Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 38,1-7 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Brandopferaltar
Kupfer– Beständigkeit, auch in Gottes unwandelbarem, gerechten GerichtKupfer– Beständigkeit, auch in Gottes unwandelbarem, gerechten Gericht
Wie wir schon gesehen haben, spricht das Silber, aus dem die Füße gemacht wurden, von der Erlösung, dem Preis, den jeder als Lösegeld für seine Seele zahlen musste (2Mo 30,11-16). Wenn dieses kostbare Metall somit das Werk unseres Herrn Jesus betont, erinnert es uns doch zugleich daran, dass dieses Werk seinen Wert aufgrund dessen hatte, was Er war. Zweifellos deutet auch das Silber als ein Edelmetall auf seine Gottheit hin. Das Gold tat dies in erster Linie im Hinblick auf seine Herrlichkeit – als das kostbarste der Metalle zeigt es passenderweise die ewige Form ihrer Darstellung. Auf ebenso passende Weise erinnert uns das Silber mit seiner weißen Farbe an seine göttliche Heiligkeit, die in Verbindung mit dem Werk steht, das „weißer wäscht als Schnee“ (vgl. Ps 51,9). Aber das Silber lenkt die Aufmerksamkeit mehr auf sein Werk als auf seine Gottheit, und wir dürfen erwarten, dass es sich bei dem Metall, das jetzt vor uns steht, ebenso verhält.
Das in manchen englischen Übersetzungen mit Messing wiedergegebene Wort bedeutet vermutlich Kupfer. Messing, wie wir es kennen, ist eine Legierung von Kupfer mit anderen Metallen, aber das trifft auf die Metalle, von denen in der Schrift die Rede ist, wahrscheinlich nicht zu.
Kupfer findet schon sehr früh in der Schrift Erwähnung: In 1. Mose 4,22 wird Tubalkain als ein „Hämmerer von allerlei Schneidewerkzeug aus Kupfer und Eisen“ beschrieben. Doch bedeutsamerweise wird Gold noch früher und sogar vor dem Sündenfall erwähnt: In 1. Mose 2,12 heißt es: „Das Gold dieses Landes ist gut.“ Gottes Herrlichkeit kommt zuerst. Es hat vielleicht auch eine Bedeutung, dass Kupfer im Zusammenhang der Familie Kains auftaucht. Es ist sehr auffallend, dass Kupfer im Vergleich zu Eisen frühere und breitere Verwendung gefunden zu haben scheint. Die „Bronzezeit“ ging, so sagt man, der „Eisenzeit“ voraus. Jedenfalls machte man Werkzeuge und Geräte aus Kupfer, und indem sie Verfestigungsprozessen unterzog, behielten sie ihre Schärfe und Biegsamkeit fast ebenso gut wie Eisen und Stahl.
In diesem Zusammenhang wollen wir etwas über die Eigenschaften von Kupfer sagen. Später werden wir finden, wie treffend sie geistliche Wahrheiten vorstellen, die der Verwendung im Altar und im Waschbecken entsprechen. Kupfer ist in vielen Teilen der Welt zu finden. Es ist vielleicht weiter verbreitet als jedes andere Metall. Oft findet man es zusammen mit Gold oder Silber und vielen weiteren Stoffen, vor allem mit Schwefel. Es von all diesen fremden Elementen rein zu erhalten, erfordert eine Reihe von Verfahren, in denen besonders die Wirkung des Feuers hervorsticht. Am Ende erhält man das reine Metall. Es gibt auch große natürliche Vorkommen reinen Kupfers.
Das rötliche Metall ist sehr biegsam und verformbar. Es eignet sich daher besonders, um Töpfe oder andere Gefäßen daraus zu hämmern oder auch Bleche, um diverse Gegenstände wie etwa den Alter damit zu überziehen. Man kann es auch auf Hochglanz polieren. Sein Hauptmerkmahl ist wohl seine Festigkeit, an der es sowohl Gold als auch Silber übertrifft.
Unser Wort „Kupfer“ leitet sich vom Namen der Insel Zypern ab, von der die Römer ihre Lieferungen dieses Metalls hauptsächlich bezogen. Das hebräische Wort nʼchoscheth ist allerdings ungewissen Ursprungs. Man hat die Vermutung angestellt, dass es sich von einem Wort ableitet, das „glänzend“ bedeutet und möglicherweise von einem Wortstamm kommt, der „schmücken“ bedeutet – das alles ist aber zu ungewiss, als dass es mehr als diese Erwähnung verdient. Eine viel größere Ähnlichkeit – und tatsächlich eine Übereinstimmung im Wortstamm – besteht zu dem Wort für „Schlange“. Das sehen wir an der „Schlange aus Kupfer“ – nachasch nʼchoscheth (4Mo 21,9). Es scheint beinahe, dass Hiskia, als er der kupfernen Schlange den Namen „Nechustan“ (2Kön 18,4) gab („Kupfernes“), die Doppelbedeutung der Worte bewusst kombinierte.
Zum Wort für „Schlange“ findet man die Angabe, dass es von einem Wort abgeleitet ist, das zuerst „zischen“, dann aber auch „weissagen“ bedeutet. Eine Verbindung zwischen den Worten für „Schlange“ und für „Kupfer“ ist vielleicht befriedigender als die zuvor erwähnte Vermutung. Aber in der Schrift finden wir einen reichhaltigen Gebrauch von Kupfer, der uns klare Hinweise auf seine geistliche Bedeutung geben wird. Diese möchten wir uns jetzt ansehen, wobei wir unterscheiden zwischen solchen, die gute, und solchen, die böse Eigenschaften zeigen.
Verwendung von Kupfer in der Schrift
„Ein Land, … aus dessen Bergen du Kupfer hauen wirst“ (5Mo 8,9): Jenes gute Erbteil sollte nicht nur Nahrung hervorbringen, sondern auch Metalle, die für mancherlei Geräte gebraucht wurden. Man hat auch den Gedanken geäußert, dass eine entsprechende Anspielung auf Eisen- und Kupferminen im Segen Asers zu sehen sei: „Eisen und Erz seien deine Schuhe63“ – als ob es im Gebiet Asers gleichsam unter ihren Füßen lag. Aber der Rest des Verses scheint eine einfachere Erklärung anzudeuten: „Und wie deine Tage, so deine Kraft!“ (5Mo 33,25). Auch wenn das hier mit „Kraft“ wiedergegebene Wort eigentlich „Ruhe“ bedeutet, ist der Gedanke offenbar einer von bleibender Sicherheit und Geborgenheit (siehe auch Mich 4,13).
Simson wurde mit „ehernen {o. kupfernen} Fesseln“ (Ri 16,21; 2Kön 25,7) gebunden. Kupfer scheint das übliche Material für Fesseln gewesen zu sein. In seinem Klagelied über Abner sagt David: „Deine Hände waren nicht gebunden, und nicht in eherne {o. kupferne} Fesseln gelegt deine Füße“ (2Sam 3,34; siehe auch Klgl 3,7). Die Städte Basans waren „mit Mauern und kupfernen Riegeln“ gesichert (1Kön 4,13). Das Volk des HERRN ist in einem starken Gefängnis, aber „er hat zerbrochen die ehernen {o. kupfernen} Türen“ (Ps 107,16; siehe auch Jes 45,2). Vom Behemot heißt es: „Seine Knochen sind Röhren aus Kupfer“ (Hiob 40,18). David sagt: „Er lehrt meine Hände den Kampf, und meine Arme spannen den ehernen {o. kupfernen} Bogen“ (2Sam 22,35). Helm und Waffenrüstung von Goliath waren aus demselben Material (1Sam 17,5.6). Für die Begegnung mit Goliath rüstete Saul auch David mit einem kupfernen Helm und einem Panzer aus, aber der Mann des Glaubens lehnte diese Rüstung ab (1Sam 17,38.39).
Kupfer wird als Symbol völligen Schutzes verwendet. So verheißt Gott Jeremia: „Ich mache dich heute zu einer festen Stadt und zu einer eisernen Säule und zu einer ehernen {o. kupfernen} Mauer gegen das ganze Land“ (Jer 1,18; 15,20). Die Unnachgiebigkeit dieses Metalls deutet auch auf Gericht hin: „Ich werde … euren Himmel wie Eisen machen und eure Erde wie Erz {o. Kupfer}“ (3Mo 26,19). In 5. Mose 28,23 ist die Reihenfolge umgekehrt.
Diese und andere Schriftstellen, die noch angeführt werden könnten, unterstreichen die symbolische Bedeutung des Kupfers, Haltbarkeit, Kraft, Unnachgiebigkeit – ob zum Schutz, zur Fesselung oder in der Kriegsführung. In Anwendung auf die Natur Gottes spricht es von seinem unwandelbaren Wesen, seiner Stärke und davon, dass es unmöglich ist, seinem Gericht zu entfliehen. Auf der anderen Seite spricht es von der Sicherheit derer, die seinem Schutz unterstellt sind.
Dieselben Merkmale sprechen in Anwendung auf sündige Menschen von Störrigkeit und Herzenshärte: „Ich wusste, dass du hart bist und dass dein Nacken eine eiserne Sehne und deine Stirn aus Erz {o. Kupfer} ist“ (Jes 48,4). „Eherne Unverfrorenheit“ (engl. brazen effrontery) ist ein Kennzeichen Satans und weist uns vielleicht hin auf die bereits bemerkte Verbindung zwischen der „Schlange“ und Kupfer.
Wenn wir von der „kupfernen Schlange“ sprechen, könnten wir fragen, warum gerade dieses Material verwendet wurde. Wir haben schon in den kupfernen Fesseln und Riegeln den Hinweis auf richterliches Handeln gesehen. Könnte das nicht auch bei der Schlange der Gedanke sein? Gottes Gericht muss in seiner Unwandelbarkeit und Stärke die Sünde heimsuchen. So ist am Kreuz das Gericht Gottes über die Sünde gewissermaßen aus Kupfer – wie die Schlange. Gottes unwandelbare Natur muss gerade aufgrund ihrer Vollkommenheit die Sünde absolut richten. „Der Sohn des Menschen muss erhöht werden“ (Joh 3,14). Unser Herr wurde unseretwegen „zur Sünde gemacht“ (2Kor 5,21), indem Er Gottes unwandelbares Gericht über die Sünde trug, um denen, die bei Ihm Schutz und Zuflucht suchen, Leben und Heilung anstelle von Gericht zu bringen.
Der kupferne Altar
Das führt uns zum Brandopferaltar zurück, der mit Kupfer überzogen war, was in vollkommener Übereinstimmung mit der Wahrheit ist, die insgesamt in diesem Altar vorgestellt wird: Gottes unwandelbares Gericht über die Sünde, das den Gottlosen mit Zorn bestrafen muss. Im Kreuz Christi aber findet es nicht in der Bestrafung des Sünders seinen Ausdruck, sondern im Ausgießen des Gerichts über den sündlosen Stellvertreter. Wenn wir auf den Altar blicken, wie er glüht mit seinem „feuerroten und trüben“ Kupfer, werden wir erinnert, dass Gerechtigkeit und Gericht die Grundfesten des Thrones Gottes sind (Ps 89,15). Er muss Sünde richten: Er wäre nicht der Gott, der Er ist, wenn das nicht so wäre. Daher zeigt jede Darstellung Gottes, in der dieser unwandelbare Charakter des Gerichts ausgelassen wird, einen falschen, nicht den wahren Gott.
Aber am Kreuz unseres Herrn Jesus Christus sehen wir diesen unbeugsamen Wesenszug gepaart mit einer gleichermaßen vollkommenen Liebe in Erbarmen mit dem Sünder. Da ist Gerechtigkeit, so fest und starr, dass das Schwert auf den Sündlosen fällt, der am Ort des Gerichts seinen Platz einnimmt; und da ist Liebe, so voll, so stark, so frei, dass Gottes ewige und unveränderliche Natur sich in zärtlichster Fürsorge erstreckt, indem sie Vergebung, Rechtfertigung und Heil dem verlorenen Sünder anbietet, der in Christi Namen kommt. Christus ging in das Gefängnis und wurde an unserer Stelle gebunden: Die kupfernen Riegel stehen nicht länger zwischen der Seele und ihrer Freiheit. Die Himmel, die Ihm einst wie Kupfer schienen, als Er ausrief: „Mein Gott! Ich rufe am Tag, und du antwortest nicht; und bei Nacht, und mir wird keine Ruhe“ (Ps 22,3), ergießen sich nun in erfrischenden Schauern und sind dem Glauben weit geöffnet, um den Sohn des Menschen auf dem Thron zu sehen, denn Er hat Gottes Wesen in unserer Erlösung großgemacht.
63Anm. d. Red.: In derKing-James-Übersetzung ist von „Schuhen“ die Rede: „Thy shoes shall be iron and brass“, ebenso in der Schlachter 2000. Die Elberfelder, Menge und viele moderne Übertragungen haben hier: „Riegel“.