Schriften von Cor Bruins
Joh 17 - Das hohepriesterliche Gebet JesuJoh 17 - Das hohepriesterliche Gebet Jesu
Johannes 17
Hier betreten wir das Allerheiligste, das innere Heiligtum dieses Evangeliums. Und es ist uns gestattet zu hören, wie unser großer Hoherpriester und Sachwalter Sein Herz dem Vater öffnet.
Der Vater ist der Schlüssel zu diesem Kapitel - der Vater in Seiner Beziehung zu dem Ewigen Sohn und zu denen, die an den von Ihm gesandten Sohn geglaubt haben.
Der Inhalt dieses erhabenen Kapitels ist so unermeßlich und so tief, daß man sich außerstande fühlt, es zu erläutern. Mit unbeschuhten Füßen betreten wir diesen heiligen Boden und versuchen mit folgendem Überblick eine Hilfe und Anregung zum persönlichen Nachsinnen zu geben.
Verse 1-5: Die Beziehung zwischen Christus und dem Vater in der Gottheit ohne Ursprung; eine persönliche, ewige Beziehung als Sohn in einem unerschaffenen Sein, und Seine neue Beziehung als Sohn des Menschen.
Wir sehen den Herrn Jesus hier in Seiner Stellung als Diener, wie Er für Sich Selbst bittet; diese Stellung hat Er freiwillig eingenommen. Immer suchte Er die Verherrlichung des Vaters während Seines Lebens auf der Erde.
Er bittet, in die Herrlichkeit eingeführt zu werden, die Er bei dem Vater besaß, ehe die Welt war, nun aber in dem erweiterten Charakter als Sohn des Menschen. Deshalb ist Er jetzt für uns der Mensch in der Herrlichkeit!
Als Mensch hat Er den Vater auf der Erde verherrlicht, ln allem, was Er als das Lamm Gottes litt, und in allem, was Er danach in Herrlichkeit empfing, würde der Vater verherrlicht werden.
Indem Er das Werk, das der Vater Ihm aufgetragen hatte, bereits als erfüllt ansieht, bittet Er für Sich und die Seinen auf der Grundlage Seiner persönlichen Herrlichkeit und Seines vollbrachten Werkes.
Im Himmel wird Er fortfahren, den Willen des Vaters zu tun, indem Er Vielen ewiges Leben geben wird. Und bald schon wird Er kommen, um mittels der Ihm gegebenen Macht als Sohn des Menschen das Gericht über die Feinde Gottes auszuführen. Nach dieser völligen Erlösung besitzt Er das Recht zur absoluten Herrschaft über alle Dinge.
Unser gesegneter Herr Jesus erklärt hier, was Er mit dem ewigen Leben meint, das Er geben will. Und beachte gut, es geht hier nicht um die Beschreibung einer Zeitdauer, sondern vielmehr um seine Qualität, darum, wie es sich äußert. Ewiges Leben ist u.a. eine Teilhaberschaft an der göttlichen Natur. Es ist in Wahrheit die Person Christi Selbst, sowie alles, was Seiner göttlichen Natur entspricht. Als Gläubige stehen wir jetzt im selben Verhältnis zum Vater wie Christus Selbst. Es ist die erlebbare Erkenntnis der Person des Vaters und des Sohnes, und dies in täglicher, ununterbrochener Gemeinschaft. Es bedeutet, in enger Berührung mit Gott zu sein, und zu wissen, daß Er Seinen Sohn gesandt hat.
Verse 6-13: Nun sehen wir den Herrn Jesus für Seine Jünger bitten. Er sieht sie jetzt in Beziehung zu dem Vater und als die „Seinen“, da der Vater sie Ihm gegeben hat. Er bittet für sie auf der Grundlage zweier Tatsachen:
Sie sind die Seinen (V. 6), und
Er ist in ihnen verherrlicht (V. 10).
So haben der Vater und der Sohn ein gemeinsames Interesse an ihnen.
Laßt uns beachten, was Jesus von ihnen sagt:
Er hat ihnen den Namen des Vaters kundgetan (V. 6). Durch das Leben, das Er auf der Erde vor ihnen gelebt hat, hatten sie den Vater „gesehen“. Der Name repräsentiert die ganze Person.
Sie waren die Gabe des Vaters an Ihn (V. 6).
Sie hatten Sein Wort bewahrt (V. 6), das in der Tat die Offenbarung des Vaters in dem Sohn ist. Christus hat ihnen diese Offenbarung in Worten - bzw. verschiedenen Reden - mitgeteilt.
Sie hatten durch Christus Worte von Gott gehört und angenommen (V. 8).
Sie wußten, daß Er, Jesus, von dem Vater gekommen und gesandt war.
Nachdem Er so die Grundlage für Seine Bitten dargelegt hat, bringt Er ab Vers 9 nun diese Bitten für sie vor. Zuerst trifft Er eine klare Unterscheidung zwischen ihnen und der Welt (V. 9). Dann bringt Er zum Ausdruck, daß Er Sich nicht mehr als in der Welt befindlich betrachtet; gerade deshalb bittet Er für sie, die noch in dieser sündigen, haßerfüllten und unheiligen Welt sind.
Um den Gegensatz zwischen ihnen und der sündigen Welt noch deutlicher hervorzuheben, nennt Er Seinen Vater hier „Heiliger Vater“ (vgl. 2Mo 23,21). Sein Name ist heilig, und so wird Er sie auch abgesondert von dieser Welt bewahren. Sie sind berufen, heilig zu sein, denn Er ist heilig - Seine Natur ist heilig. In diesem Zusammenhang wird uns die erste dieser drei wunderbaren Einheiten vorgestellt, die Ergebnisse des Erlösungswerkes Christi sind.
Die erste Einheit haben wir in Vers 11: „... auf daß sie eins seien, gleichwie wir“. Wir können dies die organische Einheit bezeichnen. Es ist die Einheit, die zwischen dem Vater und dem Sohn besteht - gleiche Gedanken zu haben, gleiche Ziele usw. Der Vater bereitet einen „Leib“, und der Sohn bringt zum Ausdruck, „siehe, ich komme“. Wir haben Christi Sinn (Gesinnung; 1Kor 2,16).
Diese Einheit in Natur und Ursprung wurde in den Aposteln am Pfingsttag gesehen. Sie wurden dort als abgesondert von der Welt gesehen und waren tatsächlich völlig „anders“.
Der Herr Jesus erbittet dies für Seine Jünger, die noch in der Welt sind. Zu diesem Zeitpunkt redet Er dies „in der Welt“ (V. 13) - mit anderen Worten, in ihrer Gegenwart, sodaß sie Seinen Wunsch für sie erkannten. Im nächsten Abschnitt redet der Herr über ihre Stellung, ihre Beziehungen und ihren Auftrag in dieser Welt.
Verse 14-21: Hier sehen wir das Verhältnis der Apostel und all jener, die ihrer Botschaft geglaubt haben, in bezug auf die Welt.
Den Gläubigen sind zwei „Gnadenmittel“ gegeben, durch die sie von der Welt abgesondert bewahrt bleiben, auch wenn sie noch in der Welt sein müssen. Diese sind das Wort Gottes (Verse 14 und 17) und die Tatsache, daß Jesus erhöht wird und einen abgesonderten Platz in der himmlischen Herrlichkeit einnimmt (V. 19), um ihnen den Heiligen Geist zu senden, der das Wort in täglicher Heiligung praktisch auf sie anwendet und ihnen hilft, ihren Auftrag in dieser Welt zu erfüllen.
Diese Welt würde ihrer Botschaft glauben, wenn sie die zweite Einheit darstellen, die in Vers 21 auf einer breiteren Grundlage zum Ausdruck kommt: „... auf daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube....“ Wir können dies die Einheit der Gemeinschaft nennen. Wenn Menschen verschiedener Rassen, Hautfarben, Milieus und Sprachen über dieselbe Sache reden, wenn sie denselben Herrn lieben, Ihm gehorchen und nachfolgen, wenn Besonderheiten ihres natürlichen Charakters unwesentlich werden, dann offenbart sich diese Einheit in Gnade in den Aposteln und Gläubigen, während sie noch in der Welt sind. Und dann kann die Welt glauben.
Verse 22-26: Dieser letzte Abschnitt des Kapitels bezieht sich in erster Linie auf die Zukunft. Sein Hauptgedanke ist Herrlichkeit.
Der Unterschied zu dem bisher Gesagten kommt darin zum Ausdruck, daß der Herr bisher dreimal gesagt hat, „Ich bitte“. Nun aber sagt Er, „Ich will“ (V. 24). Der Charakter der Bitten ist nun ein anderer. Er hat nun im Prinzip den Platz in der Herrlichkeit bei dem Vater eingenommen; dieser Platz gehörte Ihm schon vor Grundlegung der Welt. Die Herrlichkeit in Vers 22 ist dieselbe wie in Vers 24. Als Beweis der Liebe des Vaters zu Ihm soll Seine Herrlichkeit in der dritten Einheit sichtbar werden, die wir die Einheit der vollkommenen Herrlichkeit nennen können. Sie steht in Vers 22: „auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind.“
Der Sohn wird hier in Seinen Gläubigen gesehen. Siehe auch 2. Thessalonicher 1,10: „wenn er kommen wird, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in all denen, die geglaubt haben.“ Diese Einheit wird durch die Welt gesehen, aber das bedeutet nicht, daß sie deswegen glauben, sondern auf daß sie erkennen (V. 23). Dieser Tag wird der Tag des Gerichts sein, nicht des Glaubens zum Heil!
Aber bis dieser Tag kommt, führt unser Hoherpriester und Fürsprecher aus dem Himmel diesen Dienst fort (V. 24-26), den Er bereits auf Erden begonnen hat: den Namen des Vaters all denen kundzutun, die ewiges Leben besitzen. So dürfen sie sich an der Liebe des Vaters erfreuen, denn der Vater sieht sie jetzt in Jesus Christus, dem Sohn, der von ihnen sagt, „und ich in ihnen“ (V. 26).
So sehen wir, daß dieses herrliche Kapitel mit der Verherrlichung des Sohnes durch den Vater beginnt und damit endet, daß der Sohn verherrlicht wird in den Gläubigen!