Schriften von Cor Bruins
Kapitel 4 - Sein Dienst in Galiläa an den Jüngern
Mk 7,24-30 Mt 15,21-28 - Die Heilung der Tochter der syro-phönizischen FrauMk 7,24-30 Mt 15,21-28 - Die Heilung der Tochter der syro-phönizischen Frau
Markus 7,24-30; Matthäus 15,21-28
Markus (7,24-30). Wir werden die haushaltungsmäßige Belehrung dieser Szene im Man/tän^evangelium eingehender betrachten.
Der schöne kleine Ausdruck in Vers 24 „er konnte nicht verborgen sein“ findet sich nur bei Markus. Der Grund, warum Er nicht verborgen sein konnte, ist offensichtlich - eine arme Frau suchte Ihn. Sie war in verzweifelter Not: Sie hatte eine kleine (dies ist einer von Markus' Ausdrücken; s. Kapitel 5,23) Tochter, die einen unreinen Geist hatte!
Markus gibt einfach die Tatsachen wieder und läßt viele interessante Züge aus, die Matthäus erwähnt und die die gesamte in dieser Begebenheit enthaltene Belehrung beleuchten, wie zum Beispiel Jesu Verhältnis zu Juden und Nationen.
In Vers 27, den nur Markus einfügt, liegt ein kleiner Hinweis auf den Vorrang von Gottes erwähltem Volk gegenüber den Nationen: „Laß zuerst die Kindlein gesättigt werden.“
Matthäus (15,21-28). Sofort bemerken wir den riesigen Gegensatz zu dem Vorhergehenden: Dort die kritischen und spitzfindigen Pharisäer; hier die verfluchte kanaanäische Ausgestoßene (Eph 2,11.12). Dies soll uns erneut den Wechsel in den Wegen Jesu lehren. Wenn Israel Ihn verwirft, muß Er sich zu den Nationen wenden. Gerade das Matthäuse\angelium führt uns diese Wende deutlich vor Augen (vgl. 13,1).
In Vers 22 finden wir, daß die Frau den Herrn Jesus als den „Sohn Davids“ anfleht. Markus läßt das aus, und hierin liegt wieder ein entscheidender Unterschied der Berichte der beiden Evangelien! Die Frau fleht Ihn an, als ob sie zum auserwählten Volk gehörte, und als ob sie Anspruch auf Seine Hilfe hätte. Doch als der Messias, der Sohn Davids, war Er ja nur in das „Seinige“ gekommen.
Den Kanaanitern waren keine Verheißungen gegeben - ihnen galt nur der Fluch. Sie erhob einen unrechtmäßigen Anspruch und nahm eine falsche Stellung ein: Darum bleibt der Herr Jesus still. Die Tatsache des Schweigens Jesu stellt allein Matthäus in Vers 23 heraus: „Er aber antwortete ihr nicht ein Wort.“
Matthäus ist auch der einzige, der uns mitteilt, daß die Jünger wollten, daß Jesus sie entließe. Vielleicht wünschten sie, daß Jesus ihre Bitte gewährte, um sie loszuwerden. In Vers 24 öffnet Jesus endlich Seinen Mund und antwortet ihr - wiederum hat das nur Matthäus aufgezeichnet: „Ich bin nicht gesandt als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“
Das war Seine Sendung als Sohn Davids - nicht als Sohn des Menschen oder als Heiland. Sie mußte dies verstehen und ihr Herz erforschen: Was ist sie selbst? Sie hat an Ihn keine Anrechte. Das sieht sie jetzt, wirft sich vor Ihm nieder und sagt: „Herr, hilf mir“ (Vers 25), wobei Matthäus wieder der einzige Schreiber ist, der das aufzeichnet.
Aber sie kann nicht nur keine Ansprüche an Ihn stellen - sie muß auch die Wahrheit über sich selbst lernen und bekennen. Genau das hatten die Pharisäer abgelehnt!
So sagt der Herr, daß es nicht recht ist, das Brot der Kinder zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen. Das berichten beide Evangelisten. Jetzt versteht sie. Ohne irgendwelche Ansprüche zu stellen und mit dem Bekenntnis, eine Ausgestoßene, ein Heidenhündlein zu sein, hofft sie nur noch auf Seine Gnade. Natürlich will Jesus ihr jetzt antworten. Er kam ja, um zu retten, um denen Gnade zu erweisen, die es nicht verdienten. In Matthäus hören wir den Herrn ausrufen: „O Weib, dein Glaube ist groß“ (Vers 28). Aber nachdem Er den Nationen Gnade erwiesen hat, muß Jesus zu Seinem eigenen, erwählten Volk zurückkehren. So wird es nach Gottes Heilsratschluß in der Zukunft sein.