Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Lk 12,1-59 - Jesus warnt vor dem Sauerteig der PharisäerLk 12,1-59 - Jesus warnt vor dem Sauerteig der Pharisäer
Lukas 12,1-15
Wir dürfen diese Verse nicht mit den Stellen verwechseln, wo die Bedeutung des Sauerteigs erklärt wird (Markus 8,13-21; Matthäus 16,4-12, siehe Abschnitt 70). Lukas will uns hier vor dem Sauerteig der Pharisäer warnen - der Scheinheiligkeit. Wir wissen, daß Gott einmal alles ans Licht bringen wird.
Gott sieht auf das Herz und nicht auf den äußeren Schein von Religiosität. Die kleine Begebenheit in Vers 15-17 ist in diesem Zusammenhang sehr interessant. Hinsichtlich der Haushaltungen zeigt es, daß der Herr sich hier weigert, Israel zu richten, obwohl Er ihren Zustand kurz zuvor verurteilt hat. Ihr Erbe, ihre jüdischen Segnungen, waren für sie verloren. Hier ging es nicht mehr darum, daß Jesus „das Erbe teilen“ würde betreffs der Juden als Volk; durch die Verwerfung ihres Erlösers hatten sie dieses Teil verwirkt. Was jetzt wichtig wurde, war die Stellung einer jeden Seele vor Gott - der Besitz eines Menschen ist nicht ausschlaggebend für sein Leben.
Lukas 12,16-34
Hier fügt der Herr das ernste Gleichnis dieses reichen törichten Menschen an, das auch wieder nur Lukas berichtet. Was dann ab Vers 22 folgt, ist ähnlich den Worten, die Matthäus in der Bergpredigt niedergeschrieben hat (Kap. 6,25-33). Während es aber dort mehr einer Predigt gleicht, berichtet Lukas es in Form einer Erwiderung (Vgl. Kap. 11,45) auf Vers 13.
Lukas 12,35-48
Die Verse 35-41 reden von solchen, die auf Christus warten, die Verse 42-48 von denen, die für Ihn arbeiten.
Dieser Abschnitt des Lufazsevangeliums unterscheidet sich von denen der anderen drei Evangelisten durch die Einstufung der verschiedenen Verantwortlichkeiten, die Lukas hier vomimmt:
Der Knecht, der nicht auf das Kommen seines Herrn wartet, der „entzweigeschnitten“ wird und dessen Teil mit den Ungläubigen ist.
Der Knecht, dem der Wille seines Herrn bekannt war und der ihn aber nicht tat und der folglich mit vielen Schlägen geschlagen wird.
Der Knecht, der den Willen seines Herrn nicht wußte und der mit wenigen Schlägen geschlagen wird.
Diese Verse reden natürlich nicht über Errettung, sondern über die Verantwortlichkeit des Dieners gegenüber seinem Herrn und Schöpfer.
Lukas 12,49-59
Diese Verse zeigen Christus als Den, der Trennung unter die Menschen bringt. Vers 50 kann man mit Matthäus 20,18.22 und Markus 10,38.39 vergleichen; die Verse 51-53 mit Matthäus 10,34-36; und die Verse 54-55 mit Matthäus 16,2. Beachte dabei, daß die Verse 54-59 an das Volk gerichtet sind. Mit Vers 53 spricht der Herr Seine Jünger an (vergl. Vers 41). Vers 56 kann man wieder mit Matthäus 16,3 vergleichen und die Verse 58 und 59 mit Matthäus 5,25.26.
Wenn wir wie eben Lukas und Matthäus in ihren Aussagen vergleichen, so stellen wir erstaunt viele Ähnlichkeiten fest, und doch hat keiner vom anderen blind „abgeschrieben“. In jedem Fall sehen wir die „persönliche Note“ des Schreibers, wie der Heilige Geist auch jeden einzelnen Schreiber unterwiesen hat, seinen Bericht niederzuschreiben.
Kelly gibt zu den Versen 58 und 59 folgende interessante Hinweise: „Am Ende des Kapitels geht es um die Juden, indem gezeigt wird, daß sie sich in einer gefährlichen Situation befanden. In ihrem Rechtsstreit mit Gott rät ihnen der Herr, das Schlichtungsmittel anzunehmen, solange Er „noch auf dem Weg ist“. Würden sie dieses abweisen, so kämen sie ins Gefängnis, bis sie alles bezahlt hätten. Das war die Warnung für die Juden, die heute, wie wir alle wissen, die Konsequenzen für die Abweisung des Wortes Gottes tragen müssen (Lectures on the Gospels, S. 332-333).
Bemerkung: Für den aufmerksamen Leser ist die Harmonie zwischen dem eben betrachteten und dem folgenden Kapitel 13 ein weiterer Grund, Gott für die göttliche Inspiration, unter der jeder der Evangelisten stand, anzubeten.
Jemand sagte dazu: „Das ganze Kapitel 13 ist die gezielte Anwendung der Frage, die bezüglich Seiner Verwerfung in Kap. 12 gestellt worden war auf Jerusalem; es ist eine gleichnishafte Darstellung der Umstände am Ende des 12. Kapitels.“ Israel sündigte in zweifacher Hinsicht: es brachte Dem keine Frucht, der es zubereitet hatte, und es verwarf die Einladung zum Reich Gottes.
Die Juden dachten, Gott würde einen Mann wie diesen Pilatus nicht leben lassen, der sich so schuldig gemacht hatte, indem er das Blut der Galiläer mit ihren Opfern vermischt hatte. Aber Christus zeigt ihnen, daß nun nach einem neuen Grundsatz gerichtet wird und Er sagt ihnen, daß das Gericht über sie kommt, wenn sie in ihrem unbußfertigen Zustand verharren (Vers 3). Sie hatten den Sohn Gottes in ihrer Mitte und verwarfen Ihn. Wie viele dieser Juden mußten ihr Blut einige Jahre später durch Titus vergießen lassen!
Ihr natürliches Gewissen hätte die Juden davor warnen müssen, ihren Messias zu verwerfen; Gott war mit ihnen diesen Weg in großer Langmut gegangen - ein Weg, an dessen Ende schließlich der Richter stand. Er will praktisch zu ihnen sagen: „Wenn ihr nicht Buße tut und diesen Streit beilegt, wird das Gericht über euch kommen und es wird euch ebenso gehen wie denen, die in euren Augen Sünder waren“. Das ist die kurze Zusammenfassung von Darbys Kommentar dazu.