Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 37,25-29 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Räucheraltar
Die fehlende Anzahl der Hörner – Anbetung in der Gegenwart GottesDie fehlende Anzahl der Hörner – Anbetung in der Gegenwart Gottes
Wir haben bemerkt, dass die Zahl der Hörner und auch die der goldenen Ringe nicht klar angegeben ist. Man vermutet, dass es wie beim kupfernen Altar jeweils vier waren. Aber können wir nicht auch im Schweigen der Schrift hierzu etwas Bedeutsames sehen? Wir hatten bereits die Gelegenheit, zu bemerken, dass Vier die Zahl der Erde, des Geschöpfes, der Erprobung und oftmals auch der Schwachheit ist. Der Räucheralter spricht von Christus als Kanal und Kraft zu himmlischem Lob. Und dabei spielt die Erde keine Rolle. Lob findet im Heiligtum statt, in der Gegenwart Gottes, und wenn der Altar, um dem Zustand des Volkes entgegenzukommen, auch nicht im Allerheiligsten stand, so ist doch offenbar, dass Anbetung in voller Bedeutung unmittelbar in der Gegenwart Gottes geschieht. Zwei Schriftstellen, die mit dem Räucherwerk zu tun haben, werden das bekräftigen.
In 3. Mose 16,2.12 verbietet Gott Aaron, „zu aller Zeit“ in das Allerheiligste zu gehen. Er darf dies nur ein Mal im Jahr tun, und dann mit dem Blut des Sündopfers und einer Wolke des Räucherwerks in der Pfanne. Die so inhaltsreichen Einzelheiten davon werden wir später untersuchen, wenn wir, so es der Wille des Herrn ist, zur Betrachtung des Priesterdienstes kommen. Jetzt soll die Bemerkung genügen, dass die Räucherpfanne in das Allerheiligste gebracht wurde und dort gewissermaßen dem Räucheraltar entsprach.
Die zweite Schriftstelle (Heb 9,3.4) macht das noch deutlicher. Der Hebräerbrief betrachtet den Vorhang als durch das vollkommene Opfer Christi zerrissen. Der „Weg zum Heiligtum“ ist nun offenbart. Dahingegen hatte der Vorhang unter dem Gesetz eine Trennung gemacht. Nur ein Mal im Jahr durfte allein der Hohepriester mit dem Blut des Opfers und dem Räucherwerk in jene furchtbare – weil allerheiligste – Gegenwart treten. Daher wird in der Aufzählung der verschiedenen Gegenstände der „vorderen Hütte“ – dem Gegenbild des wahrhaftigen – der Räucheraltar in einzigartiger Weise ausgelassen und stattdessen finden wir im Allerheiligsten das „goldene Räucherfass“. Am Sühnungstag, wenn der Priester das Allerheiligste betrat, stellte er gewissermaßen die Wahrheit vor, dass der Räucheraltar für den himmlischen Ort bestimmt war. Weil der Altar jedoch außerhalb des Vorhangs blieb, wird stattdessen von dem Räucherfass gesprochen. So ist gerade das Schweigen des Wortes Gottes an dieser Stelle sehr lehrreich.
Haben wir nicht hier den Schlüssel dafür, warum die Zahl der Hörner nicht genannt ist? Beim kupfernen Altar wurde ausdrücklich gesagt, dass es vier waren, denn es kann keine Zweifel geben, dass die Sühnung, von der dieser Altar ja spricht, einen irdischen und weltweiten Aspekt hat. Dahingegen geben die Hörner hier im Heiligtum zwar Zeugnis von dem Blut des Sündopfers, das daran war (3Mo 4,18). Sie stehen aber nicht mit Sühnung in Verbindung (abgesehen davon, dass ihre Früchte dort zur Darstellung kommen), sondern mit dem mächtigen Eintreten und der Anbetung unseres Herrn Jesus Christus. Die Hörner waren die Gipfelpunkte der Ecken und haben damit wohl die Bedeutsamkeit des ganzen Altars hervorgehoben. Auf diese Weise sprechen sie von der Stärke unseres göttlichen Herrn, die Er wirksam als Fürsprecher seines Volkes und als Darbringer ihrer Anbetung einsetzt. Darauf wird also die Aufmerksamkeit gelenkt und nicht auf die Bedürfnisse oder die irdische Stellung der Heiligen, was eine Erwähnung der Zahl Vier nahegelegt hätte. Auch bei den Ringen des Altars fehlt die Zahl Vier. Es hat doch gewiss eine Bedeutung, dass die Zahl der Erde gerade dort, wo man sie natürlicherweise erwartet hätte, nicht zu finden ist.