Schriften von Cor Bruins
Kapitel 3 - Das Wirken in Galiläa - für die Volksmengen
Mt 4,35-41 Mt 8,18-27 Lk 8,22-25; 9,57-62 - Jesus stillt den SturmMt 4,35-41 Mt 8,18-27 Lk 8,22-25; 9,57-62 - Jesus stillt den Sturm
Markus 4,35-41; Matthäus 8,18-27; Lukas 8,22-25; 9,57-62
Markus'. Alle drei Evangelisten berichten uns, daß es vom Herrn ausging, daß sie auf die andere Seite des Sees übersetzen wollten; die Jünger taten das nicht in eigener Initiative und in eigener Verantwortung. Aber zwischen den Versen 35 und 36 in Markus' Bericht haben wir ein kleines Ereignis, das nur von Matthäus und Lukas aufgezeichnet wurde. Wir wollen es hier kurz betrachten:
Die Prüfung der Nachfolge
Matthäus sagt uns, daß der erste, der Jesus ansprach, ein Schriftgelehrter war (Vers 19). Lukas sagt uns einfach, daß es „einer“ war (9,57).
Der Schriftgelehrte spricht Jesus als Lehrer an, denn als solcher war Er zum Volk Israel gekommen. Jesus nennt sich zum ersten Mal in Matthäus „der Sohn des Menschen“. Lukas stellt Ihn in seinem ganzen Evangelium von Anfang an als den Sohn des Menschen vor.
Matthäus spricht von zwei, Lukas von drei Männern, die zum Herrn kamen. Die Antworten sind in beiden Berichten übereinstimmend. Matthäus gibt uns nur die Entschuldigung des einen wieder: „Herr, erlaube mir, zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben“ (Vers 21).
Lukas aber nennt zwei Entschuldigungen: „Erlaube mir, zuvor ... meinen Vater zu begraben“ (Vers 59), und „Erlaube mir, Abschied zu nehmen“ (Vers 61). Und nur Lukas berichtet die bekannte Bemerkung des Herrn Jesus in Vers 62: „Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist geschickt zum Reiche Gottes.“
Zu der Frage, warum dieses Ereignis an dieser Stelle erscheint, zitieren wir Bruder Kelly: „... wir sehen den Herrn bei der Vorbereitung, auf die andere Seite überzusetzen. Dies aber ist die Gelegenheit, daß bestimmte Personen in ihrem wahren Charakter und ihren wahren Wegen sichtbar werden, und daß der Herr Seinen eigenen Charakter und Seine eigenen Wege offenbart.
... Das stellt eine sehr besondere Eigenart des Matthäusewangeliums heraus und zeigt, wie weit der Heilige Geist über dem bloßen Aufzeichnen von Daten stand. Wenn wir in das /.wfarsevangelium schauen, stellen wir fest, daß die Unterredung mit diesen Männern, die hier aufgezeichnet ist, nach der Verklärung stattfand.
Bin ich nun zu kühn, wenn ich denke, daß dies dasselbe Ereignis ist, das wir in Matthäus aufgezeichnet finden? Es ist nicht wahrscheinlich, daß unser Herr dieselben Dinge zu verschiedenen Zeiten wiederholte ... Wir wollen aber die Bedeutung beachten.
... Es geschah sehr viel später und wird doch von Matthäus an dieser Stelle gebracht. Warum? Weil es verdeutlicht, daß, während der Herr in Seinem Herzen eine so große Liebe zu Israel hatte trotz ihres Unglaubens, in Israel kein Herz war, das sich Ihm zuwandte. Wie waren Seine Umstände jetzt? Er hat nicht einmal, wo Er Sein Haupt hinlegen konnte.
... Bei dieser Gelegenheit benutzt der Herr den Ausdruck „Sohn des Menschen“ zum ersten Mal. Es heißt nicht länger der „Sohn Davids“. „Sohn des Menschen“ ist der Titel Christi als der Verworfene oder als der Verherrlichte. Hier ist Er der Verworfene. Und Er ist auf dem Weg zur anderen Seite — Er muß sie verlassen ... Aber dieser Mann möchte Ihm folgen. Der Herr wußte alles, was in seinem Herzen war - ein rein fleischlich gesinnter Jude, der dachte, Er bekäme durch die Nachfolge Jesu einen guten Platz bei dem Messias. Der Herr sagt ihm, daß Er keinen Platz zu vergeben hat. Es gab nicht einmal „ein Nest“ für den Messias (W. Kelly, Lectures on the Gospel of Matthew, Seiten 195 - 197).
Nachdem wir uns kurz mit dem vielsagenden Zwischenfall beschäftigt haben, der zwischen die Verse 35 und 36 von Markus' Bericht gehört, wollen wir nun mit Vers 36 fortfahren.
Markus 4,36-41
Unser Evangelist bemerkt zwei kleine Einzelheiten, die keiner der anderen Evangelisten erwähnt:
„Sie nehmen ihn, wie er war.“
„Auch andere Schiffe waren mit ihm“ (Vers 36).
Die Jünger gehorchen dem Befehl des Herrn unverzüglich. Sie lassen keine Zeit für Vorbereitungen verstreichen, sondern nehmen Ihn, wie Er war, mit. Die Tatsache, daß auch andere Schiffe auf dem See und damit auch im Sturm waren, zeigt, wieviel die Menschen dem unerwarteten Wirken von Gottes Gnade und Gunst zu ihrer Bewahrung verdanken ein lieblicher Gedanke eines Dieners Gottes!
Dieses und die Tatsache, daß Er schlief und später den Sturm bedroht und die Jünger tadelt, zeigt Seine uneingeschränkte Herrschaft über die ganze Schöpfung und jedes Geschöpf.
Markus fügt noch ein weiteres Detail in Vers 38 hinzu, wo Jesus gefunden wird, wie Er „auf dem Kopfkissen“ schläft und die Jünger Ihm den Vorwurf machen; „Liegt dir nichts daran ...?“ Sahen sie in Ihm nur einen müden Menschen wie jeden anderen oder sich selbst? Oder sahen sie in Ihm nur einen Lehrer?
Es lag ihnen genug an sich selbst, aber lag ihnen an Ihm? An Seiner Ehre? Dienern — und solche waren sie - sollte an nichts liegen als an ihrem Herrn!
Es bedurfte nur eines Wortes von Ihm, und sie sahen den Herrn der Schöpfung! Er tadelt sie mit den Worten: „Habt ihr keinen Glauben?“ (Vers 40). Und dies nach allem, was sie von Ihm gehört und gesehen hatten!
Matthäus 8,18-27
Obwohl Matthäus dieses Ereignis in Kapitel 8 berichtet, fand es tatsächlich am Abend des Tages statt, an dem die sieben Gleichnisse von Kapitel 13 gegeben wurden - vor der Verklärung und lange nach den anderen Geschehnissen, die hier in Kapitel 8 erwähnt werden. Dies betont erneut die Tatsache, daß der Heilige Geist in Matthäus' Bericht nur insoweit der geschichtlichen Ordnung folgt, wie es den besonderen Absichten jenes Evangeliums entspricht.
Die Jünger sprechen Jesus hier als Herr (Kyrios) an, und das ist Er: Alles ist Seinem Gebot unterworfen, sowohl die Kräfte der Natur als auch die Dämonen! Der Tadel des Herrn ist hier milder: „Kleingläubige.“
Lukas 8,22-25
Lukas stimmt in seinen Einzelheiten mit den anderen Evangelisten fast überein. Er allein fügt jedoch den kleinen Satz hinzu: „und sie waren in Gefahr“ (Vers 23). Obwohl Lukas nicht persönlich dabei war, weiß er die Szene lebendig darzustellen und fügt diese vielsagenden Worte hinzu!
Wir haben gesehen, daß die von Furcht erfüllten Jünger Jesus als Herrn (in Matthäus) und als Lehrer (in Markus) und nun zuletzt im Ltttosevangelium als „Meister, Meister“ (Vers 24) anrufen - als Meister steht Er über allem. Sicherlich war Er dies alles! Er ist dieser Namen würdig! Wie wunderbar, daß Er auch der Retter aus jeder Bedrohung und Gefahr ist!
In Matthäus sahen wir Seinen milden Tadel an die Kleingläubigen; in Markus hören wir Ihn fragen: „Habt ihr keinen Glauben?“; und hier in Lukas fragt Er sie nur: „Wo ist euer Glaube?“ (Vers 25). Wir können hier etwas von der Trauer Seines Herzens spüren über ihren Mangel an Vertrauen und Zuversicht. Seine scheinbare Passivität war ein Zeichen der Zuversicht, daß Er sich gern auf uns verlassen möchte als solche, die Seine Wahrheit und Seine Allmacht kennen. Was für schreckliche Versager sind wir doch oft! Wie sehr betrüben wir Sein liebendes Herz! Wir mögen wohl beten: „Herr, vermehre unseren Glauben!“