. Dieser Feigenbaum wurde nicht „bestraft“, weil er keine Früchte hatte, sondern weil er durch seine vielen Blätter den Anschein erweckte, auch Frucht zu tragen. Nicht weil er unfruchtbar, sondern weil er den Anschein erweckte, fruchtbar zu sein, wurde er verflucht. In dieser Handlungsweise des Herrn Jesus liegt natürlich eine ernste Lektion für das Volk Israel, das auch ein unfruchtbarer Feigenbaum war (Lk 13,6-9).
In Vers 13 schreibt Markus: „... ob er wohl etwas an ihm fände.“ Wir hören den Herrn Jesus in diesem Evangelium oft Fragen stellen, als ob Er etwas nicht wüßte. Der Herr Jesus war vollkommen Mensch, aber als Gott wußte Er natürlich alle Dinge, auch, daß an dem Feigenbaum keine Frucht war, wie Er auch Nathanael unter dem Feigenbaum gesehen hatte (Joh 1,48).
Interessant ist an diesem Vers auch Markus’ Bemerkung „... denn es war nicht die Zeit der Feigen.“ - Es gab (und gibt) eine Art erster reifer Feigen vor der eigentlichen Ernte an gewissen Bäumen (vgl. Jes 28,4b). Sie sind ungefähr das, was wir vielleicht „Reste aus der vorigen Saison“ nennen würden. So kann man z.B. „Winterfeigen“ im Frühjahr finden. In diesem Falle sind allerdings keine Blätter an den Zweigen. Man findet diese Feigen am nackten Stamm und an nackten Zweigen, wovon sich der Schreiber im Libanon mehrfach selbst überzeugen konnte. Als Jesus vorbeiging, hätten an dem Baum keine Blätter sein dürfen. Hier lag tatsächlich eine falsche Entwicklung vor, ein Fehler der Natur: Blätter, aber keine Früchte. Dieser Zustand symbolisierte die ganze Nation, und deshalb wurde der Baum verflucht. Ob wir wohl Frucht für Gott (Gal 5,22) bringen?
Am Ende von Vers 14 heißt es: „Und Seine Jünger hörten es“. Daher sprachen sie später mit dem Herrn darüber (V. 20.21).
Einen unfruchtbaren Feigenbaum hatte Jesus schon früher im Sinn, und in Lukas 13,6-9 sprach Er über dieses Thema in einem Gleichnis.
Dieses Wunder (und das entsprechende Gleichnis) ist insofern einzigartig, daß alle anderen Wunder Christi nicht nur Zeichen Seiner Macht, sondern auch Zeugnisse der Liebe Gottes waren. Dieses nun ist das einzige Wunder, das von Gericht spricht. Hier demonstriert Er Seine Macht nicht zum Segen, sondern zum Fluch.
Matthäus 21,18-19a: Es ist interessant zu sehen, daß Matthäus, der uns sonst oft ein doppeltes Zeugnis von den Wegen und Handlungen des Herrn gegenüber Israel gibt, hier den Feigenbaum und die Tempelreinigung als eine Tat darstellt. Ein Kommentator schreibt dazu: „Wir können bei dem ersten Evangelisten in keinem Fall irgendwelche Zeitabstände unterscheiden, noch könnten wir auf Grund von Matthäus oder Lukas behaupten, daß die Tempelreinigung gleich bei Jesu erstem Besuch im Tempel stattfand. Denn wir wissen von Markus, der ja einen exakten Bericht von jedem der beiden Tage liefert, daß an keinem dieser Tage beides auf einmal geschah.“ Nichts anderes kann dieses Phänomen erklären als die göttliche Absicht. Für Matthäus, der sich an das hielt, was ihm durch den Geist gegeben wurde, gab es keinen zwingenden Grund, auf Punkte einzugehen, die in Bezug auf die Haushaltungen für Israel unbedeutend waren. Darum bringt er hier, wie oft auch anderswo, den Eintritt in den Tempel in seiner Gesamtheit als einzig für sein Ziel wichtig. Wir haben für unsere Zwecke die Verse 18 und 19 vorgezogen, um sie neben das zu stellen, was Markus über die Verfluchung des Feigenbaums zu sagen hat.