Schriften von Cor Bruins
Kapitel 4 - Sein Dienst in Galiläa an den Jüngern
Mk 9,2-13 Mt 17,1-13 Lk 9,28-36 - Die VerklärungMk 9,2-13 Mt 17,1-13 Lk 9,28-36 - Die Verklärung
Markus 9,2-13; Matthäus 17,1-13; Lukas 9,28-36
Markus (9,2-13). Wir haben schon gesehen, daß Vers 1 dieses Kapitels tatsächlich noch zu Kapitel 8 gehört. Dies wird noch deutlicher beim Vergleich mit Matthäus 16,28 und Lukas 9,27, wo dieser Vers in beiden Fällen das Ende eines zusammenhängenden Abschnitts ist.
In dem Thema, das wir jetzt vor uns haben, sehen wir die Erfüllung der Verheißung, die in diesen drei Versen gemacht wurde. Die Verklärung stellt uns das Kommen des Königreiches Gottes in Macht dar.
Sowohl Markus als auch Matthäus sagen, „nach sechs Tagen“, Lukas aber sagt, „bei acht Tagen.“ Dies kann auf verschiedene Weise erklärt werden:
Spracheigentümlich oder wörtlich: Im Französischen oder Deutschen benutzen wir den Ausdruck „acht Tage“ oder „fünfzehn Tage“, um eine oder zwei Wochen zu bezeichnen. Mit einem solchen Ausdruck meinen wir nicht einfach die Anzahl der Tage, sondern einen bestimmten Zeitabschnitt.
Bildlich: F. W. Grant meint: „Die sechs Tage beziehen sich, wie ich glaube, auf den endgültigen Charakter dessen, was diese Szene im Bild darstellt, nachdem die Zeit der Mühe und des Überwindens erfüllt ist.“ Acht Tage verweisen auf den Charakter von etwas völlig Neuem - der Auferstehung - der neuen Schöpfung! Eine neue Ära wird eingeführt.
Wiederum geben Markus und Matthäus Petrus, Jakobus und Johannes in dieser Reihenfolge an als diejenigen, die Jesus mitnimmt. Es waren dieselben im Haus des Jairus (Markus 5,37) und später im Garten Gethsemane (Markus 14,33). Zu der Tatsache, daß Lukas die Reihenfolge in Petrus, Johannes und Jakobus verändert, verweisen wir auf unsere Anmerkung in dem Abschnitt „Die Auferweckung der Tochter des Jairus“ (Markus 5,22-43).
Es ist von Interesse, zu bemerken, daß Markus uns nur sagt, daß die Kleider Jesu glänzend wurden, wogegen Matthäus und Lukas sagen, daß es Sein Angesicht und Seine Kleider waren. Es ist vielleicht angemessen, daß wir in diesem Evangelium nicht die innere Herrlichkeit Seiner Person - Sein strahlendes Gesicht - so sehr betont finden wie die Schönheit Seines Wandels und Dienstes, bildlich dargestellt in den Kleidern. W. Kelly sagt: „Er ist immer der Diener und der Sohn: so unergründlich in Seiner Demut, wie Er mit Würde das annimmt, was von oben kommt - einer Würde, die ihren Ursprung durch einen Glanz offenbart, der den Makel des Stolzes irdischer Herrlichkeit sichtbar macht“, das bedeutet: Kein Walker dieser Erde konnte so weiß machen! Dies ist eine der tpyischen Ergänzungen, die nur Markus hat.
Markus erwähnt Elias vor Moses, was die anderen nicht tun. Elias wird nicht nur zuerst erwähnt, sondern es heißt, er hatte Moses bei sich. Bedeutet das vielleicht, daß Petrus annahm, als er später dieses Ereignis dem Markus weiterberichtete, er habe Elias zuerst gesehen und dann Moses?
Ein Schreiber sagt: in Matthäus haben wir zuerst den Gesetzgeber; in Markus ist es vorrangig der Diener und Prophet; in Lukas, dem Evangelium von Christus als Mensch, heißt es „zwei Männer ... welche Moses und Elias waren“.
Die drei Jünger waren von solch einem Anblick völlig überwältigt, Petrus aber öffnete als erster seinen Mund, um etwas zu sagen.
Vergleichen wir Vers 5 bei Markus , „Rabbi, es ist gut“, mit Matthäus 17,5: „Herr, es ist gut“ und mit Lukas 9,33: „Meister, es ist gut“. Dazu hat ein anderer Schreiber eine interessante Anmerkung:
„Es ist einer der auffälligsten und aufschlußreichsten Fälle der Gleichheit in der Verschiedenheit, worin sich die Evangelien voneinander unterscheiden, daß, während alle drei Evangelisten in den Worten, die Petrus an Christus richtet, wörtlich übereinstimmen, sie sich alle in dem Titel unterscheiden, der diesen Worten vorangesetzt ist, und dies nicht wahllos oder zufällig, sondern charakteristisch, d.h. in Übereinstimmung mit ihrem Gebrauch an anderer Stelle. Denn während Matthäus den normalen hellenistischen Ausdruck für Herr oder Meister (Kyrie - jemand, der Macht ausübtj verwendet, hat Markus für uns das Wort festgehalten, das ursprünglich geäußert wurde (das aramäische „Rabbi“ - wovon die anderen Ausdrücke einfach Übersetzungen ins Griechische sind). Es ist der Titel der respektvollen Anrede jüdischer Lehrer - der 'Didaskale' oder 'derer, die unterrichten' (s. Johannes 1,38); und Lukas gibt uns das elegantere und klassischere, aber gleichbedeutende Wort (Epistates, das bedeutet 'Chef, Hauptmann, Aufseher'), das mehr den Gedanken von Autorität als von Unterweisung wiedergibt. Markus hält es nicht für nötig, das Wort, das er gebraucht, zu übersetzen, weil es selbst Heiden gut bekannt war und Juden um so mehr, ob sie nun Hellenisten waren oder Hebräer, sodaß sie es sofort als einen Ausdruck des normalen Sprachgebrauchs und als ein unverfälschtes Beispiel der heiligen Sprache erkennen würden.“
Es ist beeindruckend, daß eben der Mann, der gerade kurz vorher die göttliche Wertschätzung der Herrlichkeit Christi - von Gott eingegeben! - geäußert hat, hier solch einen Mangel zeigt und Christus auf eine Stufe mit gewöhnlichen Menschen stellt.
Zu Anfang des Dienstes Christi am Jordan bestand die Gefahr, daß die Menschen Jesus unter die gewöhnlichen Sünder, die ihre Sünden bekannten, einordnen würden. Dort wie hier gibt Gott, der Vater, Ihm Sein Zeugnis: „Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn höret“ (Vers 7). Markus läßt den Ausdruck des Wohlgefallens Gottes weg, den wir bei Matthäus finden. Gewiß: Moses und Elias zeugten beide von Christus, aber nicht mit Ihm.
Vers 10 wird nur von Markus zitiert: „Und sie behielten das Wort, indem sie sich untereinander befragten: Was ist das: aus den Toten auferstehen?“ Sie wußten um die Auferstehung und glaubten daran.
Aber nur Christus stand aus den Toten auf und ließ alle anderen im Grab zurück. Die Jünger glaubten an die Auferstehung, so wie die Pharisäer und wie viele Christen unserer Tage - eine allgemeine Auferstehung der Guten und Bösen - aber das ist nicht das, was die Schrift uns lehrt. Christus sucht hier Seinen Jüngern den Unterschied zu erklären.
Die Ungläubigen werden in ihren Sünden bleiben und zum Gericht auferstehen; die wahren Gläubigen werden auferstehen zur Auferstehung des Lebens. 1. Korinther 15,23; Lukas 14,14; 20,35; 1. Thessalonicher 4,16-17 sind wichtige Schriftstellen in diesem Zusammenhang.
„Was sagen die Schriftgelehrten, daß Elias zuerst kommen müsse?“ — indem sie meinten, daß Elias vor dem Messias kommen müsse. Dies wird mit Maleachi 4,5 begründet. Johannes der Täufer kam in der Tat im Geist und in der Kraft des Elias gemäß den Propheten, um den Weg des Herrn zu bereiten. Es gibt jedoch auch ein tatsächliches Kommen des Elias, das noch auf seine Erfüllung zu einem späteren Zeitpunkt wartet. Aber für den Glauben war der Vorläufer bereits gekommen, wie es auch der Herr selbst war.
Die Einfügung in Vers 12 findet sich nur bei Markus und kann wie folgt umschrieben werden: „Es stimmt, daß die Schriftgelehrten sagen, daß die Erscheinung des Elias von den Propheten vorhergesagt ist. Erinnert euch daran, daß die Leiden des Messias gleicherweise vorhergesagt sind, so daß ihr, wenn die eine Prophezeiung in Erfüllung gegangen ist, auch die Erfüllung der anderen erwarten dürft.“
Matthäus (17,1-13). Dieses Evangelium, das, wie wir wissen, auf die Juden abgestimmt ist, nimmt deshalb natürlicherweise die Vorhersagen des Alten Testaments über das Königreich auf; daher haben wir hier die Darstellung des Sohnes des Menschen, wie Er in Seinem Königreich kommt, einem irdischen Königreich.
Matthäus' Bericht ist tatsächlich dem von Markus sehr ähnlich, abgesehen von einigen wenigen Unterschieden, die wir hier kurz streifen wollen.
Nur Matthäus schreibt, daß Sein Angesicht leuchtete. Ja, an jenem zukünftigen Tag, wenn Er in Herrlichkeit kommen und für tausend Jahre regieren wird, wird Sein Angesicht leuchten wie die Sonne, denn mit Ihm wird der „Tag“ kommen.
Es ist ebenso Matthäus, der uns in Vers 5 sagt, daß es nicht nur eine Wolke, sondern eine lichte Wolke war, durch die Gottes Gegenwart angezeigt wurde - Jehova war in alten Zeiten in der Wolkensäule in der Wüste. Deshalb kommt aus dieser Wolke Seiner Gegenwart die Antwort des Vaters auf Petrus' Vorschlag in Vers 4: „Wenn du willst“.
Tatsächlich war es nicht der Wille des Vaters, daß Menschen Seinen Sohn selbst so großen Menschen wie Elias und Moses gleichsetzen. Von nun an sollten sie nur Seinen Sohn sehen, den Einen, an dem Gott Wohlgefallen hat - Matthäus fügt als einziger diese letztere Erklärung hinzu, die uns Gottes Wohlgefallen an Seinem Sohn vorstellt. Tatsächlich paßt dieser Satz in Vers 5, „an welchem ich Wohlgefallen habe“, völlig in dieses Evangelium. Das Volk sah nichts in Ihm, keine Schönheit, daß sie Seiner begehrt hätten. Im Gegensatz zu ihrem Mangel an Wertschätzung betont Gott hier die Tatsache, daß Er Sein ganzes Wohlgefallen an Ihm findet!
Die Verse 6 und 7 stehen nur bei Matthäus. Wir sehen die Furcht der Jünger, als sie die Stimme des Vaters hörten. Wir vergleichen dies mit dem Markusevangelium, wo wir ihre Furcht beim fremdartigen Anblick des plötzlichen Erscheinens von Moses und Elias sehen; und mit dem GAa.vevangelium, das uns sagt, daß sie sich fürchteten, „als sie in die Wolke eintraten“.
Aber dann erfahren wir die Berührung der Hand Jesu in Vers 7, die alle Furcht vertreibt. Wenn andere verschwunden waren, Jesus war da, einzig und immer.
Vers 12 teilt uns eine zusätzliche Tatsache mit, indem er wiederum die hartnäckige Blindheit des Volkes offenbar macht; „Sie haben ihn (Elias) nicht erkannt.“ Tatsächlich wollten sie Johannes den Täufer nicht als den Vorläufer des Messias anerkennen. Nur der Glaube allein konnte erkennen, daß Johannes der Täufer sozusagen Elias war! In Kapitel 11 heißt es: „Wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll.“ Damit ist gesagt, daß nicht Elias wörtlich in Person gemeint war, sondern sein Geist und seine Kraft in Johannes dem Täufer.
Lukas (19,28-36). Lukas unterscheidet sich von den anderen beiden Evangelisten in Vers 28, indem er den Zeitraum als „bei acht Tagen“ beschreibt. Wir haben das bereits betrachtet und wollen nicht neu darauf zurückkommen.
Was hier aufgezeigt werden muß, ist der Vers 29, wo Lukas allein diese kostbare Bemerkung über den Herrn Jesus macht: „indem er betete.“ Wie passend ist dies in dem Evangelium von dem abhängigen Menschen!
Von Lukas erfahren wir in Vers 31, was der Gegenstand der Besprechung zwischen Jesus, Moses und Elias war.
Und in Vers 35, „Dieser ist mein erwählter Sohn“ (King-JamesÜbersetzung), finden wir - im Gegensatz zu den anderen beiden Evangelien - daß wir hier in dem Zeugnis, daß Christus der Sohn Gottes ist, den Grund dafür haben, eher auf Ihn als auf Moses und Elias zu hören. Es ist offenbar, daß hier die Überlegenheit dieses Menschen, des Herrn Jesus Christus, über das Gesetz und die Propheten im Blickpunkt steht.
Ein anderer, sehr passender Ausdruck, den wir in diesem Evangelium vom wahren Menschen aufzeigen müssen, findet sich in Vers 30: „Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm.“ Dies waren natürlich Moses und Elias, wie wir hinterher erfahren. Sie stellen tatsächlich die toten und die lebenden Heiligen dar.
Wir bemerken, daß nur Lukas erwähnt, daß die drei Jünger „beschwert vom Schlaf' waren - eben diese drei schliefen auch im Garten Gethsemane!
Johannes läßt die gesamte Szene der Verklärung aus. Wir glauben, der Grund dafür ist, daß der Gegenstand seines Schreibens nicht die Herrlichkeit des Königreiches, sondern die der Person des Sohnes selbst war. Tatsächlich sagt er in Kapitel 1,14: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ W. Kelly sagt: „Selbst wenn dies eine Anspielung ist auf das, was sie auf dem heiligen Berge gesehen haben, so wird es doch hier nur nebenbei erwähnt.“