Schriften von Cor Bruins
Mk 11,15-19 Mt 21,12-17 Lk 19,45-48; 21,37-38 - Die zweite TempelreinigungMk 11,15-19 Mt 21,12-17 Lk 19,45-48; 21,37-38 - Die zweite Tempelreinigung
Markus 11,15-19; Matthäus 21,12-17; Lukas 19,45-48; 21,37-38
Für die erste Tempelreinigung verweisen wir den Leser nach Johannes 2,13.
Markus 11,15-19: Die erste Tempelreinigung finden wir im Evangelium nach Johannes zu Beginn des Dienstes Christi. Diese zweite Reinigung war gegen Ende Seines Wirkens auf der Erde.
Wie bereits bemerkt, glauben wir - in der Annahme, daß die Schrift uns dazu berechtigt -, daß Jesus an dem Sonntag Seines triumphalen Einzugs in die Stadt Jerusalem den Tempelhof betrat und „über alles umherblickte“. An diesem Tag (natürlich nicht am Sabbat) muß emsiger Handel geherrscht haben. Doch nun ist es Montag, und Jesus ist wiederum von Bethanien gekommen und in den Tempel gegangen, dieses Mal mit dem festen Vorsatz, den Tempel von den Schacherern zu reinigen.
Beachte, daß in Markus' Bericht zuerst dem Feigenbaum (und damit der Nation) das Gericht angekündigt wird, und daß Jesus danach in den Tempel geht und mit Autorität auftritt, während im Matthäusevangelium die Tempelreinigung der Verfluchung des Feigenbaums vorausgeht. Es scheint, als wolle Markus durch die vorweggenommene Handlung des Herrn andeuten, daß Er die Nation verwerfen werde, und daß bei Matthäus Sein entschiedenes Handeln zeigt, daß Er sie verworfen hatte.
Vers 16 ist typisch für Markus' Vorliebe für Einzelheiten. Keiner der anderen Evangelisten erwähnt dies. Es scheint, daß Leute, die einmal rasch von einem Stadtteil in einen anderen wollten, sich gern den Weg abkürzten und durch die heilige Tempelumfriedung gingen. Und das wurde als genauso frevelhaft betrachtet wie das Kaufen und Verkaufen. Auf diesen letztgenannten Brauch des Kaufens und Verkaufens bezieht der Herr zwei prophetische Aussprüche aus Jesaja 56,7 und Jeremia 7,11, indem Er Teile dieser beiden Verse kombiniert - zu unserem Vers 17. Alle drei synoptischen Evangelisten stimmen in diesem Zitat überein.
Dieses neue und aufsehenerregende Auftreten des Herrn in Autorität wurde von den religiösen Führern zweifellos sehr genau verstanden: hier machte eine höhere Macht sehr bestimmt ihre Rechte geltend die Macht des Messias' als der große Reformator (vgl. Jesaja 4,4!) Es war ihnen klar, daß sie selbst die ersten wären, die ihre Stellung aufgeben müßten, wenn dieser Jesus wirklich Seine Ansprüche geltend machen würde. Deshalb beschlossen sie, daß Er zu gehen hatte. Doch Markus schreibt in Vers 18: „sie fürchteten ibm“(Lukas beschreibt ihre Empfindungen etwas anders), und sie hatten Angst, mit den Volksmengen in Widerspruch zu geraten. Daher mußten sie zuerst diese Menge auf ihre Seite bringen.
Die Handlungen Christi sind oft symbolisch. Nachdem Er die Nation in dem Feigenbaum gerichtet hatte und ihre Führer beschlossen hatten, Ihn zu ermorden, gab es in der Stadt nichts mehr, was Ihn anziehen oder zum Bleiben veranlassen konnte. Wir glauben jedenfalls, daß uns Seine Handlungen, wie sie von allen drei synoptischen Evangelisten beschrieben werden, das symbolisch zeigen. Er entschloß Sich fortan, nicht einmal mehr dort zu übernachten, sondern „wenn es Abend geworden war, ging er zur Stadt hinaus“ (V. 19). Dies kennzeichnet hier den Schluß des zweiten Tages, genau wie in Vers 11 den des ersten Tages. Das bedeutet, (was vorher auch schon durch Lukas erklärt wird: Kap. 21,37) daß Er während dieser letzten Woche die Tage lehrend im Tempel verbrachte, die Nächte aber auf dem Ölberg - oder mit anderen Worten: in Bethanien (Matthäus 21,17), das am Osthang des Ölbergs lag.
Matthäus 21,12-17: Wie schon bemerkt, hatten wir die Verse 18 und 19 vorgezogen und betrachten jetzt die Verse 12-17. Hier sehen wir den Messias Israels mit allen Ihn begleitenden Zeichen (V. 14): „Und Blinde und Lahme kamen zu ihm in den Tempel.“ Die Verse 14 bis 16 sind in der Tat einzigartig, und natürlich kann es nur Matthäus sein, der sie uns berichtet, denn sein Evangelium ist ja das des Messias, des Königs der Juden.
Doch die Nation hatte Ihn verworfen. Sie wollten nicht, daß dieser über sie herrsche. Sie waren sowohl über den Herrn Jesus als auch über die Kinder ungehalten (vgl. Psalm 8). Sie wollten von den Prophezeiungen über den Messias nichts wissen. Er läßt sie in ihrem verderbten, hoffnungslosen Zustand.
Vers 17 zeigt uns sehr eindrucksvoll Jesu ernste Reaktion: „Und Er verließ sie.“ Er wollte nicht einmal in dieser bösen Stadt bleiben, sondern ging hinaus nach Bethanien.
Lukas 19,45-48; 21,37-38: Lukas erwähnt die Tempelreinigung in zwei Versen. Dann sagt er uns, daß Jesus täglich im Tempel lehrte (vgl. Kap. 22,53). Weiterhin ist interessant, daß Lukas eine sehr knappe Beschreibung der Händler im Tempel gibt, dafür aber ausführlicher auf die Tatsache eingeht, daß Jesus in dem Hause lehrte, das Er gereinigt hatte, und wie „das ganze Volk hörend an ihm hing“ (Kap. 19,47-48; 21,37.38).