Schriften von Cor Bruins
Kapitel 5 - Der Dienst östlich des Jordan (in Peräa)
Joh 7,53 - 8,11 - Die im Ehebruch ergriffene FrauJoh 7,53 - 8,11 - Die im Ehebruch ergriffene Frau
Johannes 7,53 - 8,11
Das Wort „aber“ in Kap. 8,1 verbindet diesen Vers offensichtlich mit Kap. 7,53 „Und ein jeder ging nach seinem Hause. Jesus aber ging nach dem Olberg“. Wir sehen, wie beide Tatsachen, die uns hier mitgeteilt werden, in einem klaren Gegensatz zueinander stehen. Hier auf dieser Erde war Jesus immer ein Fremdling und Er hatte nicht, wohin Er Sein Haupt legen konnte. Und welches Evangelium stellt diesen einfachen und tiefen Kontrast so deutlich heraus, wie das des Johannes?
In verschiedenen frühen griechischen Manuskripten, und demzufolge auch bei manchen Kirchenvätern, fehlt dieser Abschnitt des Johannesevangeliums. Aber viele gottesfürchtige Männer glauben, daß diese Verse hier völlig zu Recht stehen.
In Kap. 7,30-40 (im vorigen Abschnitt) sahen wir, wie verärgert die Führer des Volkes darüber waren, daß sie Jesus nicht öffentlich gefangennehmen konnten. Sie mußten Ihn „fangen“! Und so denken sie sich eine List aus; in der Tat, einen raffinierten und ausgeklügelten Plan!
Diese Verse verbinden in wunderschöner Weise die vorhergehenden und nachfolgenden Abschnitte. Und sie dienen auch als eine Einleitung für die Verse 12-59, in denen Jesus offenbart, daß Er in Sich Selbst das wahre Licht ist, die Wahrheit und der ewige Sohn. Im vorhergehenden Kapitel haben wir gesehen, wie Jesus die Vorbilder, Schatten und Zeremonien beiseitesetzt und Selbst den Platz dieser Dinge einnimmt, weil Er in Wirklichkeit das ist, was sie nur symbolisieren konnten. Die Gnade triumphiert über das Gesetz — ohne Zugeständnisse zu machen, unter voller Aufrechterhaltung der göttlichen Gerechtigkeit. Hier offenbart sich das Licht, durchdringendes Licht. Er ist dieses Licht (Vers 12); das Volk war in Dunkelheit. Sie rühmten sich des Gesetzes und verschmähten die Gnade, die sie so bitter nötig hatten.
Wenn sie sich auf das Gesetz beriefen, dann mußten sie auch den Schrecken des Gesetzes erfahren und sein Urteil anerkennen, das sie alle verdammte. Es hätte ihnen gezeigt, daß sie alle, wie diese Frau, die sie verurteilten, Sünder waren. „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie“ (Vers 7). Hier tut das Licht das, was das Gesetz niemals vermochte: es überführte sie von ihrem eigenen sündigen Zustand. Aber leider zeigte sich bei ihnen kein Glaube und keine Reue. Christus verdammt die Frau nicht, noch vergibt Er ihr - Er ist hier der moralische Lehrer, nicht der Richter.
Jemand sagte dazu - „Hätte Er sie verdammt, so wäre kein Vorzug gegenüber dem Gesetz zu erkennen gewesen; dann hätte Er sich weder als Messias noch als Heiland erwiesen. Verdammte Er sie nicht, so stand Er im Widerspruch zum Gesetz Moses.“
Aber niemand soll denken, daß Jesus hier die Sünde entschuldigt oder bagatellisiert - , Jesus Übertritt nicht jüdische Gesetze, aber Er zeigt, daß Er das Recht hat, Gnade zu üben. Im Gegensatz zu all dem, was mit dem Gesetz zusammenhängt, ist es hier die Herrlichkeit Seiner Person, die deutlich zu sehen ist.
Würden wir diese Begebenheit als nicht inspiriert ansehen, so wäre Johannes 8 wie eine „zerbrochene Statue ohne Kopf‘. Kelly schreibt dazu: „Ich denke, daß der Charakter und die Aussage dieses Abschnittes zu Johannes und keinem anderen passen ... Ich bin überzeugt - wenn man Johannes 8 als Ganzes wirklich verstehen will, so fühlt man, daß dieses einleitende Exempel eine gewisse Notwendigkeit zu den nachfolgenden Erörterungen darstellt, deren Anlaß wiederum dieses Ereignis war. So ist es auch zeitlich hier an der richtigen Stelle.“
Wir merken, daß das eben Zitierte ausreicht, um zu zeigen, daß diese umstrittenen Verse eine vollkommene Verbindung zwischen dem Vorausgehenden und dem Nachfolgenden darstellen und daß sie auch völlig dem Charakter des Johannesexangeliums entsprechen.