Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 36,20-24; 30,11-16; 38,25-27 - Vorträge über die Stiftshütte - Die Zapfen und Bretter
Die Eckbretter – Gottes Vorsorge für natürliche SchwachstellenDie Eckbretter – Gottes Vorsorge für natürliche Schwachstellen
Welche besonderen Lektionen können wir nun von den Eckbrettern lernen? Wie alle anderen sollten sie auf silbernen Füßen ruhen und sprechen deshalb von Gläubigen. Mit dieser Eckstellung sind jedoch weitere wichtige Gedanken verbunden. Neben dem Fundament ist die Ecke der wichtigste Teil eines Hauses. So wird unser Herr im gleichen Vers als „kostbarer Eckstein“ und „gegründetste Gründung“29 bezeichnet (Jes 28,16). Er ist das „Haupt der Ecke“30 (Mt 21,42), obwohl Er von seinem irdischen Volk verworfen wurde. An der Ecke muss besonders darauf geachtet werden, die Mauern zusammenzuhalten, damit es nicht zu einem Bruch kommt und ein Riss entsteht. Was die ewige Darstellung in Herrlichkeit angeht, hat Christus dies getan. Gott hat jedoch in göttlicher Weise auch für die praktische Verwirklichung vorgesorgt, dargestellt in den Eckbrettern.
Es mag architektonische Einzelheiten geben, die wir in einem Modell nicht vollständig darzustellen wissen, aber bestimmte Merkmale sind klar und eindeutig. „Und sie waren doppelt von unten auf und waren an ihrem Oberteil völlig aneinander in einem Ring; so machte er es mit ihnen beiden an den beiden Winkeln“ (2Mo 36,29). In der Numerical Bible heißt es an dieser Stelle: „Und sie waren unten doppelt; aber bis zu ihrem Oberteil waren sie jedoch in einem Ring völlig aneinandergefügt.“ Der offensichtliche Gedanke ist, dass das, was natürlicherweise zwei und daher geteilt sein könnte, „wohl zusammengefügt“ ist (Eph 4,16). Zwischen dem unteren und oberen Teil dieser Eckbretter wird ein Unterschied gemacht. Sie waren unten doppelt und selbst wenn „verzwillingt“ die bessere Lesart ist, wird angedeutet, dass sie von den angrenzenden Brettern unterschieden waren. Das war unten an der Basis, in der Nähe der silbernen Füße. Betont das nicht die Individualität jedes Gläubigen? Ganz gleich, welche Stellung er im Haus Gottes einnimmt – auch wenn sie von größter Bedeutung ist und in engster Verbindung mit anderen –, er ruht persönlich auf dem Werk Christi. „Wenn jemand bei sich selbst darauf vertraut, dass er Christi sei, so bedenke er dies wiederum bei sich selbst, dass, wie er Christi ist, so auch wir“ (2Kor 10,7). Das sind die Worte eines Apostels, der selbst sicherlich eine höchst wichtige „Ecke“ war, sich seines Apostelamtes aber nicht rühmt. Sein Platz im Haus Gottes beruhte zuallererst auf der Erlösung, was auch immer er an Dienst an den Heiligen und damit für den Herrn leistete; er rühmt sich des „Menschen in Christus“ (2Kor 12,2). So schreibt auch Petrus „denen, die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben“ (2Pet 1,1), und in der Apostelgeschichte ordnet er sich selbst mit allen Gläubigen, seien es Juden oder Heiden, gleichermaßen ein: „Wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene“ (Apg 15,11). Und so ist es auch bei Johannes und allen anderen Schreibern des Neuen Testaments: Ihre amtliche Stellung machte sie nicht ein bisschen anders als die einfachsten Heiligen. Alle ruhten unterschiedslos auf dem kostbaren Preis der Erlösung. Die wunderbaren Wahrheiten, mit denen sie uns dienten, waren also gleichzeitig die Nahrung und der Halt ihrer eigenen Seelen.
Und so ist es mit allen wahren Gläubigen: Gaben, Dienst und Wunder können niemals diese grundlegende Tatsache beeinflussen, dass sie persönlich allein auf Christus und seinem Werk ruhen. Das ist das unterscheidende Merkmal derer, die an sich eng verbunden sind, sei es in der Familie oder dem, was bekennt, Haus Gottes zu sein. Ohne diese Ruhestätte kann jemand zwar anderen das Evangelium verkünden und doch selbst verwerflich sein (1Kor 9,27). Paulus war sich der gegenwärtigen und ewigen Sicherheit seines Heils vollkommen sicher, denn er wusste, wem er geglaubt hatte. Die Errettung seiner Seele stützte er in keinster Weise auf sein Apostelamt und seinen Dienst – wie unser Herr seinen Jüngern sagte, als sie sich freuten, dass ihnen die Dämonen untertan waren: „Freut euch vielmehr, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“ (Lk 10,20). Was die ewige Errettung unserer Seele angeht, brauchen wir keine andere Ruhestätte und können sie auch nicht haben, außer dem Grund, der gelegt ist, „welcher ist Jesus Christus“ (1Kor 3,11).
Während die Bretter an der Basis also unterschiedlich sind, sind sie an ihrem Oberteil fest „in einem Ring“ mit den anderen (an jeder Seite) verbunden. Hier haben wir ein göttliches Band genau an dem Punkt, wo es nötig ist. Die Füße sorgen dafür, dass sie an der Basis zusammengehalten werden – für einen wahren Gläubigen besteht keine Gefahr, vom Werk Christi abbewegt zu werden. Es besteht aber wohl Gefahr, dass er sich von seinem wahren Platz unter dem Volk Gottes entfernt, was seinen Kopf31 betrifft. Er könnte sich aufblähen (1Kor 4,6), es könnte ihm etwas „zu Kopf“ steigen (2Tim 3,4)32, so dass an einem entscheidenden Punkt anstatt einer makellosen Verbindung eine gähnende Kluft entsteht. Hier umringt göttliche Liebe die Heiligen und hält sie fest in ihrer ewigen Umarmung. Wo dies voll und ganz erfasst wird, werden die „Ecken“ und Orte natürlicher Schwachheit zu Stellen besonderer Kraft.
Ecken werden natürlicherweise dadurch zu Schwachstellen, dass eine Änderung der Wandausrichtung besonders im oberen Teil belastend wirkt. Die Anwendung auf das Haus Gottes fällt nicht schwer, und wir werden sehen, wie wichtig sowohl die silbernen Füße als auch die oberen Ringe sind.
Es gab in der Apostelgeschichte verschiedene solcher Scheidepunkte. In Kapitel 6 entstand ein Murren – ein Zwiespalt – der Hellenisten (d.h. der ausländischen Juden) gegen die Hebräer (solchen aus Palästina), „weil ihre Witwen bei der täglichen Bedienung übersehen wurden“ (Apg 6,1). Hier gingen die Interessen offensichtlich auseinander und der Geist Gottes korrigierte diese Schwierigkeiten unverzüglich durch die Apostel. All diese Heiligen standen auf den silbernen Füßen, doch die „Ecken“ waren schwach – durch natürliche Eifersüchteleien und den Egoismus des menschlichen Herzens, was besonders bei den Juden auffiel. Hier waren Ringe für die Eckbretter nötig. So wurden göttlich bestimmte Männer über die ganze Angelegenheit der zeitlichen Versorgung gesetzt. Von ihren Namen her scheint es, dass sie alle ausländische Juden waren, das heißt genau aus der Gruppe stammten, aus der die Beschwerde kam. Sie nahmen alle bedürftigen Heiligen, sowohl Fremde als auch Eingeborene, in den Ring göttlicher Liebe und Fürsorge hinein – denn sie waren „voll Heiligen Geistes und Weisheit“ (Apg 6,3). So wurde das drohende Ungemach abgewendet. Ist es überspannt, zu sagen, dass daraus eine besondere Kraft entstand, wie man an Stephanus’ wunderbarem Zeugnis und Märtyrertum sehen kann (Apg 7)?33
Aber eine noch ernstere Spaltung bedrohte die Einheit des Zeugnisses, das Gott errichtete. Das, worüber wir gerade gesprochen haben, war nur eine Vorahnung von dem, was kam. Was die natürliche Abstammung betrifft, setzt sich die Versammlung sowohl aus Juden als auch aus Heiden zusammen. Keiner von beiden ist jedoch Jude oder Heide, denn alle sind „in Christus“ (Eph 2,14; Kol 3,11). Aber welch eine göttliche Fürsorge war nötig, um bei der Umsetzung dieser Wahrheit schwachen und unbefestigten Gewissen keine Gewalt anzutun. Als das Evangelium nach Samaria gebracht wurde – und es ist bemerkenswert, dass dies durch Philippus geschah, das heißt einem der sieben bereits erwähnten Männer –, gab es einen neuen Aufbruch, eine „Ecke“ entstand. Aber wie sorgfältig beugt der Geist einer Spaltung vor. „Die Juden verkehren nicht mit den Samaritern“ (Joh 4,9). Aber hier gab es kostbare Seelen, die durch den Glauben an Christus gerettet worden waren. Die „Bretter“ standen auf den silbernen Füßen. In Jerusalem war der Heilige Geist allen an den Herrn Jesus Gläubigen gegeben worden, die Samariter hatten jedoch bisher kein derartiges, öffentliches Siegel erhalten. Diesen Segen bringen die Apostel Petrus und Johannes, die von Jerusalem herabkommen und ihnen die Hände auflegen. So wird der „Ring“ um beide gelegt, so dass Heilige in Jerusalem, von Natur aus Juden, und Samariter im ewigen Band des Siegels und der Taufe des Geistes fest verbunden werden (Apg 8,1-17).
Dasselbe sehen wir dann in einem weiteren Schritt. Der Geist Gottes führte auf einem völlig anderen Weg weiter als bisher. Dass „das Heil aus den Juden ist“ (Joh 4,22), sollte aber jetzt bis an die Enden der Erde weitergetragen werden. So erweckte Gott in Kornelius, einem Heiden, das Verlangen, am vollen Strom des Segens teilzuhaben, und er wurde zur Erkenntnis der Vergebung durch den Namen des Herrn Jesus gebracht. Aber wieder sehen wir, wie der Geist Gottes den „Ring“ anlegt. In Petrus, dem Apostel der Beschneidung, erkennen wir das Eckbrett, das verbindet, was ansonsten möglicherweise voneinander getrennt stünde. Wie schön zeigt sich der „Ring“ göttlicher Liebe in seiner Antwort auf die Frage der Heiligen in Jerusalem: „Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch uns, die wir an den Herrn Jesus Christus geglaubt haben, wer war ich, dass ich vermocht hätte, Gott zu wehren?“ (Apg 11,17).
Ebenso in der großen Krise in Apostelgeschichte 15. Trotz allem, was Gott so deutlich gezeigt hatte, behauptete sich der reaktionäre Geist des Judentums. Selbst nachdem eine mächtige Welle des Segens Mengen von Heiden aus vielen Gegenden erfasst hatte und Versammlungen entstanden waren, die sich aus Juden und mehrheitlich Heiden zusammensetzten, gab es solche, die lehrten, dass diese beschnitten werden und das Gesetz halten sollten (Apg 15,5). Wie leicht wäre es für Paulus zu diesem Zeitpunkt gewesen, seine Verbindung mit den Judenchristen vollständig aufzulösen, um sich von nun an der geliebten heidnischen Schar zu widmen. Eine unüberlegte Handlung, ein paar hastige Worte, und Jerusalem wäre für sich allein zu stehen gekommen und die Worte, die von den zehn Stämmen in so ungerechter Weise ausgesprochen worden waren, hätten die Situation treffend beschrieben: „Was haben wir für ein Teil an David? Und wir haben kein Erbteil am Sohn Isais! … Nun sieh nach deinem Haus, David!“ (1Kön 12,16).
Doch der Geist Gottes leitete und an dem Scheidepunkt dieser „Ecke“ hielt der starke „Ring“ die geliebten Heiligen aus den Juden und Heiden in göttlicher Gemeinschaft fest zusammen. Sie gehen nach Jerusalem hinauf, dem Herkunftsort derer, die in Bezug auf die Heiden solche Unruhe stifteten. Dort, zur Besprechung dieser Angelegenheit zusammengekommen, berichtet Petrus, was Gott durch ihn gewirkt hatte, um die Heiden hineinzubringen, und weist dabei auch auf das unerträgliche Joch des Gesetzes hin. Barnabas und Paulus erzählen anschließend von den wunderbaren Werken der göttlichen Gnade unter den Nationen, und Jakobus legt schließlich den „Ring“ der Schrift an, um alles festzubinden. Der Brief der Liebe wurde verschickt und für alle Heiligen, die sich vor der Wahrheit Gottes beugten, konnte diese Frage nie mehr aufkommen. Ein Bruch wurde abgewendet. Tatsächlich wurde diese „Ecke“ so zu einem besonders starken Punkt, indem beide Linien der Wahrheit aufrechterhalten wurden, und die ineinandergelegten Hände von Petrus und Paulus zeigten, wie frei das Evangelium verbreitet werden sollte. Petrus konnte von „unserem geliebten Bruder Paulus“ schreiben (2Pet 3,15), und obwohl Paulus Petrus wegen seines widersprüchlichen Verhaltens zurechtwies (Gal 2), geschah dies doch in dem Wissen, dass das Gewissen des geliebten Apostels der Beschneidung der Wahrheit folgen wollte.
So waren alle vereint. Als der Glaube jedoch nachließ und man sich nicht länger, wie die Apostel, der Führung des Geistes übergab, zeigen uns die späteren Briefe, dass es ein Abdriften zurück zum Judentum gab und diese ganzen Grundlagen verleugnet wurden. Dann war es keine christliche Liebe mehr, am Judentum festzuhalten, denn wieder wurde Christus öffentlich abgelehnt, und das Wort an die Seinen lautete: „Lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“ (Heb 13,13).
Es ist genug gesagt worden, um die Bedeutung der Eckbretter zu verdeutlichen. Anwendungen können sicherlich durch die ganze Kirchengeschichte hindurch gefunden werden: in der Versammlung als Ganzes; in Zeiten eines Überrestes; unter den Heiligen einer Versammlung; oder unter all denjenigen, die die Wahrheit des Hauses Gottes hochhalten und verwirklichen möchten. Es gibt Zeiten, die durch besonderen Druck und Gefahren gekennzeichnet sind, in denen der Geist Gottes in eine vollere Wahrheit einführen möchte. Es ist einfacher, sich zurückzuhalten und nur auf den ausgetretenen Pfaden zu gehen. Dadurch wird jedoch der Geist ausgelöscht und wahrer Fortschritt verhindert, so dass man schließlich sogar das verliert, was man bereits fest in Händen hielt. Geistlicher Fortschritt ist eine göttliche Gesetzmäßigkeit: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei“ (Phil 3,12). Wie notwendig sind also die Lektionen, die wir gelernt haben. Selbst die Überbetonung von Wahrheiten, wodurch andere Wahrheiten vernachlässigt werden, kann schwache Gewissen verletzen und vom Feind dazu benutzt werden, dort einen Bruch zu bewirken, wo Einheit sein sollte. Halten wir zusammenfassend fest, was wir gelernt haben.
Zunächst müssen die große und grundlegende Tatsache der Erlösung durch das Werk Christi sowie alle anderen fundamentalen Wahrheiten vollständig anerkannt werden. 2. Zweitens muss man sich dem großen Grundsatz der Heiligkeit des Hauses Gottes unterwerfen: dass Christus, unser Herr, das Haupt ist und jede Autorität besitzt.
Werden diese beiden Punkte nicht anerkannt und im Gehorsam befolgt, kann es kein Zeugnis geben. Wenn sie jedoch anerkannt und als von Gott kommend angenommen werden, gibt es den größten Raum für die Ausübung von Langmut und Liebe, die das Volk Gottes vereinigt (Kol 2,2). Wir können uns dazu die oben betrachteten Fälle zum Vorbild nehmen und von ihnen lernen, um den „Ring“ an der richtigen Stelle anzulegen.
Bedenken wir dabei aber immer die ernste Wahrheit, dass wir es mit dem Haus Gottes zu tun haben und nicht mit dem Gebäude eines Menschen, weshalb keine andere Einheit als die des Geistes bewahrt werden soll. Rom hat sich die äußere Einheit zum Ziel gesetzt und deshalb seine (gewiss unheiligen) Ringe über alles und jedes gelegt, um sie für sich zu proklamieren. In der Tat ist auf ihre Stirn „Babylon, die große“ geprägt worden und sie ist „ein Gewahrsam jedes unreinen und gehassten Vogels“ geworden (Off 18,2). Auch der bekennende Protestantismus steht nicht weit zurück, wenn um des fälschlich sogenannten Friedens willen göttliche Wahrheiten zu opfern sind und jedem ein Platz eingeräumt wird, der sich selbst als Christ bezeichnet. Wir leben in den Tagen eines toleranten Liberalismus, wo Menschen toleriert und willkommen geheißen werden, ja ihnen gefolgt wird, die die Inspiration des Wortes Gottes, das ewige Los der Menschen und sogar die Gottheit unseres Herrn und Erretters Jesus Christus leugnen. Welch ein schrecklicher Hohn ist es, solch eine Gleichgültigkeit mit der heiligen Bezeichnung „Liebe“ zu betiteln. Ist es Liebe, Christus zu verachten, Ihn zu entehren und Ihm ungehorsam zu sein?
Vielen mögen die zuletzt genannten Dinge so krass erscheinen, dass es nicht nötig sei, sie zu erwähnen. Erinnern wir uns aber daran, dass dieselben Grundsätze unter einem sehr gefälligen Äußeren schlummern können. Die Sünde des Ungehorsams, die Wurzel aller Sünde, hat viele Erscheinungsformen. Der einzig sichere Weg besteht darin, dem „zuverlässigen Wort“ anzuhängen (Tit 1,9). In diesem Zusammenhang muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass nichts gestattet werden darf (unter welchem Vorwand auch immer), was das Zeugnis untergräbt, das Gott sehen möchte.
Wie viel Raum zur Ausübung der Liebe besteht jedoch innerhalb dieser Grenzen, damit alle „wohl zusammengefügt“ sind. Die Unordentlichen müssen zurechtgewiesen, die Kleinmütigen getröstet werden und der Schwachen muss sich angenommen werden (1Thes 5,14). Was für eine Ehre ist es doch, ein „Eckbrett“ zu sein – nicht mit dem Ziel, einen breiten Raum auszufüllen, sondern genau den Platz, wo Gott uns haben möchte, um die Gelegenheit zu schaffen, dass der „Ring“ der göttlichen Liebe und Wahrheit von uns aus zu beiden Seiten hin unsere Brüder umfasst.
Noch eine Bemerkung zu den Füßen. Insgesamt gab es hundert dieser Füße von je 1 Talent, das heißt 10 ∙ 10 (2Mo 38,27), hergestellt aus dem Lösegeld von 10 Gera pro Person. Das Wort für „Talent“ ist kikkar, das heißt „Kreis“ oder „Kugel“. Vielleicht stammt die Bezeichnung daher, weil eine vollständige oder abgerundete Summe angedeutet werden sollte. Wir sehen in 2. Mose 38,25.26, dass es 3000 Sekeln bzw. 6000 Beka entsprach. Die Zehnerfaktoren fallen hier ins Auge und betonen die grundlegende Wahrheit der Verantwortlichkeit, in der wir völlig versagt haben, der unser Herr aber am Kreuz voll und ganz entsprochen und Gott dadurch verherrlicht hat. Indem der Gläubige sicher auf dieser Grundlage ruht, sieht er dem ewigen Tag mit Freude und Lob entgegen und lernt in der Zwischenzeit, obwohl er durch diese Wüste wandert, in gewissem Maß eine Antwort auf die Gnade zu geben, die ihn errettet hat, und der Verantwortung zu entsprechen, die er vorher vernachlässigt hat.
29 Anm. d. Übers.: So die Übersetzung in der Fußnote in der Elberfelder, Edition CSV. Im Vers heißt es: „aufs Festeste gegründet“.↩︎
30Anm. d. Übers.: So die Übersetzung in der Fußnote der Elberfelder, Edition CSV. Im Vers heißt es: „Eckstein“.
31 Anm. d. Übers.: In der Elberfelder, Edition CSV, mit „Oberteil“ übersetzt.↩︎
32Anm. d. Übers.: Im Englischen steht hier heady, was in 2. Timotheus 3,4 mit „verwegen“ übersetzt wurde.
↩︎ 33Dieser Erhalt besonderer Stärke im richtigen Augenblick zeigt sich im absondernden Charakter von Stephanus’ Zeugnis. Von Anfang der Geschichte an wurde deutlich, dass Gottes Weg mit seinem gläubigen Volk einen absondernden Charakter hat. Abraham wurde aus seinem Haus und Land herausgerufen, Joseph und Mose wurden von ihren Brüdern abgesondert – die Masse des Volkes hingegen hatte dem Heiligen Geist stets widerstanden. So war die Schar Gottes von Anfang an immer ein Überrest. Christus wurde von der Nation und ihren Führern verworfen und gekreuzigt. Mit Ihm verbundene Heilige waren offenkundig ein abgesondertes Volk. Stephanus’ Märtyrertum illustrierte das nochmal und bereitete sie auf die allgemeine Verfolgung vor, die sich daran anschloss. Als diese ihr Werk getan hatte, war ein Scheidepunkt eingetreten: Das historische Judentum hatte sich als grundsätzlich feindselig gegenüber dem wahren Christentum erwiesen, und ihre Wege trennten sich – Ersteres hin zu seiner unvermeidlichen Zerstreuung und Auslöschung seines Namens und Ortes, Letzteres vorwärts zur Erfüllung des weltumspannenden Vorsatzes der Gnade Gottes.