Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
3Mo 16,1-22 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Weg, um Gott zu nahen
Der Räucheraltar – AnbetungDer Räucheraltar – Anbetung
Das bringt uns zur letzten großen Wahrheit des Zugangs auf dieser direkten Linie vom Eingangstor des Vorhofs zum Thron: der Wahrheit des Räucheraltars. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass der Räucheraltar nicht erwähnt wurde, bevor vom Priestertum gesprochen worden war. Es konnte keine wahre Anbetung Gottes außerhalb des Priesterdienstes geben, so dass es sich wunderbar in das einfügt, womit wir uns befassen. Wir haben gesehen, wie das Kreuz Christi den Vorhang, der den Weg in die Gegenwart Gottes versperrte, zerriss und das Heilige und das Allerheiligste zu einem großen Raum machte. Tatsächlich meint der Vers aus dem Hebräerbrief nicht nur die „Freimütigkeit … zum Eintritt in das Allerheiligste“75 (Heb 10,19), als wäre es nur das innere Heiligtum, sondern es bedeutet, ins „Heiligtum“ (Heb 9,24) einzugehen, wo Gott offenbart, genossen und angebetet wird. Solange der Vorhang nicht zerrissen war, befand sich der Räucheraltar außerhalb. Als jedoch der Vorhang zerriss, stand er direkt vor dem Sühndeckel, was uns unseren bevorrechtigten Platz und unsere bevorrechtigte Beschäftigung zeigt.
Der goldene Räucheraltar steht vorbildlich für die Anbetung des Gläubigen. Ihr könnt die Gegenwart Gottes nicht genießen, wenn ihr keine Anbeter seid – und das ist der Dienst am goldenen Altar. Die Substanz des Lobes ist Christus selbst. Unser Lob besteht nicht aus unseren glücklichen Gefühlen, wir können Gott nichts Eigenes bringen. Vielmehr besteht die Anbetung, die wir bringen, in dem Wohlgeruch des kostbaren Namens Christi. Und das nicht als Grundlage unserer Annahme, sondern dem, was für Gott unendlich kostbar ist.
Nehmen wir beispielsweise den Tag des Herrn mit all seinen Vorrechten: Wenn wir in Gemeinschaft mit dem Herrn sind, an seinem Tisch versammelt mit Danksagung und Anbetung, die sozusagen auf Ihn ausgegossen wird – liegt darin nicht die tiefste Freude? Aber haben wir das Thema erschöpfen können? Haben wir aufgehört, weil wir genug hatten? Ich bin sicher, wir würden gern fortfahren, Anbetung mit Danksagung auszugießen, indem wir Gott die Kostbarkeiten Christi bringen. Aber da wir im Leib sind, unter Einschränkungen, die schnell erreicht sind, sind die besonderen Momente unserer gemeinsamen Anbetung einfach begrenzt. Aber gibt es bei Gott jemals eine Grenze, was die Kostbarkeit Christi für Ihn betrifft? Überall und zu jeder Zeit sind wir bevorrechtigt, Gott Opfer des Lobes zu opfern, „die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Heb 13,15b).
Diese spontane, freiwillige und uneingeschränkte Anbetung beantwortet die große Frage, was die Beschäftigung des Himmels ist. Was macht den Himmel aus? Ist es die Straße aus Gold? Ist es der Fluss des Wassers des Lebens? Ist es die prachtvolle Herrlichkeit des Ortes? Das sind die äußerlichen Entfaltungen und Begleiterscheinungen des Himmels. Aber was macht denn dann den Himmel tatsächlich zum Himmel? Kurz gesagt, dass Gott und das Lamm dort sind. Es ist der sichtbare Zugang zu Gott, der jetzt noch lediglich durch Glauben möglich ist. Was ist die Beschäftigung des Himmels? Sicherlich Freude und Lob. Ebenso ist es aber auch ein Ort, wo Dienst ausgeübt wird. Alle unsere freigekauften Kräfte werden dort in einer glücklichen Art und Weise eingesetzt werden. Vollkommene Erkenntnis und vollkommene Körper werden völlig in Tätigkeit sein. Aber was verleiht allem darüber hinaus einen Duft und macht den Himmel zum Ort unbefleckten und unaussprechlichen Wohlgefallens? Es ist die Anbetung, die alles durchdringt. Wir dienen immer noch und werden anbeten, während wir dienen. Wir werden Gemeinschaft und Austausch miteinander haben. Doch wird alles nur zu neuer Freude und Anbetung führen – und nicht etwa zu einer Ablenkung, so dass wir uns von einer nebensächlichen Beschäftigung zur nächsten wenden würden. Stattdessen wird alles unaufhörlich den duftenden Wohlgeruch Christi verströmen.
Das ist ein Prüfstein für unsere Gemeinschaft hier. Wenn der Himmel solch ein Ort der Anbetung ist, wie sieht es dann mit unserem Leben auf der Erde aus? Unsere Hände mögen beschäftigt sein – wie sie es sein sollten. Wir mögen mit den Menschen dieser Welt und allem, was dazugehört, zu tun haben. Doch gewissermaßen unter der Oberfläche, ja, verbunden mit allem, steigt der duftende Wohlgeruch Christi zu Gott auf, in Verbindung mit dem Glauben seiner Heiligen und in Gemeinschaft mit Ihm selbst.
75 Anm. d. Übers.: In der Elberfelder Übersetzung, Edition CSV, steht hier: „zum Eintritt in das Heiligtum“↩︎