Schriften von Cor Bruins
Kapitel 3 - Das Wirken in Galiläa - für die Volksmengen
Mk 6,45-56 Mt 14,22-36 Joh 6,15-21 - Jesus wandelt auf dem SeeMk 6,45-56 Mt 14,22-36 Joh 6,15-21 - Jesus wandelt auf dem See
Markus 6,45-56; Matthäus 14,22-36; Johannes 6,15-21
Markus (6,45-56). Vers 45 zeigt das Drängen Christi: „Und alsbald nötigte er seine Jünger “ Matthäus benutzt genau denselben Ausdruck. Im Johannesevangelium werden wir den Grund dafür sehen. Alles beweist die göttliche Harmonie in den Evangelien; was der eine Schreiber ausläßt, erwähnt ein anderer.
Markus ist der einzige, der den Namen der Stadt erwähnt; Bethsaida. Bethsaida lag auf der Westseite des Sees und in derselben Richtung wie Kapemaum (was Johannes erwähnt) und in dessen Nähe. Es besteht daher zwischen den Berichten von Markus und Johannes kein Widerspruch.
Anstatt wie in Vers 45 (und in Matthäus 14,23) vom Entlassen der Volksmenge zu sprechen, benutzt Markus in Vers 46 einen milderen Ausdruck: „Und als er sie verabschiedet hatte“ (J.N.D. sagt in einer Anmerkung „Gott befohlen hatte“). Er verabschiedete sich von ihnen in einer freundlichen aber bestimmten Weise, und, nachdem Er sie so dazu brachte, sich zu zerstreuen, ging Er auf den Berg, „um zu beten“.
Alle drei Evangelisten berichten uns von Jesu Wandeln auf dem See, so daß darüber kein Zweifel bestehen kann angesichts der Tatsache, daß drei Männer dies unabhängig voneinander auf gezeichnet haben!
Bei Markus finden wir eine interessante Bemerkung, die bei den übrigen fehlt: „und er wollte an ihnen vorübergehen“ (Vers 48). Dies ist schön. Der Herr Jesus wollte Seine Jünger lehren, daß alle Macht über die Schöpfung in Seiner Hand liegt, und daß sie nicht ohne Ihn auskommen konnten, während Er auf uns nicht angewiesen ist. Er prüfte ihrer aller Glauben, nicht nur den des Petras, wie wir es in Matthäus 14,28-31 finden.
Im Gegensatz zu Matthäus 14,32 lesen wir in Markus 6,51: „Und er stieg zu ihnen in das Schiff.“ Mit gutem Grund ist die Begebenheit von Petras' Wandeln auf dem See bei Markus ausgelassen.
Markus berichtet uns, daß, sobald Er das Boot betrat, der Wind sich legte, und Matthäus sagt, daß dies geschah, sobald sie das Boot betraten, wogegen Johannes sagt, daß das Schiff „alsbald an dem Lande“ war (6,21).
Vers 56, der letzte Vers, scheint fast eine Wiederholung von Kapitel 1,32-34 zu sein. Vielleicht bedeutet es, daß während der ganzen Dauer des Wirkens Christi fortwährend Wunder gewirkt wurden, aber nur diese wenigen ausgewählt und zu unserer Belehrung aufgezeichnet wurden.
Matthäus (14,22-36). Wie wir gesehen haben, benutzen sowohl Matthäus als auch Markus das Wort „nötigte“, was vielleicht auf ein gewisses Widerstreben seitens der Jünger hindeutet, so entlassen zu werden.
Vielleicht wird uns der Grund für das Widerstreben im Johannesevangelium gezeigt. Wir werden dort darauf achten.
William Kelly hat folgende vorbildhafte Erklärung der ganzen Szene: „Er (Jesus) mußte Sein altes Volk wegen ihres Unglaubens verlassen (Vers 22), und einen neuen Platz in der Höhe einnehmen (Vers 23), und einen Überrest für eine neue Ordnung der Dinge berufen.
Als Messias auf der Erde verlassen, wollte Er kein König durch den Willen des Menschen sein, um irgend jemandes weltliche Lüste zu befriedigen, sondern auffahren und dort priesterlich vor Gott dienen. Dies ist ein genaues Bild von dem, was der Herr getan hat. In der Zwischenzeit, während die Masse Israels ('die große Versammlung') entlassen ist, werden Seine Auserwählten auf einen Schauplatz der Schwierigkeiten gebracht (Vers 24) - während der Abwesenheit ihres Herrn, in der Nacht des 'Tages des Menschen’. Aber Er wird Seinen Platz der Fürbitte verlassen und Seine Jünger aufsuchen, wenn ihre Schwierigkeit und ihre Bestürzung am größten sind. Jesus kehrt nun zu dem Überrest zurück (Vers 32), und unmittelbar darauf tritt Stille ein, und Er wird als der Sohn Gottes erkannt (Vers 33). Und nicht nur dies, sondern der Herr wird nun freudig gerade dort aufgenommen, wo Er vorher verworfen worden war (Vers 36).“ (W. Kelly, Lectures on the Gospel of Matthew, Seite 303,304).
Was nun die Verse 28-31 angeht, wo wir Petrus auf dem Wasser wandeln sehen, so müssen wir dieses Ereignis als Einschiebung betrachten, denn es ist haushaltungsmäßig nicht mit der jüdischen Szene verbunden, die wir gerade betrachtet haben. Hier haben wir tatsächlich haushaltungsmäßig im Bild und vom Grundsatz her die Versammlung: den Wandel des Glaubens zu Christus hin und mit Ihm. Petrus stellt jenen Glauben dar, der die irdische Sicherheit des Schiffes verläßt und zu Jesus geht, der sich ihm geoffenbart hat und auf dem See wandelt.
Doch ist hier zu bemerken, daß dieser Wandel keine andere Grundlage hat als „Wenn du es bist“; das aber bedeutet Jesus Selbst. Ach, sowohl Petras als auch die Versammlung nach ihm, haben darin versagt, so zu wandeln.
Johannes (6, 15-21). Wir kommen nun zu dem, was nach unserem Empfinden der Grund für das Drängen des Herrn Jesus sowohl bei Matthäus als auch bei Markus ist. Dieser Grund wird uns in Vers 15 gezeigt: „Da nun Jesus erkannte, daß sie kommen und ihn ergreifen wollten, auf daß sie ihn zum König machten“
In Vers 14 wurde uns bereits gesagt, daß es dem Volk jetzt plötzlich dämmerte, daß in ihrer Mitte „der Prophet, der in die Welt kommen“ sollte, war. Aus Psalm 132,15 konnten sie wissen, daß dieses Wunder kennzeichnend für den Messias war. Jetzt wollten sie Ihn zum König machen. Aber Jesus „entwich wieder auf den Berg, er selbst allein“.
Könnte der Grund für das Widerstreben der Jünger, abzufahren, und die Notwendigkeit für Jesus, sie zu „nötigen“, darin liegen, daß auch sie Ihn zum König machen wollten?
Johannes sagt uns in Vers 19 deutlich, daß das, was Matthäus (14,24) und Markus (6,47) „mitten auf dem See“ nennen, „etwa fünfundzwanzig bis dreißig Stadien“ waren. Wenn Jesus sich so verhielt, als wolle Er „vorübergehen“ (Markus 6,48), so war es vielleicht, um das wirkliche Bedürfnis ihrer Herzen offenbar werden zu lassen. Er wollte sich ihnen nicht aufdrängen. Aber sie reagierten, wie Er es erwartete: „Sie wollten ihn nun in das Schiff nehmen“ (Vers 21).
Ein anderes Zeichen wird in diesem Vers mitgeteilt, das die anderen Evangelien nicht erwähnen: „Und alsbald war das Schiff an dem Lande, zu welchem sie hinfuhren.“ Er kann Fünftausend speisen, auf den Wellen wandeln und Entfernungen zu nichts machen. „Er führt sie in den ersehnten Hafen“ (Ps 107,30).