Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Lk 18,1-4 - Das Gleichnis vom ungerechten Richter und das Gleichnis vom Pharisäer und ZöllnerLk 18,1-4 - Das Gleichnis vom ungerechten Richter und das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner
Lukas 18,1-4
Diese beiden Gleichnisse finden wir nur bei Lukas. Das Gleichnis vom ungerechten Richter folgt auf die Worte am Ende des vorigen Kapitels. In der Gegenwart der Feinde und Unterdrücker der Jünger und angesichts von Prüfungen und Drangsalen würde ihre einzige Hilfsquelle das Gebet sein. Sie sollten zu aller Zeit jjn Gebet anhalten. Und Gott würde ihnen gewiß Antwort geben und sie befreien.
Natürlich ist die Belehrung dieses Gleichnisses nicht nur für die Zukunft bestimmt, sondern genauso für die Gegenwart - für jede Zeit, in der Gläubige in Not und Bedrängnissen sind.
Beachte, wie hier der ungerechte Richter Gott, unserem Vater, gegenübergestellt wird. Wenn schon ein böser, egoistischer und ungerechter Mensch letztlich doch - was auch sein Motiv sein mag - einer schutzlosen Witwe Hilfe leistet - wieviel mehr wird Gott in Seiner grenzenlosen Güte und Freundlichkeit auf das Rufen der Seinen hören und ihnen Befreiung senden! Die Frage, die der Herr nun stellt, ist: wird Er solchen erwartungsvollen Glauben finden, der von Seiner Rettung völlig überzeugt ist? Jemand fragte: „Wird es nicht vielleicht mehr ein Schrei nach Gerechtigkeit sein, der einem erbitterten Gemüt entspringt, als der Ruf im Glauben und im Verlangen nach Ihm?“
Von Kapitel 17,20 bis 18.8 geht es um das Reich Gottes; darauf hatte sich die Frage der Pharisäer bezogen.
Der Apostel Paulus sagt: „Denn das Reich Gottes besteht nicht im Worte, sondern in Kraft“ (1Kor 4,20), oder mit den Worten eines anderen: „Das Reich ist die öffentliche Darstellung der regierenden Macht Gottes unter allen Umständen“. In diesem Abschnitt wird das Reich Gottes den Juden auf zweierlei Weise vorgestellt: Erstens in der Person des Herrn Jesus (V. 21), und zweitens in der Ausübung des Gerichts, das in der Zukunft stattfinden wird.
Lukas berichtet nicht, unter welchen Umständen und an welchen Plätzen der Herr die beiden Gleichnisse (V. 1-14) sprach, wann die Kindlein zu Ihm gebracht wurden oder wann der reiche Jüngling zu Ihm kam, aber Er verbindet das alles miteinander, denn es geht hier stets um die wichtige Frage: Wie kann ein Sünder einem heiligen Gott nahen? oder: Wie kann man in das Reich Gottes eingehen?
Ging es in den vorigen Versen (17,20 - 18,8) um den Charakter dieses Reiches, so werden wir jetzt über die Kennzeichen derer unterwiesen, die in das Reich eingehen wollen. Was nötig ist, ist der Geist der Selbstverleugnung, des rückhaltlosen Selbstgerichts. Der Pharisäer, der auf seine Gerechtigkeit stolz ist, wird dem bußfertigen Zöllner gegenübergestellt, der sich selbst verdammt und in seinen Augen nichts ist.
Die Jünger verachteten die Kleinen und Geringen; so wehrten sie den kleinen Kindern, zu Jesus zu kommen. Jesus aber muß ihnen sagen, daß sie Seine Worte eigentlich gar nicht verstanden haben; denn nur solche, die klein und unbedeutend sind in ihren eigenen Augen, sind in der Lage, in das Reich einzugehen. Wahre Demut bedeutet, von sich selbst völlig abzusehen, sich selbst völlig zu vergessen.
Gerade dieser rechtschaffene und moralisch hochstehende junge Mann dachte von sich, er sei gut. Er verglich sich mit dem Herrn Jesus, den er „guter Lehrer“ nannte. Er stellte sich auf dessen Niveau, durchaus gewillt, von Ihm zu lernen. Er glaubte, noch mehr Gutes tun zu können, und war sich der Tatsache nicht bewußt, daß auch sein Herz verderbt war. Er hatte nicht akzeptiert, was David gesagt hatte: „Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer“ (Ps 14,3). Das erhabenste Beispiel eines wahrhaft guten Menschen sehen wir in dem Herrn Jesus selbst. Der grundsätzliche Unterschied zwischen Ihm und einem Sünder ist, daß Jesus sich während Seiner Zeit hier auf dieser Erde völlig Seiner ewigen Herrlichkeit entäußert hat; der Sünder hat nichts Gutes in sich selbst, dessen er sich entäußern könnte. Er hat in seinem Herzen nur Bosheit und Verderbtheit.