Schriften von Cor Bruins
Mk 14,26.32-42 Mt 26,30.36-46 Lk 22,39-46 Joh 18,1 - In dem Garten GethsemaneMk 14,26.32-42 Mt 26,30.36-46 Lk 22,39-46 Joh 18,1 - In dem Garten Gethsemane
Markus 14,26.32-42; Matthäus 26,30.36-46; Lukas 22,39-46; Johannes 18,1
Markus 14,26.32-42: Die meisten Ausleger stimmen darin überein, daß auf Vers 26 die Ereignisse aus den Versen 32-42 folgen. Einige denken jedoch auch, daß man der zeitlichen Reihenfolge bei Lukas und Johannes folgen solle. Dort wird die Verleugnung des Petrus vorhergesagt, bevor die Jünger den Obersaal verlassen.
Nachdem der Herr Jesus mit den Jüngern den zweiten Teil des Hallel, der dem letzten Kelch folgte, gesungen hatte, ist es möglich, daß Er im Obersaal stehend die Worte gesprochen hat, die wir in Johannes 14 finden. Nun verläßt Er den Raum und Seine Jünger folgen Ihm. Er geht zum Garten Gethsemane, nicht weit entfernt am Fuß des Ölberges.
Nur Markus und Matthäus berichten, daß Jesus die drei Jünger auswählt. Markus erwähnt Jakobus und Johannes namentlich, während es Matthäus genügt, sie die „zwei Söhne des Zebedäus“ zu nennen. Er nimmt sie mit Sich hinein in den Garten. Den übrigen sagt Er, „setzet euch hier, bis ich gebetet habe“ (V. 32).
Wieder sind es nur Markus und Matthäus, die die furchtbaren Seelenqualen unseres gesegneten Herrn Jesus beschreiben. „Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tode“ (V. 34, vgl. Matthäus 26,38). Diese Worte waren an die Drei gerichtet. Markus fügt hinzu, „bleibet hier und wachet“, und Matthäus noch die ergreifenden Worte, „mit mir“. Wie wahrhaft war Er doch Mensch!
Nachdem Er Sich von ihnen ein „wenig“ entfernt hatte (Lukas berichtet uns, daß es ungefähr einen Steinwurf weit war), fiel Er „auf die Erde“. Matthäus sagt, Er „fiel auf sein Angesicht“, und Lukas, daß Er niederkniete und betete. Er ist nun allein. Er „fing an, sehr bestürzt und beängstigt zu werden“ (V. 33); Matthäus schreibt, „er fing an, betrübt und beängstigt zu werden“ (Kap. 26,37).
Allein mit dem Vater, bittet Er Ihn, daß, „wenn es möglich wäre, diese Stunde an ihm vorübergehe“ (V. 35). Diesen Ausdruck finden wir nur bei Markus. Die anderen synoptischen Evangelisten reden von dem Kelch, wie Markus dann in Vers 36. Jemand schrieb dazu: „Markus bringt zuerst eine kurze Zusammenfassung des Gebets, bevor er dann einen Teil der Bitten wörtlich zum Ausdruck bringt“. Nun war „die Stunde“ gekommen, von der Er so manchmal gesprochen hatte; nun mußte Er den furchtbaren „Kelch“ am Kreuz trinken.
Markus teilt uns als Einziger das aramäische Wort für Vater „Abba“ - mit. Es ist der Ausdmck wahrer Sohnschaft und der Ausdruck der innigen Beziehungen eines Vaters zu seinem Sohn. Wir sehen hier die denkbar größte Vertrautheit, aber auch das absolute Vertrauen Jesu, daß Sein Vater, wenn es Sein Wille wäre, Ihn retten würde. Aber Jesus ist in bezug auf Seine eigenen Wünsche völlig ergeben und unterwürfig (V. 36).
Beachte dieses vorwurfsvolle Bedauern, wenn Jesus zu Petms sagt, „Simon, schläfts du?“. Petrus scheint hier besonders angesprochen zu werden, da er kurz zuvor seine Bereitschaft erklärt hatte, für seinen Meister sogar zu sterben.
Finden wir in den Versen 35 und 36 das erste Gebet Jesu, so haben wir in Vers 39 das zweite Gebet. Der Ausdruck „dasselbe Wort“ bedeutet nicht, daß Er die Worte einfach gedankenlos wiederholt; davor hatte Er ja selbst gewarnt. Es ist hier eine Betonung und Hervorhebung Seiner aufrichtigen Bitte als Mensch, daß dieser Kelch der Leiden, der für Ihn Verlassensein von Gott und das Erleiden des Todes mit all seinen Schrecknissen bedeutete, von Ihm genommen werden möchte. Daß der Heilige zur Sünde gemacht werden sollte, war für Seine reine Seele undenkbar und unerträglich.
Die Verlegenheit der Jünger, daß sie wiederum schlafend gefunden wurden, bringt in Vers 40 nur Markus zum Ausdruck, „und sie wußten nicht, was sie antworten sollten.“ Einen weiteren Ausdruck Seines Alleinseins, den wir nur bei Markus finden, lesen wir in Vers 41, „es ist genug“. Manche meinen, es bedeute, „ich will nun nichts mehr von euch erbitten, auch nicht, noch länger mit mir zu wachen.“ Vers 41 sagt uns, daß Jesus ein drittes Mal betete.
Hier finden wir die Bedeutung des Ausdruckes, „die Stunde ist gekommen“. Er bezieht sich auf den Verrat, der dem Sohn des Menschen widerfuhr bzw. darauf, daß Gott Christus der Macht Seiner Feinde preisgab (Apg 2,23).
Matthäus 26,30.36-46: Obwohl wir mit Vers 30 beginnen, glauben wir, daß die Verse 31 -35 im Obersaal gesprochen wurden.
Als Jesus und Seine Jünger diesen Raum verließen und durch ein Stadttor Jerusalems hinausgingen, mußten sie den Bach Kidron überqueren, um den Ölberg zu erreichen, wo sich der Garten befand. Nur Johannes erwähnt, daß sie den Bach überquerten.
Jesus als der große Sohn Davids verließ auf dem gleichen Weg die „Heilige Stadt“ wie Sein Vorfahr vor Ihm. Aber wie unterschiedlich waren die Umstände! Damals floh David vor Absalom (2Sam 15,23-30). Jesus flieht vor niemandem; im Gegenteil, Er Selbst übergibt Sich Seinen Feinden.
Ist der Grund für dieses dreimalige, ringende Gebet Jesu (Verse 39.42.44) dieser, daß Satan hier in einem letzten Versuch, den Erlösungsplan Gottes zunichte zu machen, Jesus dreimal in dem Garten bedrängt, wie er es dreimal zu Beginn Seines Dienstes in der Wüste getan hatte?
Hier hat sich die Prophezeiung erfüllt, daß Jesus feststellen muß, daß selbst Seine vertrautesten Freunde nicht eine Stunde in der Lage waren, mit Ihm zu wachen. Wir werden an Psalm 69,20 erinnert, „Der Hohn hat mein Herz gebrochen, und ich bin ganz elend; und ich habe auf Mitleiden gewartet, und da war keines, und auf Tröster, und ich habe keine gefunden.“
Vers 42 findet sich nur bei Matthäus; vergleiche ihn mit Markus 14,36 und Lukas 22,42. Matthäus wiederholt bei diesem zweiten Gebet den tatsächlichen Wortlaut. In diesem Vers kommt die völlige Unterwerfung des Herrn Jesus unter den Willen des Vaters besonders zum Ausdruck: „Wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille.“ Jesus nimmt den Kelch allein aus der Hand Seines Vaters.
In Vers 39 sagt Er, „wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Und wenn Er auch sicher war, daß dem Vater „alles möglich“ (Markus 14,36) war, so wußte Er doch, daß es anders keine Erlösung für Sünder geben konnte, es sei denn, Er würde diesen Kelch trinken. So fügt Er hinzu, „so geschehe dein Wille“ (V. 42).
„Dann“, so beginnt der Vers 45. Alles ist vorüber. Die furchtbare Seelennot ist vorüber, der Kelch ist angenommen, und während dieser drei Stunden der Finsternis und des Verlassenseins von Gott wird Er ihn bis zur Neige leeren. Und Er wurde erhört! Gott wird Ihn aus dem Tod befreien (vgl. Heb 5,7).
Lukas 22,39-46: Der Vorhang wird hier etwas gelüftet, um uns die Gewohnheiten des vollkommenen Menschen Jesus zu zeigen: „und er begab sich der Gewohnheit nach “ (V. 39).
Wenn Johannes nur einen Vers dazu verwendet, uns mitzuteilen, daß Jesus in den Garten ging, so benutzt Lukas dazu acht Verse, Matthäus und Markus beide zwölf.
Hier geht Christus Seinen Jüngern nach Gethsemane voran (V. 39). Während Johannes einfach berichtet, daß Jesus über den Bach Kidron ging, teilt uns Lukas nicht einmal den Namen des Gartens mit, dafür aber seine Lage, „an den Ölberg“. (Der Leser wird vielleicht wissen, daß Gethsemane „Platz der Ölkelter“ bedeutet).
Bei der Beschreibung, wie Jesus Sich von Seinen Jüngern zurückzieht, um zu beten, ist Lukas in bezug auf die Entfernung genauer als die anderen, die einfach berichten, „ein wenig weiter“. Lukas sagt, „ungefähr einen Steinwurf weit“. Dies ist ein Maß für die Hörweite eines Menschen, und dort, nicht außerhalb ihres Hörbereichs, „kniete Jesus nieder“ (V. 41). Wir finden hier nicht, daß Er auf Sein Angesicht fällt, noch sehen wir Ihn die drei Jünger mitnehmen. Aber wie in keinem anderen Evangelium wird uns hier die Seelenqual Jesu eindrücklich beschrieben (V. 43.44). „Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der ihn stärkte“. Wie wahrhaftig war Er doch der abhängige Mensch! In der Tat nahm Er für eine kurze Zeit einen Platz ein, ein wenig unter die Engel erniedrigt (Heb 2,9).
Die Qual Seiner Seele war so groß, daß Er noch heftiger betete (V. 44) - Nicht wie einer, der seinen eigenen Willen erzwingen will (denn Er hatte keinen „eigenen“ Willen), sondern es geschah in dem Geist von Psalm 102,1.2: „Jehova, höre mein Gebet, und laß zu dir kommen mein Schreien! Verbirg dein Angesicht nicht vor mir am Tage meiner Bedrängnis; neige zu mir dein Ohr; an dem Tage, da ich rufe, erhöre mich eilends!“
Lukas wiederholt die Warnung des Herrn an die Jünger - „betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommet (V. 40.46). Versuchung kann eine Erprobung oder Prüfung sein. Unser gesegneter Herr ist in allen Dingen unser Vorbild; Er, der vollkommene und abhängige Mensch, betet gerade in diesem Evangelium mehr als in den anderen. Indem Er Seine Jünger ermahnt, zu beten, zeigt er Ihnen auch zugleich, was das tatsächlich bedeutet.
Beachte, daß in Vers 44 nicht steht, „und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen“, sondern „wie große Blutstropfen“. Hüten wir uns vor der falschen Lehre, Jesus habe hier im Garten Sein Blut zur Versöhnung vergossen! Das geschah allein am Kreuz, wie wir in Kolosser 1,20 lesen: „indem er Frieden gemacht hat durch das Blut Seines Kreuzes“, nicht durch das Blut Seines Schweißes. Die Schweißtropfen von Seinem Körper waren so groß, daß sie Blutstropfen glichen und auf die Erde fielen.
Manche meinten, die Verse 44 und 45 streichen zu müssen, da man sie als eine unpassende Darstellung der „Schwachheit und Empfindungen“ Jesu Christi betrachtete. Aber ein Ausleger hat es treffend so bezeichnet: „Ein nicht leidender, gefühlloser Christus ist von Satan; Er kann nicht der wahrhaftige Gott und das ewige Leben sein“!
Es ist rührend, wie Lukas uns mitteilt, daß der Grund für das Einschlafen der Jünger ihre Traurigkeit Seinetwegen war! (V. 46)
Johannes 18,1: Nachdem Er Seinen Jüngern alles gesagt hatte (Kap. 14-16) und nachdem Er dem Vater alles über sie gesagt hatte (Kap. 17), geht Jesus nun in der ganzen Würde Seiner herrlichen Person voran, um das hinauszuführen, was das Auge des Glaubens als bereits geschehen betrachtete.
Die „Auslassungen“ im Vergleich zu den synoptischen Evangelien sprechen Bände!
Jesus sucht hier keine Gemeinschaft, sucht nicht menschliches Verständnis, noch finden wir hier irgendeinen Ausdruck Seiner tiefen Seelenangst. Das ernste Gebet, daß der „Kelch“ an Ihm vorübergehen möge, wird hier nicht erwähnt. Hier ist kein Engel, der vom Himmel kommt, um Ihn zu stärken, noch finden wir hier Schweiß wie Blutstropfen.
Hier sehen wir den Sohn Gottes, den einsamen Fremdling vom Himmel, in dem vollen Bewußtsein der Ihm gegebenen Macht (Kap. 13.1). ln Seinem freien Willen ging Er hin, um Sein Leben darzulegen. Niemand würde oder konnte es Ihm nehmen! (Johannes 10,17; 13,1).